London. Benedict Cumberbatch ist wieder als Sherlock Holmes unterwegs - im viktorianischen London. Wie er sich schlägt, verraten wir hier.
Am Ende ist der Fall natürlich gelöst. Das darf man verraten, das war zu erwarten, schließlich ermittelt hier Sherlock Holmes. Trotzdem bleiben Fragen nach diesen 90 Minuten, die die einzigen sind, die es in diesem Jahr vom britischen Meisterdetektiv und seinem Freund Dr. Watson zu sehen gibt. Zumindest in der Version, in der die beiden von Benedict Cumberbatch und Martin Freeman gespielt werden. Beide sind nämlich derzeit so beschäftigt, dass die Zeit nicht für eine volle vierte Staffel mit den üblichen drei Folgen gereicht hat, sondern nur für ein „Special“: „Die mörderische Braut“.
Zeitreise ins viktorianische London
Nun ist das mit einem Special immer so eine Sache. Es soll schon etwas anders sein, gleichzeitig aber irgendwie vertraut, soll alte Fans nicht vergraulen, Menschen, die eher zufällig einschalten, nicht verständnislos zurücklassen. Deshalb haben die Drehbuchautoren Mark Gatiss und Steven Moffat ihren Schützling auf eine Zeitreise ins viktorianische London geschickt. Das klingt zunächst paradox, weil das besondere an diesem Sherlock ja gerade ist, dass er – ähnlich wie später in der Serie „Elementary“ – im 21. Jahrhundert ermittelt.
Weil man sich allerdings nach drei Staffeln bereits so an den modernen Holmes gewöhnt hat, funktioniert der Ausflug in die Vergangenheit überraschend gut. Zumal Cumberbatch den Meisterdetektiv in gewohnt gekonnter Manier anlegt. Auch die anderen bekannten Figuren fühlen sich sichtlich wohl in der für sie eigentlich fremden Zeit, und wer sich ein wenig auskennt in der Serie, der hat großen Spaß daran, zu beobachten, wie die Schauspieler augenzwinkernd mit ihren Rollen spielen.
Der Zuschauer muss auch Detektiv werden
So geht es in höchstem Tempo mit der üblichen Prise Humor und teils extravaganten Kamerafahrten durch ein wunderbar atmosphärisches London an die Lösung des Mysteriums. Am Tag ihrer Hochzeit hat eine junge Braut auf spektakuläre Weise Selbstmord begangen, schleicht aber schon am nächsten Tag wieder durch den Londoner Nebel und erschießt ihren Ehemann. Und der bleibt nicht der einzige Tote. Die Lösung, da muss man mal meckern, kommt ein wenig bieder daher. Aber das ist nicht das Problem, damit kommt man klar.
Am Ende wird es etwas verwirrend
Schwierig wird es im letzten Drittel dieser 90 Minuten, in denen plötzlich deutlich wird, dass dieses Special mehr sein will, als es anfangs vorgab zu sein, als es eine Brücke bildet zwischen der dritten und der – noch nicht abgedrehten – vierten Staffel. Immer wieder wechseln plötzliche die Zeitebenen, verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Selbst Erzfeind Moriarty kehrt zurück und führt den Meisterdetektiv an seine Grenzen. Wer die Folgen zuvor nicht gesehen hat, kann bald kaum noch folgen, aber selbst hartgesottene Fans müssen jede Sekunde aufpassen, um sich nicht rettungslos in Sherlocks „Gedächtnispalast“ zu verlaufen.
Fazit: Gewohnt aufwendig produziertes Special mit hervorragender Besetzung, das etwas zu viel will und Nichtfans gegen Ende deshalb überfordert. Aber auch Kenner bleiben mit vielen ungelösten Enden zurück.
K ARD, Ostermontag, 21.45 Uhr