Berlin. Die ZDF-Doku „Wie gut sind unsere Chefs?“ zeigt, welche Eigenschaften eine gute Führungskraft mitbringen sollte – und welche nicht.

Der Durchschnitts-Chef ist fast 46 Jahre alt, männlich, hat mindestens Realschulabschluss und seit bald zehn Jahren Führungserfahrung. Doch wie motiviert man seine Mitarbeiter? Kann man Chefsein lernen? Und was braucht es, um eine gute Führungskraft zu sein? Die Dokumentation „Wie gut sind unsere Chefs?“ aus der Reihe „ZDFZeit“ versucht, diese und andere Fragen rund um das Thema Chefsein zu beantworten.

Dabei nähert sich Regisseur Karlo Malmedie dem komplexen Thema auf verschiedenen Wegen an: Zum einen wagt er mit seiner 45-minütigen Dokumentation den Blick hinter die Kulissen verschiedener mittelständischer Unternehmen in Deutschland. Zum anderen lässt er drei Nachwuchs-Führungskräfte auf ihre Cheftauglichkeit prüfen. Zudem skizziert Malmedie mithilfe einer Studie sowie einer Umfrage auf der Straße, was gute und schlechte Chefs ausmacht. Schließlich gibt er mit seiner Doku Tipps für das richtige Verhalten am Arbeitsplatz, sowohl auf Angestelltenseite, als auch auf Führungsebene.

Ein moderner Führungsstil ist gefragt

Die Ergebnisse, die „Wie gut sind unsere Chefs?“ liefert, sind wenig überraschend. Eigenschaften, die einen unfähigen Chef auszeichnen, sind demnach etwa schlechte Kommunikation, Entscheidungsschwäche und Ungerechtigkeit. Heute wünscht sich niemand mehr einen Vorgesetzten, der in alter Gutsherrenmanier von oben herab durchregiert, seine Mitarbeiter kontrolliert, schikaniert, klein hält und unter Druck setzt. Stattdessen ist ein Chef mit modernem Führungsstil gefragt. Er soll Freiraum, Flexibilität, Begegnung auf Augenhöhe, offene Ohren bei Problemen und Konflikten sowie eine gute Vertrauensbasis bieten.

Denn Arbeit sehen heute viele nicht mehr als notwendiges Übel, sondern als die Möglichkeit zur Entfaltung. Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist wichtiger als ein hoher Verdienst. Deshalb setzen auch immer mehr Unternehmen darauf, ihren Angestellten gute Rahmenbedingungen für gute Leistungen zu bieten, Wohlfühlambiente durch Architektur und Design der Büros zu schaffen, den Mitarbeiter als Mensch, nicht nur als Arbeitskraft zu betrachten.

Antje von Dewitz leitet das Familienunternehmen Vaude. Sie will ihre Mitarbeiter als ganze Menschen betrachten, nicht nur als Arbeitskraft.
Antje von Dewitz leitet das Familienunternehmen Vaude. Sie will ihre Mitarbeiter als ganze Menschen betrachten, nicht nur als Arbeitskraft. © ZDF und René Schröter | René Schröter

Dass es jedoch kein Patentrezept dafür gibt, ein guter Chef zu sein, zeigen die Beispielunternehmen, die in der Doku vorgestellt werden. Die Mitarbeiter eines Obst- und Gemüsegroßhändlers wollen anders geführt werden als die eines Bergsportausrüsters. Während die einen gerade die klaren Ansagen ihres Chefs schätzen, genießen die anderen die flachen Hierarchien und ein großes Maß an Eigenverantwortung. Dennoch scheinen gewissen Chef-Eigenschaften in allen Unternehmen gleichermaßen wichtig zu sein: Wertschätzung, offene Kommunikation, Vertrauen.

Geeignet für den Chefsessel?

Die drei Kandidaten, die in der ZDF-Doku ihr Chef-Potenzial auf den Prüfstand stellen, haben genau das offenbar erkannt. Zumindest haben sie bereits eine klare Vorstellung davon, welche Werte sie als Führungskraft verkörpern möchten. Ein Unternehmensberater lässt sie mehrere Tests durchlaufen, um herauszufinden, ob sie das Zeug zum Chef haben. Als Zuschauer ertappt man sich bei der Frage: Wie hätte man wohl selbst gehandelt, was hätte man anders gemacht?

Wer selbst irgendwann gerne eine Führungsposition bekleiden möchte, für den hält „Wie gut sind unsere Chefs?“ sicher den ein oder anderen Ratschlag bereit. Die Verhaltenstipps, die die ZDF-Doku Arbeitnehmern bieten will, bleiben hingegen eher schwach. So erfährt der Zuschauer, ob sein Chef ihm das Rauchen am Arbeitsplatz oder das Flirten im Büro verbieten darf. Interessanter wäre da doch, was es zu beachten gilt, um Gehaltsverhandlungen erfolgreich abzuschließen. Doch die Antworten auf diese Frage bleiben in der Doku ziemlich vage. Vielleicht hängt es auch dabei ein bisschen davon ab, wie gut der Chef ist.

Sendetermin: Dienstag, 23. Februar, 20.15 Uhr, ZDF