Berlin. Seit der ersten Folge von „Der Alte“ ist Michael Ande als Gerd Heymann dabei. Bei seinem letzten Fall ist aber keine Zeit für Tränen.

Sein letzter Auftritt gerät, so viel sei verraten, wenig spektakulär und passt somit hundertprozentig zu diesem bescheidenen Schauspieler und seiner ewigen Rolle als zweiter Mann. Mit einem schlichten Servus und einem scheuen Lächeln verabschiedet sich Michael Ande alias Kommissar Heymann am heutigen Freitag bei seinem letzten Auftritt in der ZDF-Krimiserie „Der Alte“ von seinen Kollegen und den Zuschauern. Fast 40 Jahre und mehr als 400 Episoden lang spielte der Bayer Ande den Münchner Kommissar und ewigen Assistenten Gerd Heymann. Er hatte kein Problem damit, immer im Schatten eines anderen, des personifizierten „Alten“ eben, zu stehen. „Der Cheftyp bin ich nicht“, sagte er.

„Dass ich 40 Jahre den Heymann spiele und vier ‚Alten‘ assistiere, hätte ich damals nicht gedacht“, erinnert sich der dienstälteste Ermittler des deutschen Fernsehens an seine Anfänge bei der Krimiserie 1977. Sein Boss damals hieß Siegfried Lowitz, es folgten im Lauf der Jahrzehnte Rolf Schimpf, Walter Kreye und schließlich Jan-Gregor Kremp, der im ZDF-Dauerbrenner seit vier Jahren Heymanns Vorgesetzten Richard Voss bei der Münchner Mordkommission II verkörpert.

Emotionaler Abschied hinter der Kamera

Hinter der Kamera ging es emotionaler zu, nachdem seine letzte Szene als Heymann für die Folge „Paradiesvogel“ im Kasten war: „Die letzte Klappe – und was danach geschah, kann ich eigentlich kaum schildern. Wir haben gesungen, geweint und lagen uns in den Armen“, erinnert sich der 71-Jährige. Zuvor durfte der von ihm gespielte Heymann noch seinen letzten Fall lösen, eine verzwickte Geschichte um den Mord an einem jungen Modedesigner, in der es um Moneten, Models und Magersucht geht. Auch in dieser Folge steht Heymann nicht im Mittelpunkt – während die anderen Mitglieder der Mordkommission Spuren nachgehen und Zeugen befragen, sitzt der grauhaarige Kommissar lieber im Präsidium und grübelt über den Fall und seinen bevorstehenden Ruhestand nach. Es ist dann aber doch der geduldige Heymann, der auf einem Foto das entscheidende Detail entdeckt, das zur Aufklärung des Verbrechens führt.

Ein halbes Leben für den „Alten“: Michael Ande hängt seinen Serienjob nach 39 Jahren ohne Differenzen oder irgendwelche Nebengeräusche an den Nagel. Der Vater eines Sohnes freut sich jetzt auf Reisen mit seiner Frau. Er will sein Italienisch verbessern, sich seinen Hobbys, Ski- und Motorradfahren, widmen. „Trubel mag ich nicht“, sagte er einmal. Dabei deutete einiges daraufhin, dass sein Leben trubelig werden könnte. Mit Kassenschlagern wie „Die Trapp-Familie“ avancierte er in den Fünfzigerjahren zum Kinderstar, als 22-Jähriger stand er in dem vierteiligen sogenannten Straßenfeger „Die Schatzinsel“ in der Rolle des Protagonisten Jim Hawkins vor der Kamera. 1977 bot das ZDF ihm die Rolle des Assistenten in der neuen Krimiserie „Der Alte“ an. Es sollte die Rolle seines Lebens werden, von der er sich jetzt verabschiedet hat – mit ein wenig Bedauern, aber viel Lust auf den Ruhestand.

Freitag, 8. April, ZDF, um 20.15 Uhr