Berlin. Wenn englische Filmtitel ins Deutsche übertragen werden, geht gerne was schief. Nicht bei Ken Folletts „Die Pfeiler der Macht“ im ZDF.

Ken Follett erzählt, unterfüttert von vielfachen historischen Bezügen, auf mehr als 600 Seiten vom Aufstieg und Fall der britischen Bankiersdynastie Pilaster in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dazu mischt der Autor Intrigen, Dramen und Klischees zu einer Art „Buddenbrooks“- Version für die Bahnhofsbuchhandlung. Man kann das schnell weglesen, aber man hat es ebenso schnell wieder vergessen. Dies sollte man bei diesem Zweiteiler vorwegschicken, den das ZDF am Montag und am Mittwoch jeweils um 20.15 Uhr ausstrahlt.

Regie geführt hat Christian Schwochow, von dem wir zuletzt gute Filme sahen, die in der jüngeren Vergangenheit der deutschen Teilung spielten: „Der Turm“ von 2012 etwa, der den Wälzer Uwe Tellkamps über das Dresdner Bildungsbürgertum mutig entschlackte. Oder „Bornholmer Straße“, einer der besten Fernsehfilme über die Maueröffnung.

Dublin bietet alle Kulissen, die eine Follett-Verfilmung braucht

Nun wagt sich Schwochow in die sozialen Gegensätze des viktorianischen Zeitalters. Dabei hatte er mit acht Millionen Euro nicht annähernd so viel Geld im Budget, wie bei der Verfilmung anderer Follett-Schinken wie „Die Säulen der Erde“ oder „Die Tore der Welt“ zur Verfügung stand. Gedreht wurde in Dublin und Umgebung, wo sich alle Kulissen finden, die diese Geschichte braucht: die des harten Arbeiterlebens zwischen Straße und dunkler Stube ebenso wie die des glänzenden Reichtums mit Schlössern, Gärten und Kostümen. Der erste Teil schlägt aus diesem Kontrast größeres Kapital als der zweite. Angetrieben wird die Geschichte von der unerfüllten Liebe zwischen Hugh Pilaster, dem Spross der mächtigen Bankiersfamilie, und der aus dem Armutsviertel stammenden Maisie.

Die beiden Rollen sind mit dem Briten Dominic Thorburn und der Niederländerin Laura de Boer stark besetzt – aber sie sind ein wenig flach, weil nur herzensgut und nur im Ausnahmefall mehrdeutig.

Axel Milberg als homosexueller Paradiesvogel

Aber es macht Spaß, in den Nebenrollen all die bekannten deutschen Fernsehgesichter zu sehen, die man sonst eher in der Alltagskluft der Gegenwart begrüßen darf. Axel Milberg als Samuel Pilaster etwa, der Perücken trägt, die Donald Trump entworfen haben könnte.

Ihm fällt die Rolle des homo­sexuellen Paradiesvogels zu, der durch die Intrigen der machtgierigen Augusta Pilaster (Jeanette Hain) zu Fall gebracht wird. Die sorgt sich nämlich vordergründig um die Zukunft ihres Sohnes Edward (Daniel Strässer), der in der Erbfolge des Bankhauses hinter Samuel rangiert – und in der Hauptsache um die eigene Macht.

Fazit: Während der erste Teil noch aus seiner sozialhistorischen Seite Spannung bezieht, rutscht der zweite ungefiltert in die Herzschmerzkolportage. Die Verfilmung nimmt sich viele Freiheiten gegenüber der Vorlage heraus. Aber sie konserviert ihren kitschigen Kern.

ZDF, 25. und 27. Januar, jeweils 20.15 Uhr