Berlin. Was gefällt den Amerikanern bloß am umstrittenen Donald Trump? Sandra Maischbergers Talk-Runde lieferte die üblichen Deutungsmuster.

Wie kann es sein, dass ein Mann, der sich für Folter und Todesstrafe einsetzt, Muslimen die Einreise verbieten und einen Zaun an der Grenze zu Mexiko errichten lassen will, reihenweise Vorwahlen gewinnt? Wer kann das noch verstehen? Das wollte auch die Redaktion von Sandra Maischberger wissen. Der Titel der Sendung am Mittwochabend: „Trump for President: Wer versteht die Amerikaner?“

Doch den Gästen ging es zunächst weniger um die Befindlichkeit der Amerikaner, als um die Befindlichkeit eines einzelnen, sehr umstrittenen Amerikaners, eben Donald Trumps. Und einer der Gäste redete sich gleich in den Vordergrund. Auf der Seite Trumps stand Nadja Atwal. Die PR-Unternehmerin lebt seit mehr als einem Jahrzehnt in Amerika und hat für Immobilien-Tycoon Trump gearbeitet. „Ein leidenschaftlicher Mensch“, beschrieb sie den Milliardär. Und: „Er weiß, wie man mit wenig Aufwand viel Sendezeit bekommt.“ Das mussten die anderen Gäste kopfschüttelnd hinnehmen: WDR-Intendant Tom Buhrow, der ehemalige US-Botschafter John Kornblum und Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele.

Bei Konkurrenz schwindet die Hoffnung

Doch so oder so, Trump räumt ab. Alles scheint auf ein Duell zwischen ihm und Clinton hinauszulaufen. Der 69-Jährige gewann beim „Super Tuesday“ sieben von elf Abstimmungen, teilweise mit großer Mehrheit. Zuvor hatte er bei den Vorwahlen schon drei von vier Bundesstaaten erobert. Bei seinen beiden Rivalen, den US-Senatoren Ted Cruz und Marco Rubio, schwinden allmählich die Hoffnungen. Der Stand nach den Vorwahlen am Dienstag: Trump vereint 258 Stimmen der Delegierten auf sich, Ted Cruz 161, Marco Rubio gerade mal 87.

Was treibt die Amerikaner? John Kornblum, ehemals US-Botschafter in Berlin, nahm schon in vielen Talkshow-Sesseln auch die Rolle des Botschafters für die amerikanische Befindlichkeit ein. Nun also noch einmal: „Er hat einen Nerv getroffen“, sagte Kornblum – und zwar die Abneigung vieler Amerikaner gegen das Establishment. In einem Land der Extreme komme sein Stil gut an, sprang ihm der frühere USA-Korrespondent Tom Buhrow bei. „Was er sagt, ist nicht wirklich wichtig, wichtig ist die Ablehnung gegen das Establishment. Der Stinkefinger“, so Buhrow. Es sind die immer gleichen Erklärungsmuster, die so oder ähnlich schon oft erwähnt wurden.

Doch der Siegeszug sei auch ein Zeichen der Zeit, sagt John Kornblum. „Man kann die Sache nur verstehen, wenn man sieht, dass wir mitten in einer großen Revolution sind, einer digitalen“, so der Ex-Botschafter. Trump habe das im Gegensatz zu Clinton verstanden. Maischberger fragte nicht nach. Nächster Punkt: Außenpolitik.

Ströbele: „Da wird mir angst und bange“

Bodentruppen in Syrien? Ströbele: „Ich bin immer hin und hergerissen, ob ich das ernst nehmen soll oder nicht“, sagt Ströbele. Wenn Trump – sollte er tatsächlich zum Präsidenten gewählt werden – das durchsetzen würde, was er ankündigt, könne das nur fürchterlich enden. „Ohne jede Hemmung Krieg führen. Da wird mir angst und bange“, so der Grüne.

Dann ein harter Schnitt, ein neuer Gast: Debra Milke aus Berlin, die 22 Jahre lang unschuldig in einer US-Todeszelle einsaß, stieß zur Runde. Sie war beschuldigt worden, den Mord an ihrem vierjährigen Sohn in Auftrag gegeben zu haben. Erst im Jahr 2015 ordnete ein US-Berufungsgericht ihre Freilassung an. Ein Justizirrtum. Irrsinn. Ihre Geschichte verdeutlichte, wie aberwitzig Trumps Einsatz für die Todesstrafe ist. Die Moderatorin räumte Milke beinahe die letzte halbe Stunde der Sendung ein. Wenn ihre Geschichte eines erzählt, dann das: In den Vereinigten Staaten scheint vieles möglich, was anderswo undenkbar wäre. Und das muss – vor allem mit Blick auf Trump – nichts Gutes bedeuten.