Berlin. Von Woche zu Woche wird die RTL-Show „Let’s Dance“ absurder. Jetzt kann man sogar tanzen lassen – und kommt trotzdem eine Runde weiter.
Und wöchentlich grüßt der Discofuchs: Ulli Potofski, Albtraum aller Tanzpartnerinnen, gesegnet mit der Grazie einer Dampfwalze und der Beweglichkeit eines Bügelbretts, ist schon wieder in die nächste Runde spaziert. „Ich kann doch nichts dafür“, hatte er noch die Juroren bei der Punktevergabe zu besänftigen versucht. Und sicher: Die Verantwortung für sein ständiges Weiterkommen liegt allein beim RTL-Publikum. So langsam fragt man sich: Hat Ulli am Ende sogar Chancen auf den Titel?
Dass ein Sportmoderator, der nicht tanzen kann, in einer Tanz-Show weiterkommt, ist aber eigentlich nur konsequent. Schließlich ist es dieselbe Show, in der ein Model moderiert, das nicht moderieren kann. Aber zum Glück gibt es bei „Let’s Dance“ noch Protagonisten, die etwas von ihrem Job verstehen – und dafür entsprechend belohnt werden. Ganze neunmal ließ die Jury in Show acht die zehn Punkte springen. Ein Kandidat knackte sogar wieder die 30 Punkte. Achtung, Spoiler: nicht Ulli Potofski.
Die Highlights im Überblick:
Die neue Favoritin:
Es wird enger an der Spitze. Tanzten sich zu Beginn der Staffel vor allem die Schauspieler Jana Pallaske und Eric Stehfest in den Vordergrund, hat sich zuletzt eine junge Dame hervorgetan, von der man anfangs nur den funkelnden Nachnamen kannte: Victoria Swarovski. Nicht wenige dürften ihr den Stempel „versnobte Tussi“ aufgedrückt haben, müssen nun allerdings feststellen: Sie kann kämpfen. Kurz hintereinander musste sie einen Trauerfall in der Familie wegstecken, dann eine gebrochene Rippe – und ertanzte sich in der letzten Show dennoch die volle Punktzahl. Diesmal gab’s für den Charleston nur zwei Zähler weniger. Da geht was.
Die Bestleistung des Abends:
Keine Punktabstriche machten die Juroren beim HipHop zu „Men in Black“ von Eric Stehfest und Oana Nechiti. „Das war für dich wie ein Elfmeter ohne Torwart und den hast du natürlich verwandelt“, lobte Joachim Llambi: „Das war heute mit Abstand die beste Performance.“
Subtilster Misstrauensbeweis:
„Around the World“ lautete das Motto der Show und da wäre es sicher von Vorteil, wenn man ein paar grundlegende Kenntnisse in Geografie mitbrächte. Dass RTL da bei Sylvie Meis womöglich doch Bedenken hatte, konnten die Zuschauer an einem äußerst dezent auf dem Globus platzierten roten Pfeil erkennen. Damit Sylvie auch ja Indien findet. Sicher ist sicher.
Geschichtsstunde des Abends :
Spätestens jetzt dürfte klar geworden sein: „Let’s Dance“ ist nicht nur Unterhaltungs-, sondern auch Wissenssendung. Dem Bildungsauftrag kam man mit einem Beitrag von Jana Pallaskes Mutter nach, die dem RTL-Zuschauer mal erklärte, wie das wirklich war, damals im Herbst 1989. Denn die Mauer begann doch just in dem Moment zu bröckeln, als Klein-Jana bei einer Schulaufführung Lambada tanzte. Merke: Die Pallaske hat die Mauer niedergetanzt. Nimm das, Hasselhoff!
„Let’s Dance“: So wenig Punkte wie nie
Musikalischer Tiefpunkt:
Wer glaubte, nach dem 90er-Special ginge es musikalisch nicht schlimmer, weiß jetzt, dass das Quatsch war. Poetische Meisterwerke wie „Biste braun, kriegste Frauen“, „Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr“ oder „I bums di“ gab’s beim Discofox-Marathon auf die Ohren. Eigentlich ein Tanz, der Ulli liegen müsste. Eins, zwei, Tep – könnte man schaffen. Und tatsächlich: „Das war das erste Mal, dass man bei Ulli einen Grundschritt erkennen konnte“, urteilte Motsi Mabuse. Trotzdem musste er das Parkett als Erster verlassen. Disco-Queen wurde Victoria Swarovski - und sicherte sich damit zehn Extra-Punkte.
Sportlicher Tiefpunkt:
Wir wussten es ja schon immer: So schlecht wie Ulli hat bei „Let’s Dance“ noch keiner getanzt. Seit Freitagabend ist das sogar amtlich. Magere drei Punkte gab’s für seinen Rock’n’Roll zu Elvis’ „Blue Suede Shoes“ – so wenige wie noch nie zuvor in der Geschichte der RTL-Tanzshow. Und die Jury hätte am liebsten noch weniger Punkte verteilt – wenn die Regeln nicht die Vergabe von mindestens einem Punkt je Juror vorsehen würden. Ulli hätte es ihnen wohl kaum übel genommen, war er bei seinem eigenen Tanz doch mehr Statist als Hauptdarsteller. Die Rolle übernahm Profitänzer Vadim Garbuzov, der Kathrin Menzinger durch die Luft wirbelte, während Ulli rumsaß und einen Hotdog mampfte. Der Herr lässt jetzt also tanzen. Reicht ja trotzdem.
Abschied des Abends:
Denn statt Ulli traf es am Ende Frau „Man kennt mich hauptsächlich als Ex von Oliver Pocher“ Alessandra Meyer-Wölden. Ihr etwas hüftsteifer Merengue brachte ihr zwar 17 Punkte ein – 14 mehr als Ulli zu bieten hatte – doch die Zuschauer schickten sie trotzdem nach Hause. Da half auch die Aufschrift auf ihrer Käppi nichts: „TeamSandy“. Nein. Einfach nein.