Berlin. Im neuen „Urbino-Krimi“ hat es Polizist Roberto Rossi mit einem rastlosen Toten zu tun – und ist umgeben von schillernden Gestalten.

Er verteilt nicht nur Knöllchen an Falschparker, sondern stolpert schon mal über die ein oder andere Leiche, was verzwickte Mordermittlungen nach sich zieht. Doch Roberto Rossi (Leonardo Nigro) ist nicht nur Polizist mit Leib und Seele, sondern auch ein waschechter, und das heißt genussfreudiger Italiener, der in seinem geliebten Heimatstädtchen Urbino selbstverständlich einen eigenen Olivenhain bewirtschaftet. Dumm nur, wenn ausgerechnet dort eine Leiche unterm Olivenaum sitzt, die dann auch noch theatralisch nach vorne kippt, als ihr eine reife Frucht auf den Kopf fällt.

Das ist nur eine der vielen schrägen und ungewöhnlich gefilmten Szenen, die auch den zweiten Fall der ARD-Reihe „Der Urbino-Krimi“ um den gemütvollen Poliziotto Rossi prägen. Der Krimi ist nach einer Romanvorlage von Uli T. Swidler gedreht und hat den naheliegenden, aber irreführenden Untertitel „Mord im Olivenhain“.

Die Spur führt in die Katakomben Urbinos

Denn der Tote, ein Professor namens Saltari und ausgerechnet der Mentor von Rechtsmedizinerin Malpomena del Vecchio (Katharina Wackernagel), wurde gar nicht in Rossis Olivenhain ermordet, sondern ganz woanders. Fußabdrücke weisen jedoch darauf hin, dass die Leiche irgendwie in den Hain gelatscht sein muss, was dem ziemlich abergläubischen Poliziotto den kalten Angstschweiß auf die Stirn treibt. Dazu kommt, dass Stadtstreicher Luigi (Axel Neumann) von einem grauenhaften Golem berichtet, der ihn in der Nacht von Saltaris Tod in den Gassen von Urbino über den Haufen gerannt haben soll. Ausgerechnet die Nervensäge Thilo Gruber (Hannes Jaenicke), der in Urbino seinen Ruhestand genießende Ex-Kommissar aus Deutschland, bringt Rossi auf die richtige Spur. Und die führt in die Katakomben Urbinos.

Hannes Jaenicke mimt den Kontrollfreak, Wackernagel die Pathologin

Bemerkenswerte Kameraeinstellungen, ungewöhnliche Großaufnahmen und eine an Traumbilder erinnernde, leicht surrealistische Farbgebung: Der deutsche Regisseur Uwe Janson schafft es auch im zweiten Fall der Urbino-Krimireihe, eine ganz besondere Atmosphäre zu erzeugen. Entfernt erinnert sie an Federico Fellini und andere Meister des italienischen Kinos. Dazu kommt ein herrlich schillerndes Ensemble aus Gestalten, die jedem Münster-„Tatort“ Konkurrenz machen könnten. So residiert Rossis Chef Nevio Cottelli (Tonio Arango), der hinter dem Mord an Saltari die Mafia vermutet, in einem alten Palazzo und gebärdet sich ganz wie ein exaltierter italienischer Adeliger. Im Designerfummel und mit Stöckelschuhen, die sie auch beim Gang in die unterirdischen Katakomben nicht ablegt, gibt Katharina Wackernagel eine höchst ungewöhnliche Pathologin. Und Hannes Jaenicke mimt den kontrollwütigen Deutschen, der in der italienischen Region Marken das süße Leben genießen will, ohne sich wirklich darauf einzulassen.

Fazit: Charmant. Da ist es durchaus verschmerzbar, dass der Kriminalfall arg konstruiert wirkt und der Spannungsbogen zuweilen durchhängt.

• Donnerstag, 24. März, ARD, um 20.15 Uhr