Mainz. Gundula Gause ist seit 23 Jahren Co-Moderatorin des „heute-journals“. Im Interview spricht sie über Zukunftspläne und Liebe zum Beruf.

Der Pagenschnitt sitzt, ihre Stimme klingt sonor und warm. Gundula Gause (51), Co-Moderatorin neben Claus Kleber, ist seit 23 Jahren das Gesicht des ZDF-„heute-journals“, eines der erfolgreichsten TV-Nachrichtenmagazine Deutschlands. Im Interview spricht Gundula Gause, gebürtige Berlinerin und Mutter zweier Kinder, über ihren durchgetakteten Tag, ihre Sicht auf die Welt und Angela Merkel.

Frau Gause, denken Sie manchmal darüber nach, wie es wäre, sich noch einmal beruflich zu verändern?

Gundula Gause: Gute Frage, komplexe Angelegenheit. Ich mache meinen Job sehr, sehr gerne. Und der beinhaltet nicht nur das, was für den Zuschauer sichtbar ist, nämlich die Präsentation der Nachrichten im „heute-journal“. In der Redaktion ist es meine Aufgabe, mit meinem Team die Nachrichten auszuwählen, Bildmaterial zu suchen, mit den Kollegen von der Börse und auch der Landesstudios Meldungen zu recherchieren – und die Nachrichten auch zu schreiben. Auch wenn die von der Sache her eher negativ sind – ich identifiziere mich im hohen Maß mit meinem Beruf.

Würden Sie sich den Posten von Hauptmoderator Claus Kleber wünschen?

Gause: Das wiederum ist eine lustige Frage! Nein, natürlich wird es aber irgendwann Veränderungen geben müssen. Nochmal 23 Jahre Co-Moderation sind eher unwahrscheinlich … irgendwann wird die Zeit reif für Neues sein.

Auch in puncto Organisation sagt man Ihnen nach, Profi zu sein. Wann stehen Sie auf?

Gause: Mein Tag fängt ziemlich früh um etwa 6.30 Uhr an. Nach dem Frühstück, wenn die Familie „aus dem Haus“ ist, freue ich mich immer richtig auf die Zeitungen. Allmorgendlich bin ich schon am Schreibtisch. Die Kollegen vom „journal“ arbeiten in Schichten quasi rund um die Uhr. In meinen Dienstwochen klinke ich mich um 14.30 Uhr zur Konferenz ein. Wie das bei Journalisten eben so ist, sind die Übergänge fließend. Man liest quasi permanent und verarbeitet Nachrichten.

Räumen Sie sich keine digitalen Auszeiten ein?

Gause: Ich lese gerade das Buch von Manfred Spitzer „Cyberkrank!“, beschäftige mich viel mit dem Thema Digitalisierung. Aber auch ich greife bestimmt zu oft zu meinem Smartphone – kann mich dem Zug dieser Zeit eben auch nicht so leicht entziehen.

Wann schalten Sie denn mal das Telefon aus?

Gause: Eigentlich bin ich fast immer erreichbar, außer nachts … Sechs, sieben Stunden Schlaf müssen sein.

Haben Sie ein Hobby? Was tun Sie, wenn Sie gerade nicht für das „heute-journal“ arbeiten?

Gause: Ab und an gehe ich joggen, setze mich ans Klavier und freue mich über jede Form von Kunst und Kultur. Aber einen Ausgleich im eigentlichen Sinne brauche ich auch nicht. Als politisch interessierter Mensch treibt mich um, was in der Welt passiert. Vieles wird immer komplizierter.

Empfinden Sie das so, wenn Sie die Nachrichtenlage der Welt sehen?

Gause: Ja, die Krisen überlappen sich zunehmend – Konsequenz von Digitalisierung und Globalisierung. Die Finanz- und Schuldenkrise ist noch nicht ausgestanden, da stellen sich neue Herausforderungen durch die immensen Flüchtlingsbewegungen.

Finden Sie Angela Merkel gut, gerade in dieser Zeit?

Gause: Unter uns Frauen bewundere ich sie. Sie ist jetzt seit elf Jahren in diesem schwierigen Amt, in einer auch international noch sehr männerdominierten Politikwelt.

Gibt es Nachrichtenthemen, die Ihnen sehr nahe gehen?

Gause: Ich habe in Paris gelebt und so haben mich die Terroranschläge dort stark berührt. Die Tatsachen, dass Unschuldige Opfer von Gewalt werden, Religion von Terroristen instrumentalisiert wird und extremistische Ausrichtungen zunehmen, sind belastend.

Von Ihnen weiß man, dass Sie evangelische Christin sind. Was bedeutet Ihnen das?

Gause: Nächstenliebe, soziales Engagement als Schirmherrin des Afrikatages für das katholische Hilfswerk Missio oder als Botschafterin im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017.

Worauf freuen Sie sich im Moment?

Gause: Auf den Frankreichurlaub in diesem Sommer mit meiner Familie. Wir planen immer einen guten Mix aus Kultur und Sport. Diesmal geht es erst zur erst zur Kathedrale von Chartres – und dann aber zum Surfen an die Atlantikküste.