Berlin. “Hast du ihn geküsst?“ Bei GNTM wird gestritten und gelästert. Ein Mädchen hat besonders darunter zu leiden.

Mädchen, Mädchen, Mädchen – hach, die Mädchen. Kaum einen Begriff hört man öfter bei „Germany’s next Topmodel“ aus Heidi Klums und – ja – inzwischen auch aus Thomas Hayos Mund, so als handele es sich bei der Gruppe Individuen um eine homogene Masse. Aber sei’s drum. In Folge zehn der aktuellen Castingshowstaffel geht es für – Achtung – „die Mädchen“ gleich wieder heiß her. Bis am Ende eines von ihnen weint.

Es beginnt zunächst wie in einem rosaroten Teeni-Traum: Zwei süße Beachboys Anfang 20 sollen mit den jungen Kandidatinnen Liebesszenen spielen. Die Jury bestehend aus Thomas Hayo und Designer Michael Michalsky möchte das Schauspieltalent der Bewerberinnen erproben. Klar, dass von Mathieu Carrière-Tochter Elena viel erwartet wird, obwohl die nach eigener Aussage mit der Schauspielerei so gar nichts am Hut hat.

Zickenkrieg bricht aus

Leidenschaftliche Trennungsszenen und Heiratsanträge, eben alles was der Erfahrungsschatz eines jungen Mädchens so hergibt, wird in der Challenge ausgereizt. Einige versagen, andere überzeugen. Klar, dass sofort der Zickenkrieg ausbricht. „Hast du ihn etwa geküsst?“, fragt Fata entrüstet. „Aber du hast doch einen Freund“, fügt Jasmin hinzu. Das Thema polarisiert. Und das, obwohl Küssen in der Aufgabe – O-Ton Heidi – „üüüüüberhaupt nicht von den Mädchen verlangt wird.“ Stimmt! Denn damit es gar nicht erst zu lange dauert mit dem Erwachsenwerden, sollen die Mädchen am nächsten Tag heiraten.

Nicht aber einen der Justin-Bieber-Gedächtnis-Boys sollen die Teenager beim Videodreh Ehelichen, sondern Del Keens, ein sogenanntes Ugly-Model. Sagen wir so: Del zählt man nicht zu den wahren Schönheiten. Schiefe Zähne, kaum Hals und einen verdutzt-traurigen Gesichtsausdruck sind seine Makel und die haben aus dem Briten eines der gefragtesten Models der Welt gemacht.

Hübsches Mädchen trifft auf Ugly-Model

Dass die Kandidatinnen nicht wissen, dass Del Keens sie vor der Kamera erwartet, während sie zum Altar schreiten, ist kein Zufall. Mutmaßlich ausgeheckt hat das Modelmama Heidi, die inzwischen nägelkauend und voll frecher Vorfreude auf den Monitor starrt. Junges schönes Mädchen trifft auf weniger schönen älteren Mann. Was will uns der Sender damit sagen?

Während Elena K. (also die andere) sich ein ausgiebiges Grinsen nicht verkneifen kann – den emphatischen Zuschauer überkommen so langsam die Fremdschämattacken –, haben sich andere zusammengerissen und ihren Part bis zu Ende gespielt. Gewonnen hat die Schauspielchallenge letztlich Elena Carrière, die sich darüber gar nicht so sehr freuen kann. Vielmehr plagen die Schöne die Angriffe ihrer Konkurrentinnen.

Diese attackieren die 19-Jährige permanent, allen voran Teilnehmerin Jasmin. Warum, fragt sich der Zuschauer. Sind es die zusammengeschnittenen Interviews, die ein falsches Bild abgeben? Ist alles geskriptet?

„Wir zwei Freunde werden? Never!“

Als die Hamburgerin, die sich bislang als reflektierte Person zeigte, schließlich auch noch bei einem Casting zum Gesicht einer großen Werbekampagne für Haircurler ausgewählt wird, läuft das Fass über. „Die ist so falsch“, grölt Jasmin, die sich nun endgültig als Staffelzicke etabliert hat. „Diese Carrière bekommt alles in den Arsch geschoben.“

Der mutmaßliche Grund ist so simpel wie alt: Neid. Elena sahnte bereits in der vergangenen Folge in Australien das Fotoshooting für Heidi Klums Dessouslabel ab, absolvierte die Schauspiel-Challenge mit Bravour, gewann nun eine große Kampagne für Phillips und sitzt abends eben doch als einzige nicht am Esstisch. „Keiner hat sich für sie interessiert, als sie da alleine saß. Das war schon echt lustig“, sagt Jasmin. Autsch.

Seinen Höhepunkt findet der Streit am Entscheidungstag. Da pfeift Jasmin die ruhige Elena an. „Ich finde dich falsch, du bist fake! Wir zwei draußen Freunde werden? Never!“, brüllt Jasmin Elena an und verlässt die Szenerie melodramatisch, bevor Elena überhaupt den Mund aufmachen kann. Elena lässt schließlich ihre starke Fassade bröckeln und bricht vor laufender Kamera weinend zusammen.

Indes pfeffert Kandidatin Jasmin ihre Wut nochmal dem Kameramann entgegen: „Ich will, dass Elena mir fern bleibt, mich nicht mehr anredet, mir nicht mehr ‘Guten Morgen’ sagt, dass sie mir aus dem Weg geht. Das – wars!“, hört man die Kandidatin rufen und wundert sich nicht.

Nach zehn Staffeln ist es eben nicht mehr überraschend, dass junge Mädchen, die im Fernsehen vor Millionen Zuschauern vorrangig auf ihr Aussehen reduziert und verglichen werden, einander ab und an einmal die Haare ausreißen wollen. Denn am Ende, und da hat Heidi Klum wohl recht, sind es eben: Mädchen.