Berlin. Der Weg ist das Ziel – zumindest im neuen ZDF-Krimi „Die Toten vom Bodensee“. Denn die Spannung entschuldigt für das ersichtliche Ende.

Kommissar Oberländer knöpft sich den Reitlehrer vor. Als Zeugen versteht sich. Doch der Reitlehrer Josef Fehling scheint zu ahnen, worauf der Polizist eigentlich hinaus will. Es geht um dessen Frau und die Frage, ob sie mit dem Reitlehrer ein Verhältnis hat. „Ich bin und war alleine, Herr Oberländer, auch gestern Nacht.“

Und mal wieder wissen der Kommissar und der Zuschauer nichts. Weder zum Fall, noch zur Affäre. Wieder ergeben alle bisherigen Indizien kein zusammenhängendes Bild mehr. Im dritten Teil der ZDF-Krimireihe „Die Toten vom Bodensee“ ist trotzdem alles am gewohnten Platz: Die Wasser sind tief, die Menschen wortkarg, die Geschichte über mehrere Ebenen – bis ins Privatleben der Polizeikommissare – komplex.

Eine schlafwandelnde Schülerin als düstere Schlüsselfigur

Dass es bei Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) familiär nicht rundläuft, ist unschwer zu erkennen, als dieser gleich in seiner ersten Szene in seinem VW-Campingmobil statt zuhause aufwacht. Er wird zum Fund einer Wasserleiche im Bodensee gerufen. Ebenso wie seine österreichische Kollegin Hannah Zeiler (Nora von Waldstätten), die grenzübergreifend mit ihm zusammenarbeiten soll. Wieder ist es da, das ungleiche Polizeipaar: Er, mit Dreitagebart, hohem Dosenbierkonsum und Parka. Sie mit hautenger Lederjacke, strengem Zopf und kühlem Modelgesicht. Die einzige Gemeinsamkeit der beiden: Hannah Zeiler quält sich ebenso in und durch ihr Privatleben. Bei ihr sind es Kindheitserinnerungen, die besonders dann wiederbelebt werden, als die zehnjährige Schlafwandlerin Noemi Rademacher (Nara Köpfle) auftaucht. Das verängstigte Mädchen kannte die Tote – und spätestens hier ist klar, dass die Story jetzt richtig Fahrt aufnimmt.

Die amerikanische Serie gilt als Vorbild

Wie nach dem Vorbild einer amerikanischen Serie verweben sich jetzt rasant die Handlungsstränge, tauchen neue Personen auf, die allesamt als Verdächtige in Frage kommen – bis dem mitratenden Zuschauer der Kopf qualmt. Sätze von Zeiler wie „Menschen lügen mit einem Alibi, nicht ohne“, die man erst nach dem dritten Nachdenken versteht, sorgen dabei zusätzlich für Denksport.

Das Schöne an diesem undurchsichtigen Krimi ist jedoch: Er unterhält. Keine Chance, mal eben vom Sofa aufzustehen. Zu kleinteilig sind die Hinweise nach dem Täter gestreut – der Zuschauer muss also dran bleiben, um die Auflösung nicht zu verpassen, die übrigens ein bisschen zu sehr nach Schema F angelegt ist. Bei Kommissarin Zeiler, die immer zynisch und verschlossen ist, scheint sich gegen Ende Hoffnung aufzutun. „In dieser Folge merkt Hannah, dass sie so nicht mehr weiterkommt. Sie ahnt, dass sie sich ändern muss,“ erzählt Nora von Waldstätten. Und noch etwas verrät sie: In diesem Jahr sollen zwei weitere Filme von „Die Toten am Bodensee“ gedreht werden. Eine gute Entscheidung.

Fazit: „Stille Wasser“ lebt von dem äußerst kontrastreichen Ermittlerpaar, schönen Landschaftsbildern und einem mysteriösen Kriminalfall, der auf spannende Weise aufgeklärt wird.

Montag, 18. April, ZDF, um 20.15 Uhr