Berlin. Terror in Duisburg: Anna Loos spielt im ZDF-Krimi wieder LKA-Kommissarin Helen Dorn. Sie wird in ihrem neuen Fall selbst zum Opfer.

So viele mögliche Täter, so viele Motive. Und doch kaum verwertbare Spuren. Doch dann das: In einem Bekennervideo, das der Polizei kurz nach der Explosion zugespielt wird, nimmt ein junger, deutscher Islamist die Verantwortung auf sich. Wäre da nicht das Bauchgefühl von Helen Dorn, der einsamen Wölfin des Düsseldorfer LKA, wäre der Bombenanschlag in der Duisburger Innenstadt, bei dem fünf Menschen starben, nach wenigen Minuten geklärt.

Allerdings stirbt der Islamist bei der Festnahme im Kugelhagel der Polizei und kann keine Aussage mehr machen, wie, wieso und mit wem er die Terrortat geplant hatte. Der ermittelnde Beamte will den schnellen Erfolg und mit den Erkenntnissen gleich an die Presse.

Nur Helen Dorn, die zufällig selbst bei dem Anschlag verletzt wurde, stellt sich quer: Weiß sie etwas, was ihr Kollege Renko nicht weiß? Oder braucht sie nach dem erlittenen Knalltrauma psychologische Hilfe?

Die kühle, knallharte Einzelkämpferin

Helen Dorn lässt sich in ihrem neuen Fall „Gefahr im Verzug“ nicht beirren. Obwohl sie eigentlich krank geschrieben ist und schon bei einem zu lauten Geräusch unfreiwillig in die Knie geht, ermittelt sie auf eigene Faust weiter. Anna Loos spielt sie als kühle, knallharte Einzelkämpferin, die in ihrem fünften Fall eigenbrötlerisch gegen die Außenwelt handelt.

Wortkarg und misstrauisch gegen jedermann, selbst gegen Kollegen, erscheint diese Ermittlerin auch immer ein bisschen pampig. Keine nette Person, der Zuschauerherzen zufliegen. Eher eine, die in jedem Auftritt zeigen muss, wie stark, unabhängig und überlebenswillig sie ist. So glaubt sie bald auch, dass auf einen schwachen, sentimentalen Moment gleich eine Strafe folgen muss.

Der Mann, mit dem sie spontan eine Nacht verbrachte, bestellte sie vorher an den Platz, wo die Bombe explodierte. Was kann er anderes sein als ein Mittäter?

Düstere Verschwörungsgeschichte aus dem Ruhrgebiet

Vor dem scheinbar aktuellen Hintergrund eines Terroranschlags entblättert Regisseur Alexander Dierbach nach und nach eine wahrhaft düstere Verschwörungsgeschichte. Hin und wieder scheint ein bisschen Sonne über der Ruhrgebietsstadt, mehr aber auch nicht.

Dafür lässt er zusammen mit Drehbuchautor Mathias Schnelting mehr als ein Dutzend zwielichtige Gestalten auflaufen. Bis endlich der komplizierte Fall gelöst wird.

Das sind alles Männer – auf den ersten Blick harmlose, oft dumme, eitle, schwache, aber in Wahrheit nie simple Monster. Alle scheinen sich von früher zu kennen, alle sind irgendwie miteinander verbandelt. Und wenn sie Familie und Freunde haben, dann haben sie auch viele Gründe, warum sie offenbar nicht anders handeln können.

Diese komplexe Erzählweise spiegelt die Wirklichkeit wider, wo in den meisten Fällen auch nicht bloß ein Motiv zu einer fatalen Entscheidung führt. Einen 90-Minuten-Krimi kann eine so forcierte Vielschichtigkeit aber doch überfrachten: Zu viele Bösewichte verderben den Spaß.

Fazit: Ein überaus komplizierter Fall vor dem Hintergrund angeblich von Migranten begangener Kriminalität.

Samstag, 5. März, 20.15 Uhr im ZDF