Im ARD-Film „Die Informantin“ hilft Aylin Tezel Ken Duken bei Ermittlungen. Die übliche Thriller-Story besticht mit tollen Darstellern.

Die Geschichte erinnert an „Auf kurze Distanz“, einen Thriller über illegale Wetten und entsprechende Manipulationen, den die ARD kürzlich gezeigt hat: Ein Mensch soll sich im Auftrag der Polizei in eine ihm völlig fremde Welt einschleusen, das Vertrauen eines Verbrechers gewinnen und den Mann schließlich ans Messer liefern.

Weil durch die extreme Nähe tiefe Gefühle entstehen, befindet sich der Spitzel schließlich in einem moralischen Dilemma. In „Auf kurze Distanz“ war es allerdings ein Polizist, der sich auf das gewagte Spiel einließ.

Die Jurastudentin finanziert ihr Studium durch Diebstahl

Hauptfigur in „Die Informantin“ ist eine Jurastudentin (Aylin Tezel), die nur deshalb in die missliche Lage geraten ist, weil sie ihr Studium durch Diebstahl finanziert. Das ist zwar nicht sonderlich glaubwürdig, weil eine Vorstrafe das Ende jeder juristischen Karriere bedeuten würde, aber diese Kons­truktion ist die Voraussetzung für den Rest der Filmhandlung (Buch: Ulrike Stegmann, Christof Reiling).

Als Aylin (wie auch die Schauspielerin heißt) tatsächlich vor Gericht landet, macht Drogenfahnder Jan (Ken Duken) vom Stuttgarter LKA ihr ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: Sie soll sich an den Rauschgiftschmuggler Musab (Timur Isik) ranmachen und zu seiner Verhaftung beitragen. Im Gegenzug bekommt sie eine neue Identität und das Urteil wird getilgt, sodass sie weiter studieren kann.

Die Spannung vieler Szenen resultiert aus der Identifikation mit der Hauptfigur, die sich immer wieder in Situationen bringt, in denen sie sich besser nicht erwischen lassen sollte.

„Die Informantin“ überzeugt durch die Hauptdarstellerin

Wenn man weiß, dass Regisseur Philipp Leinemann mit seinem Polizeifilm „Wir waren Könige“ 2014 eins der aufregendsten Kinodebüts seit Jahren hingelegt hat, fällt seine Inszenierung diesmal eine Nummer kleiner aus. Dafür hat „Die Informantin“ eine wunderbare Hauptdarstellerin zu bieten.

Der Entwurf der Titelfigur ist – von den eingangs angemerkten Einwänden abgesehen – eine großartige Rolle, die Aylin Tezel perfekt ausfüllt. Die Geschichte wird zwar aus ihrer Perspektive erzählt, aber trotzdem bleibt offen, was sie wirklich fühlt: Ist sie in Jan, mit dem sie eine Affäre beginnt, verliebt, oder spielt sie nur mit ihm?

Ausgezeichnet sind die Momente, in denen Aylin die beiden Männer in ihren Bann zieht. Im emotionalen Nahkampf ist Timur Isik zudem glaubwürdiger als bei seinen Auftritten als Drogenboss. Die familiäre Aufteilung – Musab ist der clevere Kopf, sein Bruder Furkan (Adrian Saidi) der Mann fürs Grobe – ist ohnehin etwas schlicht.

Jeder ist sich selbst der Nächste

Im Prolog ist es allerdings Musab, der die Drecksarbeit übernimmt: Als er rausfindet, dass sein Cousin ihn an die Drogenfahnder verraten hat, erschießt er ihn. Ein Schicksal, das Jan seinem nächsten Spitzel verschweigt. Auch das macht die Geschichte so spannend: Jeder ist sich selbst der Nächste; es sei denn, die Gefühle machen den Figuren einen Strich durch die Rechnung.

Fazit: Die Geschichte ist interessant, folgt aber über weite Strecken den üblichen Thrillermustern. Dafür sind Aylin Tezel und Ken Duken herausragend.

Samstag, 19. März, um 20.15 Uhr, ARD