Berlin. Schreien, schimpfen, dementieren: Der Streit um den Umgang mit der AfD wird härter. Das konnte man bei Maischberger gut beobachten.

Sollen die etablierten demokratischen Parteien nun mit der AfD streiten und ihr damit ein Forum bieten oder nicht? Im Vorfeld des Superwahlsonntags am 13. März mit drei Landtagswahlen hatte sich die rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) wohl auch diese Frage gestellt. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie an der Fernsehdebatte des SWR nicht teilnehmen möchte, wenn auch ein Vertreter der rechtspopulistischen AfD dabei sei. Welcher Weg aber ist nun der richtige im Umgang mit der AfD? Unter anderem dieser Frage widmeten sich am Mittwochabend Sandra Maischberger und ihre Gäste beim Thema „Tabupartei AfD – Deutschland auf dem Weg nach rechts?“

Zu Gast waren neben der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry auch Ralf Stegner, der Vizevorsitzende der SPD, der ehemalige AfD-Spitzenmann Hans-Olaf Henkel, der Schweizer SVP-Politiker Roger Köppel und der Journalist Jakob Augstein.

Dass es nicht leicht sein würde, auf die Frage nach dem Umgang und der derzeitigen Rolle der AfD in Deutschland eine Antwort zu finden, war abzusehen. Dass es aber für die Talk-Teilnehmer schier unmöglich sein sollte, sich auf ganz einfache Regeln des Miteinander-Redens zu einigen, musste auch Maischberger am Ende ihrer Sendung resigniert feststellen. Ausredenlassen? Fehlanzeige. Zu zweit, zu dritt, zu viert durcheinanderreden? Immer wieder. Auf ganz einfache Fragen antworten? Warum denn?

Frauke Petry wird laut

Frauke Petry, Vorsitzende der Partei, um die es in der Talkrunde gehen sollte, fühlt sich vor allem eines: angegriffen. Als rassistisch oder rechtsradikal möchte sie sich und ihre Partei nicht verstanden wissen. Auf die aberwitzige Rassenlehre des Thüringer Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke will sie zunächst gar nicht eingehen. „Ist Höcke ein Rassist?“, lässt Maischberger nicht locker. Petry umgeht eine klare Antwort, redet davon, dass seine Aussagen zum Fortpflanzungsverhalten von Europäern und Afrikanern zwar nicht akzeptabel gewesen seien. Einen Rassisten will sie ihn, von Maischberger zu einer klaren Antwort gedrängt, jedoch auch nicht nennen.

Eindeutige Parolen von Markus Frohnmaier, dem Vorsitzenden der AfD-Jungpartei „Junge Alternative“, sieht Petry aus dem Zusammenhang gerissen. Hetzerische Plakate und Steckbriefe spielt sie herunter „Kämpfen sie dagegen an?“, will die Moderatorin wissen. Wieder keine klare Antwort. Stattdessen wir Petry lauter, redet davon, dass auch Jungorganisationen anderer Parteien mal über die Stränge schlügen. „Sie schreien mich sofort an“, beschwert sich Maischberger.

Jakob Augstein wird zynisch

Entgleisungen, Hetze, Rechtspopulismus, ja manchmal gar Parallelen zum Rechtsextremismus – „Ach, das sind doch alles nur Einzelfälle“, kommentiert Jakob Augstein, „Spiegel“-Kolumnist und Chefredakteur der Wochenzeitung „Freitag“, zynisch. Er sieht in Petry das freundliche Gesicht, das die AfD nach außen als vermeintlich demokratische Partei repräsentieren soll, und wittert System dahinter, dass andere AfD-Leute über die Stränge schlagen.

Roger Köppel wird wach

Bis dahin noch völlig still und unauffällig, fängt jetzt auch der Schweizer an, zu streiten. Roger Köppel wirft Augstein vor, durch seinen Umgang mit der AfD Rechtsextremismus noch zu schüren. Der Fehler, den Augstein begehe: Ansichten, die nicht mit seiner „linken Sichtweise“ konform sei, als rechtspopulistisch zu kriminalisieren und zu tabuisieren. „Man muss Missstände thematisieren können, ohne als rechts stigmatisiert zu werden“, fordert Köppel, der in der Schweiz für die nationalkonservative SVP im Nationalrat sitzt.

Hans-Olaf Henkel wird reumütig

Fast den gleichen Wortlaut nutzt auch das ehemalige AfD-Mitglied Hans-Olaf Henkel. Seiner Meinung nach sei die aktuelle Flüchtlingspolitik fehlgeleitet. „Da muss man drüber reden können, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden“, sagt er. Die AfD will er damit aber nicht verteidigen. Die „Maischberger“-Bühne nutzt er vor allem, um Werbung für seine neue Alfa-Partei und ihr Programm zu machen. Seine alte Partei bezeichnet der ehemalige AfD-Spitzenmann als „entsetzliches Monster“, an dessen Kreation er sich nicht weiter beteiligen habe wollen, nachdem sie „systematisch unterwandert“ worden sei und sich zu einer „rechtspopulistischen, fast rechtsextremen Partei“ gewandelt habe.

Ralf Stegner wird wütend

Der Vize-Vorsitzende der SPD, Ralf Stegner, nutzt die Polit-Talkrunde vor allem, um Frauke Petry und ihre Partei wütend anzugreifen. Die AfD sei „keine normale Partei“, ihre Mitglieder seien ohne Zweifel Demokratiefeinde. Zu Gewalt bereit. Ihre Parolen mit denen der Nazis zu vergleichen. Das derzeitige Umfragehoch der AfD – immerhin sehen sie Demoskopen bei momentan zehn Prozent und auf dem Weg zur drittstärksten politischen Kraft – begründet Stegner mit den einfachen Antworten, die die Partei liefere. Einfache Antworten, die es auf solch komplexe Fragen wie die Flüchtlingskrise allerdings nicht gebe.

Am Ende der ARD-Talkrunde bei Sandra Maischberger bleibt auch die Frage nach dem Umgang mit der AfD: eine komplexe Frage ohne richtige Antwort.