Berlin. „Tatort“ Maischberger: Jan Josef Liefers diskutierte über die Flüchtlingskrise. Er meinte es gut - und langte doch ziemlich daneben.

Es gibt einen bekannten deutschen Schauspieler, der macht sich so seine Gedanken über die Flüchtlingskrise. Die gute Nachricht: Es ist nicht Til Schweiger. Die schlechte Nachricht: Jan Josef Liefers macht es auch nicht besser.

Er sei „als Bürger“ in die Sendung gekommen, betonte Liefers am Mittwochabend als Gast in der Talkrunde von Sandra Maischberger in der ARD. Liefers war 1989 in der DDR-Wendezeit mit der Opposition in Ost-Berlin marschiert. Er ist geboren in Dresden, dem Epizentrum der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung. Und außerdem reiste Liefers 2013 ins syrische Aleppo, als dort schon die Bomben fielen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Gründe genug also, den beliebten Schauspieler in die Runde zu holen, die sich einmal mehr mit der Flüchtlingsproblematik befasste – zumal Liefers ein umgänglicher Zeitgenosse ist und anders als der selbst ernannte Flüchtlingsexperte Til Schweiger nicht nur schlecht gelaunt herumnölt.

Doch was hatte Liefers bei Maischberger zu sagen?

Liefers zu den Grenzzäunen, die jetzt an immer mehr Stellen des angeblich vereinten Europas hochgezogen werden: „Die einzige wirklich dichte Grenze, an die ich mich erinnere, ist die Staatsgrenze der DDR.“ Solch „ein Ding“ wie die Mauer müsse man ja bauen, wenn man die EU abschirmen wolle gegen die Flüchtlinge. Liefers fragte sich: „Wer soll das bezahlen?“ Alles nur eine Frage der Kosten, also?

Liefers zu den Bildern von der Pegida-Protestmärsche in Dresden: Darin erkenne er seine Heimatstadt „ein bisschen wieder. Die Wendezeit hat ja ähnlich begonnen“. Die Islamfeinde auf den Spuren der friedlichen Revolutionäre von 1989, also?

Liefers zum Krieg in Syrien: „Wir haben den Bürgerkrieg jahrelang ignoriert. So als hätten wir nichts damit zu tun.“ Immerhin ein brauchbarer Ansatz. Und die Konsequenz? Liefers: Wir müssten uns fragen, „wer sind wir und was wollen wir sein?“ Das klang dann schon wieder ziemlich nach Til Schweiger.

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Liefers wurde Opfer einer chaotischen Sendung

Zur Ehrenrettung von Liefers muss gesagt werden, dass der Schauspieler auch das Opfer einer chaotischen Sendung wurde. „Spaltet Merkel das Land“?, wollte Talkmasterin Sandra Maischberger eigentlich von ihren Gästen wissen – gefühlt zum hundertsten Mal gab diese Frage das Motto für eine TV-Runde her. Und gefühlt zum hundertsten Mal zeigte sich, dass die Antwort ziemlich irrelevant ist für die Bewältigung der Flüchtlingskrise. Entsprechend hielten sich die Diskutanten auch gar nicht an Maischbergers Vorgabe – und redeten über was sie wollten.

Da waren CSU-Hardliner Peters Ramsauer, der die Grenzzäune in Mazedonien lobte (“Das ist eine Art Notwehr“), der Verbal-Rabulist und Ex-“Bild“-Chef Hans-Hermann Tiedje (“Das ist eine Flut, eine Katastrophe. Ausgelöst hat das Frau Merkel“), die mahnende bayerische SPD-Politikerin Natascha Kohnen (“Das ist eine Enthemmung der politischen Sprache“) oder CDU-Bundes-Vize Armin Laschet, der zum wievielten Mal eigentlich eine europäische Lösung anmahnte, was aber von Mal zu Mal weniger Regierungen in Europa zu interessieren scheint. Dazu ein nerviger Pegida-Aussteiger, der einerseits schlimm fand, was seine Ex-Kollegen da auf den Kundgebungen so von sich geben, andererseits aber vollstes Verständnis dafür hatte.

Maischberger bewies Sinn für Humor

Fazit: Selten war eine Talkshow so überflüssig wie diese Maischberger-Sendung. Dass die Gastgeberin sich am Ende bei ihren Gästen für die „konstruktive Diskussion“ bedankte, zeigt, dass Sandra Maischberger Sinn für Humor besitzt. Und was Jan Josef Liefers betrifft, so können sich seine Fans ja auf den nächsten Münsteraner „Tatort“ freuen. Da wird er sicher eine bessere Figur machen.

Doch bis dahin dauert es noch einige Wochen. Vorher, am 6. März, gibt es eine Premiere: Der neue „Tatort“ aus Liefers` Heimat Dresden. Pegida wird laut Ankündigung der ARD darin keine Rolle spielen.