Washington. Die vierte Staffel „House of Cards“: Underwood lernt neue Seiten an seiner Frau kennen. Und der Zuschauer muss an Donald Trump denken.

Seit Donald Trump nicht mehr in der Fernseh-Show „The Apprentice“ Möchtegern-Unternehmer feuert sondern Washingtons gesamte politische Klasse entlassen und mit Hilfe des Volkszorns ins Weiße Haus einziehen will, hat Frank Underwood keinen ganzen leichten Stand mehr. Der machiavellistisch veranlagte Präsident aus der preisgekrönten und dem echten Politik-Intrigantenstadl zwischen Kapitol und White House entlehnten Netflix-Serie „House of Cards“ erscheint vielen im Vergleich zu Trump als gar nicht mehr so übel. Hat die Wirklichkeit die Fiktion überholt?

Wer ab Freitag die 13 neuen Folgen der vierten Staffel anschaut, in Deutschland auf dem Bezahlsender Sky möglich, wird vielleicht manchmal zusammenzucken und sich fragen: Und was, wenn das Erfundene wahr wird?

Parallelen zwischen Fiktion und Realität

Einer, der es qua Amt wissen müsste, ist Kevin Spacey. Der an Shakespeare geschulte Großschauspieler verkörpert mit maliziöser Niedertracht Frank Underwood. Kürzlich stellte er sich am Telefon einigen Journalisten. Diese Zeitung war dabei und spürte nach wenigen Minuten: Spacey hätte gerne vom Leder gezogen. Allein, wann immer nach Schnittmengen gefragt wurde, legte der Mime sein präsidiales Veto ein. Die Trennlinien seien ihm schon „verschwommen“ genug. „Ich sollte darauf nicht weiter ernsthaft antworten.“

Dabei sind Parallelen nicht zu übersehen. In den ersten sechs neuen Episoden, die um einiges dramatischer als die dahin plätschernden Vorgänger geraten sind, versucht sich der nach Mord und Erpressung ins Oval Office eingedrungene Underwood mit Hilfe seines zu jeder Schandtat fähigen Stabschefs Doug Stamper (Michael Kelly) Gefolgschaft für eine zweite Amtszeit zu sichern.

Und schon fühlt man sich zumindest als US-Korrespondent ein bisschen wie im echten Leben: Es wird in South Carolina wahlgekämpft. Eine schwarze Kongress-Abgeordnete spielt eine zentrale Rolle. Und ein rassistischer Geheimbund. Stopp! Hat nicht gerade Donald Trump mit zu viel Nähe zu einem ehemaligen „Grand Wizard“ des Ku-Klux Klan (KKK) zu kämpfen? Und was steckt hinter dem jüngsten Bericht der „Washington Post“, das Trumps Vater Fred 1927 bei einer blutigen Straßenschlacht des KKK in New York verhaftet worden sein soll? Schnitt. Zurück in die Phantasiewelt.

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Spoiler-Alarm: Wer völlig unbefleckt in die neue Staffel gehen will, sollte den folgenden Absatz überlesen.

Frank Underwood steht diesmal nicht zuvorderst sein von Zynismus getränkter Ehrgeiz im Weg. Sondern Claire. Die von Robin Wright wieder hinreißend untertemperiert gespielte First Lady liegt nach einem Zerwürfnis am Ende der dritten Staffel nicht nur emotional mit POTUS im Krieg. Sie bastelt im Stile einer Lady Macbeth, die das Messer selbst in die Hand nimmt, an einer eigenen Karriere. Frank ist not amused. Mann und Frau stellen sich fortan böse Fallen. Bis ein Super-Gau die Power-Familien-Konstellation durchschüttelt, wie es der Psycho-Guru Bert Hellinger nicht besser gekonnt hätte. Mehr darf man laut Vertrag hier nicht verraten. Sonst läuft der Firma Sony Pictures eine Laus über die Leber.

Weil sich der für seine Rücksichtslosigkeit bekannte Bauunternehmer Trump zuletzt als Dreckschleuder-in-Chief positioniert hat und Underwood in manchem ähnlich scheint, hätte man gerne gewusst, was der eine über den anderen wirklich denkt. Aber Kevin Spacey will nicht. Geduldig erklärt er, dass er sich den Underwood nur überstreift: „Ich bin das nicht. Das hat mit meinem Leben nichts zu tun.“ In dem ist Spacey seit Ewigkeiten Demokrat. Er hat in den 80er Jahren Ted Kennedy unterstützt, später auch Bill Clinton und Barack Obama.

Frank Underwood würde Trump umbringen

Was gerade bei den Republikanern vorgeht, erinnert Spacey an 1968. Damals wollte der Gouverneur von Alabama, George Wallace, ein reinrassiger Rassist, Präsident werden. Was am Ende Richard Nixon vereitelte. Und wer vereitelt Donald Trump?

Frank Underwood wüsste wie. „Er würde ihn umbringen. Trump würde es gar nicht bis zu Wahl schaffen. Aus. Vorbei“, beschied der Schauspieler im Herbst Interview-Fragen und schloss kategorisch aus, dass sich Underwood und „The Donald“ bei einer Fernsehdebatte über den Weg laufen könnten. „Er würde gar nicht hinkommen. Auf dem Weg würde es einen schrecklichen Unfall geben.“

Damals wurde Trumps Kandidatur als Geschmacksverirrung gewertet. Heute versetzt er die Republikaner in Angst und Schrecken. „Amerika kriegt, was es verdient“, zitiert Spacey seinen Rollen-Charakter. Robin Wright sagt es so: „Die Wirklichkeit ist schräger als die Fiktion. Es ist wahnsinnig, was gerade passiert.“