Berlin. ZDF-Ermittlerin Marie Brand hat es Samstag mit einem ungewöhnlichen Fall zu tun. Auch der Film hat ungewöhliche Momente – und Längen.

Simmel nervt. Offen für alles, sieht der arglose Kommissar überall eine Möglichkeit: Der Täter kam von rechts, vielleicht aber auch von links. Er kannte sein Opfer, vielleicht aber auch nicht. Und sowieso, vielleicht war es ja eine Täterin? 40 Prozent der Mordopfer sind Frauen, erzählt er später seiner neuen Freundin Madeleine, die auf Leder und heiße Motorräder steht. In diesem Fall ist es zwar nicht so. Aber wäre es nicht möglich, schon wegen der Geschlechtergerechtigkeit, dass eine Frau den Abzug drückte?

Nur gut, dass an seiner Seite eine starke, entschiedene Kollegin agiert, die beim bloßen Blick auf die Leiche die Tatzeit auf die Stunde genau erkennt. Ohne Marie Brand wäre die Kölner Kripo aufgeschmissen – und wir Zuschauer auch. Pragmatisch, praktisch und so K-UL wie ihr Autokennzeichen lotst sie uns durch den undurchsichtigen Fall, der sich in seinem Verlauf zu einer Kapitalverbrechenaufklärung auswächst. Das schönt wenigstens die Erfolgsbilanz.

Die Polizei bekommt nur wenig geregelt

Ansonsten wäre das Bild, das die Polizei im Samstagskrimi „Marie Brand und die Spur der Angst“ abgibt, ein Fiasko: Die Jungs sind noch nicht einmal in der Lage, zeitnah die dringend benötigten Akten eines alten Falls aus dem Archiv zu besorgen. Sogar dabei muss Marie Brand selbst ran. Mit Mariele Millowitsch als Marie Brand und Hinnerk Schönemann als Jürgen Simmel schickt das ZDF seit 2008 ein Ermittlerpaar ins Krimi-Rennen, das Klischees von männlich-weiblich gerne auf den Kopf stellt: Die Kommissarin ist taff, auch wenn sie keine Waffen mag. Ihr Kollege ist ein Softie, obwohl er sich selbst als Frauenheld sieht. Zusammen bilden sie ein Team, das sich in Gefahrensituationen blind versteht. Und gegen das niemand ankommt, schon gar nicht deren Chef Dr. Engler (Thomas Heinze), ein ewiger Zauderer ohne Rückgrat und eigene Ansicht. Dass diese spaßtreibende Konstellation diesmal an den Rand von Knallchargerei gerät, liegt vor allem an einer schwachen, konstruierten Geschichte. Ernsthafte Ermittlungen sind nicht gewollt. Wo immer ein Witz möglich ist, wird er ausgespielt.

Sonst wäre die Mörderjagd auch zu trist: Der gewaltsame Tod eines Pferdestallbesitzers liefert kaum Anhaltspunkte, bis überraschend ein Ex-Häftling ins Visier der Ermittler gerät – gerade aus der JVA entlassen, nachdem er jahrelang wegen Entführung eingesessen hat. Die Motive für den Mord könnten ebenso weit zurückliegen: Marie Brand und Simmel stoßen bei ihren Ermittlungen auf das ehemalige Entführungsopfer (Rainer Bock) und dessen Ex-Frau (Franziska Petri) sowie auf die im Prozess entscheidende Zeugin (Lina Wendel). Irgendwo in diesem Dickicht aus ehemals schlampigen Ermittlungen, fadenscheinigen Lügen und verschwundenem Lösegeld muss der Mörder zu finden sein. Auf jeden Fall aber lebt er in einem der schönsten Bilderbuchhäuser, die in Köln zu finden sind.

Fazit: Ein Samstagskrimi mit vielen Spuren und Späßen – allerdings auch mit kleinen dramaturgischen Längen.

• Samstag, 9. April, 20.15 Uhr, ZDF: „Marie Brand und die Spur der Angst“