Washington. Als US-Präsident Frank Underwood kennt TV-Darsteller Kevin Spacey keine Skrupel. Aber was hält er von Donald Trump? Eine heikle Frage.

Seit Donald Trump nicht mehr in seiner Fernseh-Show „The Apprentice“ Möchtegern-Unternehmer feuert, sondern im realen Leben 45. Präsident der USA werden will, tut Orientierung Not. Ist das alles nur ein Albtraum? Kann man ihn abwenden? Und wenn nicht: Was droht Amerika und der Welt nach dem Erwachen?

Einer, der es wissen könnte, ist Kevin Spacey. Bevor der preisgekrönte Schauspieler ab nächsten Freitag in der vierten Staffel der Polit-Intrigantenstadl-Serie „House of Cards“ im US-Fernsehen wieder in die Rolle des machiavellistisch veranlagten Präsidenten Frank Underwood schlüpft, stellte er sich jetzt den Fragen internationaler Journalisten.

Kevin Spacey ist beim Thema Trump vorsichtig

Wann immer der naheliegende Versuch unternommen wurde, Schnittmengen zwischen dem TV-Drehbuch und dem tatsächlichen Drama (Trump!) auszuloten, legte der aus Kalifornien zugeschaltete Spacey heiter aber bestimmt sein präsidiales Veto ein. Die Trennlinien zwischen Fiktion und Wirklichkeit seien schon „verschwommen“ genug, sagte er: „Ich sollte darauf nicht weiter ernsthaft antworten.“

Dabei sind die Parallelen zwischen „House of Cards“ und der Wirklichkeit offensichtlich. In den neuen 13 TV-Episoden, deren Sendetermin für Deutschland noch nicht feststeht, versucht sich der nach Mord, Erpressung und übler Nachrede ins Weiße Haus vorgedrungene Underwood mit Hilfe seines zu jeder Niedertracht fähigen Stabschefs Doug Stamper (Michael Kelly) die Gefolgschaft für eine zweite Amtszeit zu sichern. Für Donald Trump ist es der erste Anlauf.

Frank Underwood hat Ärger mit First Lady Claire

Underwood steht diesmal nicht nur sein von abgrundtiefem Zynismus getränkter Ehrgeiz im Weg. Sondern zum ersten Mal auch Claire. Die von Robin Wright wieder hinreißend untertemperiert gespielte First Lady liegt nach einem Zerwürfnis gegen Ende der dritten Staffel nicht nur emotional völlig mit ihrem Präsidenten-Gatten über Kreuz. Sie bastelt auch selbst an einer politischen Karriere, die Frank nicht gefällt und bei der mutmaßlich über Leichen gegangen wird. Szenen einer Präsidenten-Ehe, hässliche. Mehr darf man nach Ansehen der ersten Folge auf Verlangen der Firma Sony Pictures nicht verraten. Schade.

Weil sich der für seine Rücksichtslosigkeit bekannte Bauunternehmer Trump gerade in den vergangenen Tagen als beispiellose Dreckschleuder positioniert hat und Underwoods unbedingtes Machtstreben teilt, hätte man gewusst, was der eine über den anderen wirklich denkt.

„Das hat mit meinem Leben nichts zu tun“

Aber Kevin Spacey sind die Vergleiche mit Trump lästig. Geduldig erklärt er den Fragestellern, dass er sich den widerwärtigen Underwood doch nur überstreift: „Schauspielerei ist ein Beruf. Ich bin das nicht. Das hat mit meinem Leben nichts zu tun.“ Dort ist Spacey seit Ewigkeiten Demokrat, er hat schon in den 80er-Jahren Ted Kennedy unterstützt, später auch Bill Clinton und Barack Obama. „Ich bin unglaublich optimistisch, dass man etwas hinkriegen kann, wenn man die Menschen zusammenbringt.“

Was derzeit bei den Republikanern vorgeht, erinnert Spacey an 1968. Damals wollte der Gouverneur von Alabama, George Wallace, ein reinrassiger Rassist, Präsident werden. Was am Ende Richard Nixon vereitelte. Und wer vereitelt Donald Trump?

„Trump würde es gar nicht bis zur Wahl schaffen“

TV-Politiker Frank Underwood wüsste da sicher einen Weg. „Er würde ihn umbringen. Trump würde es gar nicht bis zu Wahl schaffen. Aus. Vorbei“, beschied Darsteller Spacey bereits im vergangenen Herbst mit maliziösem Grinsen entsprechende Interview-Fragen und schloss später kategorisch aus, dass sich der skrupellose Underwood und „The Donald“ jemals bei einer Fernsehdebatte über den Weg laufen könnten. „Er würde gar nicht erst hinkommen. Auf dem Weg würde es einen schrecklichen Unfall geben. Schrecklich und sehr traurig.“

Damals wurde Trumps Kandidatur noch als vorübergehende Geschmacksverirrung gewertet. Heute versetzt der Favorit die Republikaner durch seine Erfolge bei den Vorwahlen in Angst und Schrecken. „Amerika kriegt, was es verdient“, sagt Spacey trocken. Er zitiert nur seinen Rollen-Charakter. Wie eine Drohung klingt es trotzdem.