Essen. Der ARD-Film „Frau Pfarrer & Herr Priester“ setzt, wie der Name vermuten lässt, auf Religion – und er hat Potenzial zum Serienstoff.

Es ist schon erstaunlich, dass das Fernsehen immer wieder Geschichten über den Klerus erzählt, obwohl Religion und die beiden christlichen Kirchen im Leben vieler Menschen angeblich eine immer geringere Rolle spielen. „Oh Gott, Herr Pfarrer“ (ARD, 1988) und „Mit Leib und Seele“ (ZDF, 1989–1993) sind zwar lange her, aber „Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen“ (ZDF, seit 2013) geht noch in diesem Jahr in die vierte Staffel.

Mit „Frau Pfarrer & Herr Priester“ präsentieren die Autoren Sylvia Leuker und Benjamin Röskau gleich zwei solcher Figuren, die schon allein deshalb das Potenzial zum Serienstoff haben, weil sie evangelisch und er katholisch ist und der Stoff für Geschichten nicht ausgehen wird. Das Drehbuch übertreibt die religiösen Feinheiten zwar nicht, aber das Autorenpaar schöpft die Auseinandersetzung über unterschiedliche Auffassungen in religiösen Fragen kräftig aus, zumal Toni Seidl (Martin Gruber) Jesuit ist und somit zur „Speerspitze des Glaubens“ gehört.

Interessante und glaubwürdige Hauptfiguren

Ähnlich wie in romantischen Komödien verbindet die alleinerziehende Mutter Rieke Schmidt (Birge Schade) und den gezwungenermaßen alleinstehenden Pfarrer Toni Seidl zunächst eine herzliche Abneigung, aber schließlich kämpfen sie gemeinsam für die gleiche Sache. Natürlich sind dem Priester, was die Liebe angeht, gewissermaßen die Hände gebunden, aber das schließt ja nicht aus, dass er in einer möglichen Fortsetzung in Konflikt mit dem Zölibat gerät.

Zugespitzt wird der Kontrast durch einen sozialen Faktor. Die Geschichte spielt in München-Bogenhausen; die Pfarrerin repräsentiert den eher prekären und überwiegend evangelischen Teil der Bevölkerung, der Pastor die wohlhabenden Katholiken. So sehen auch ihre Kirchen aus: Schmidts Gotteshaus ist protestantisch schlicht, Seidl darf in einer prunkvollen Barockkirche predigen. Er hat sein Amt gerade erst angetreten und gerät sogleich in einen Konflikt zwischen dem ebenso unsympathischen wie einflussreichen Wortführer des Kirchenrats, Gregor Häusler (Erwin Steinhauer), und der Pastorin: Im Rahmen der Ökumene unterstützt die katholische Pfarrgemeinde ein Jugendzentrum, das die katholischen Kinder aber gar nicht nutzen. Häusler will es abreißen lassen und stattdessen eine Seniorenresidenz errichten. Zur Überraschung der Pfarrerin setzt sich auch der katholische Kollege für den Erhalt der Freizeiteinrichtung ein, die für viele Kinder ein zweites Zuhause geworden ist.

Glaubwürdige Besetzung

Die beiden Hauptfiguren sind interessant und glaubwürdig besetzt. Birge Schade überzeugt als Frau mit großem Herzen, die einen obdachlos gewordenen Nachbarn (Rainer Piwek) im warmen Heizungskeller wohnen lässt.

Und Martin Gruber, bekannt aus der Serie „Die Bergretter“, ist ein fescher Priester, der sich nicht nur durch eine gewisse Bodenständigkeit auszeichnet, sondern auch ungeniert die Polizei anschwindelt, als die beiden auf Riekes Motorroller nicht mehr ganz nüchtern in eine Kontrolle geraten. Bloß die Umsetzung durch Serienregisseur Sebastian Sorger ist ein bisschen einfallslos. Ganz selten gibt es mal eine ungewöhnliche Einstellung. Dafür fließt die Kamera mitunter ein bisschen viel; ein visuelles Konzept ist trotzdem nicht erkennbar.

Fazit: Der Stoff ist durchaus originell umgesetzt. Schon allein die Idee der interkonfessionellen Schafkopfrunde mit Pastorin, Priester, Rabbi und Imam ist eine Fortsetzung wert.

• Freitag, 18. März, ARD um 20.15 Uhr