Berlin. Wie dramatisch der Auftritt von Moderator Ulli Potofski in der RTL-Show „Let’s Dance“ tatsächlich war, zeigte sich erst am Samstag.
Die Überraschung des Abends kam ganz zum Schluss. Doch so sehr man auch darüber gestaunt hat, dass der ungelenke Stehtänzer Ulli Potofski nach seinem Rauswurf aus der ersten „Let’s dance“-Sendung plötzlich wieder im Rennen ist: Die RTL-Show hat es trotzdem nicht gerettet. Wie dramatisch – und emotional – sein Auftritt am Freitag tatsächlich war, wurde allerdings erst am Samstag klar. Aber dazu später mehr.
Wenn der Fernseh-Bildschirm plötzlich schwarz ist, weil man den Countdown fürs automatische Abschalten verpennt hat, dann waren knappe vier Stunden „Let’s Dance“ einfach zu viel. Man fragt sich, warum RTL auch für die neunte Staffel wieder 14 halbwegs prominente Menschen aufs Parkett schickt. Die Fülle an Kandidaten hat der Show schon im vergangenen Jahr nicht gut getan. Und noch schneller als 2015 setzen sich schon jetzt die Favoriten deutlich ab. Warum lässt man Alessandra Meyer-Wölden noch einen staksigen Tango tanzen? Warum muss sich Michael Wendler noch durch einen Jive quälen und warum steckt man Thomas Icke Häßler noch in ein Leder-Outfit, bei dem man Angst haben muss, dass er zwei blanke Pobacken präsentiert, wenn er sich umdreht? Die Finalisten scheinen doch längst festzustehen: GZSZ-Mime Eric Stehfest und Schauspielerin Jana Pallaske räumten in der dritten Show jeweils die volle Jury-Punktzahl ab.
RTL sollte sich neue Co-Moderatorin gönnen
Jana Pallaske überzeugte mit einem leidenschaftlichen Tango, Eric Stehfest brachte mit seinem Contemporary nicht nur die Mama im Publikum zum Weinen. Die Jury war so begeistert, dass sie dem Tänzer wortlos ihre zehn-Punkte-Täfelchen überreichte. Nur eine konnte den Mund leider nicht halten und hat so den womöglich emotionalsten und schönsten Moment der Sendung totgequasselt. Das habe sie ja noch nie erlebt, quietschte Sylvie Meis in die andächtige Stille hinein, „dass die Jury ihre Zähne hinwirft“.
Der Akzent der Niederländerin wirkt ja charmant, ihre Unbeholfenheit allerdings nicht. Und schon gar nicht ihre Aufgesetztheit. Oder ihre Moderationen, die wirken wie halbherzig auswendig gelernt. Oder die sinnentleerten Fragen, etwa: „Diese Favoritenrolle, die kommt bei Euch ganz gut zurecht. Liegt das an deinem Talent?“ Für die Jubiläums-Ausgabe im kommenden Jahr sollte sich RTL eine neue Co-Moderatorin für Daniel Hartwich gönnen.
Wie Ulli Potofski trotz Notfalls in der Familie tanzte
Selbst der wohl größte Überraschungsmoment brachte die Meis nicht zum Schweigen: Ulli Potofski kehrte nicht nur in die Sendung zurück, sondern ist sogar eine Runde weiter. Der Moderator mit den zwei linken Füßen und der Grazie einer Dampfwalze war für Kandidatin Franziska Traub eingesprungen. Die Schauspielerin ist verletzt ausgeschieden: Bänderriss, Knorpelschaden und Knochenabsplitterung im Knie. Sie trägt demnächst OP-Hemdchen statt Glitzer-Kleid. Gute Besserung!
Drama und Tränen bei „Let’s Dance“
Doch zurück zu Potofski: Seine Rückkehr war angekündigt, doch in der Live-Show hieß es dann, er könne aus familiären Gründen doch nicht kommen. In der Sendung hieß es, ein Freund von Potofski sei mit einem Infarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden. Doch plötzlich, nach der zweiten Werbepause, war der Moderator dann doch wieder im Studio – um für seinen kranken Freund zu tanzen. Am Samstag berichtete „Bild.de“ dann allerdings, tatsächlich habe Potofskis Frau einen Herzinfarkt gehabt.
Demnach hatte der Moderator gegen 19.30 Uhr erfahren, dass seine Frau Moni einen Herzinfarkt hatte. Er sei direkt in die Klinik gefahren, sagte der 63-Jährige der „Bild“, dort habe ihm der behandelnde Arzt gesagt, dass keine Lebensgefahr bestehe. Seine Frau habe ihn in die Show geschickt, heißt es weiter, sie habe gesagt: „Mach es. Geh hin, lächle dabei und denk an mich.“
Potofski kündigt Spende für Kinderklinik an
Er habe gemerkt, „dass Geld so schrecklich unwichtig ist“, sagte Potofski nach seinem Slow Fox in der Show, der mehr Spaziergang als Tanz war. Dabei hatte er sich nach seinem ersten Ausscheiden in der Show jede Menge Kritik einstecken müssen, als er ehrlicherweise zugab, die Show auch des Geldes wegen gemacht zu haben. Für seine Ankündigung, 2500 Euro an eine Kölner Kinderklinik spenden zu wollen, gab’s dann wieder wärmenden Applaus.
Vielleicht war es diese kleine Wohltat, die ihn in der Gunst des Publikums wieder hat steigen lassen. Oder aber Vegan-Koch Attila Hildmann hat es einfach übertrieben mit seiner Eigenwerbung und seinem ständigen Reden über den Verzicht auf tierische Produkte. Fakt ist: Potofski darf (oder muss) in der nächsten Woche noch mal ran, Hildmann ist raus und kann jetzt wieder Kochbücher schreiben.
Icke Häßler schmollt im Abseits
Ihm half auch nicht, dass er für Thomas Häßler in die Bresche sprang. Der hatte zuvor von Juror Joachim Llambi nämlich nur einen mickrigen Punkt bekommen. Dem Ex-Fußballer gehe es gar nicht gut, beschwerte sich Hildmann. Für jemanden, der Deutschland mal ins WM-Finale geschossen hat, sei das eine Degradierung.
Das soziale Engagement schien ihm aber so recht niemand abzunehmen. Häßler nimmt schließlich freiwillig an der Show teil. Und jemand, der tanzt wie ein Zweitklässler, der vergessen hat, für die Schulaufführung zu üben, darf sich über insgesamt fünf Jury-Punkte nicht beschweren. „Der Stier ist tot. Vor Lachen gestorben“, urteilte Joachim Llambi über Ickes Paso Doble.
Spannend wird’s erst wieder im Finale
Und was hat der Zuschauer noch bis zum Finale zu erwarten? Spannend wird wohl nur die Frage, ob Eric Stehfest oder Jana Pallaske Dancing Star 2016 wird. Um Platz Drei dürften Glitzerstein-Spross Victoria Swarovski und Beachvolleyballer Julius Brink streiten. Kleine Chancen hat vielleicht auch noch Sarah Lombardi. Vorher glanzlos ausscheiden wird der Rest: Alessandra Meyer-Wölden, Michael Wendler, Nastassja Kinski, Sonja Kirchberger und Thomas Häßler. Ulli Potofski wird freilich auch kein Dancing Star. Aber vielleicht sorgt er wenigstens noch für ein paar Lacher bis zum Finale. Der Weg dahin wird lang und zäh.