Berlin. Der zehnte Tag im Dschungelcamp war der musikalischste. Wie „Milli Vanilli“ gründete sich ein Duo und löste sich sofort wieder auf.

Tag zehn im Dschungelcamp wird vermutlich noch die Feuilleton-Spalten der Zeitungen füllen. Theater- und Musikkritiker sollten in Zukunft häufiger von Arte oder 3sat zu RTL schalten. Und den beliebtesten Satz aller Intellektuellen – „Ich habe seit Jahren schon keinen Fernseher mehr“ – können sie direkt vergessen. Denn im Dschungelcamp wurden gleich mehrere schauspielerische und musikalische Darbietungen gezeigt. Zwei der Bewohner scheinen sogar eine Zukunft als 80er- und 90er-Jahre-Coverband zu planen.

Chartstürmer des Tages

Am Ballermann ist Jürgen Milski längst ein Star. Dort feiern ihn Tausende trinkwütige Fußballer. Nach einer gewonnenen Dschungelprüfung feierte ihn mit Thorsten Legat immerhin ein Fußballer. Für seinen Auftritt im Camp hatte Milski sich jedoch Verstärkung geholt. Auf der Bühne der Selbstdarstellung trat er gemeinsam mit einem hüpfenden schwarzen Mann mit Dreadlocks auf. Als Vorschlag für den Bandnamen steht bereits „Milski Vanilli“ im Raum. Im Gegensatz zur Schummel-Band aus den späten 1980er Jahren tanzte Harris jedoch nicht zu poppigen Rap-Beats, sondern sang am Dschungel-Telefon einen Mix aus Klassikern des Rock’n’Roll.

One-Hit-Wonder des Tages

Wie auch beim Vorbild „Milli Vanilli“ endete die Karriere des aufstrebenden Duos Milski und Harris abrupt. Nach nur einer gemeinsamen Dschungelprüfung war Schluss: Harris wurde aus der Sendung gewählt. Die Zuschauer hatten offensichtlich eine Art Schwindel erkannt.

Song des Tages

Im Jahr 2004 reichte es noch für eine ganze CD mit Hits, die Camp-Bewohner eingesungen hatten. Nun müssen sich die Zuschauer mit einzelnen Single-Auskopplungen zufrieden geben. Bedingt Hitpotenzial hat die Abwandlung eines Werbe-Songs der Berliner Verkehrsbetriebe. „Is’ mir egal!“. Helena Fürst sang als Kommentar zu dem Auszug von Jenny Elvers am Vortag den Refrain des Stückes. Ricky Harris hat bei Elvers hingegen eine unverkennbare Stimme ausgemacht – Hitpotenzial exklusive. „Jenny hat eine Tonlage – wenn sie redet – dass ich mir vorstellen kann, einigen Leuten auf die Nerven geht“. Schöner hätte selbst Pop-Titan Dieter Bohlen ein schlecht gemeintes Lob nicht verpacken können.

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Schauspielerische Leistung des Tages

Mit dem Auszug von Rolf Zacher hatte der gewöhnliche Zuschauer vermutet, dass preisverdächtige Vorstellungen nun der Vergangenheit angehören würden. Doch diese Rechnung wurde im Dschungel ohne Ricky Harris gemacht. Mit einer Behutsamkeit – vielleicht sogar Langsamkeit – umarmte er Helena Fürst und entschuldigte sich für seinen ebenfalls schauspielerisch hochwertigen Erregungszustand der vergangenen Tage. Er umarmte Fürst in einer Szene so lange unter Bäumen stehend, wie man es sonst nur aus Schlussszenen bei „Klinik unter Palmen“ kennt. Hier ist aber der Dschungel – das echte Leben und eben kein Schauspiel. Sophia Wollersheim ist sich daher sicher: „Das war so offensichtlich. Es gibt hier Leute, die punkten möchten und denken, dass die Zuschauer zu dämlich sind, es zu checken“. Der gewöhnliche Zuschauer hat es natürlich längst gecheckt.

Prüfung des Tages

Es gab nicht nur musische Höhepunkte in dieser Sendung, sondern mit der Dschungelprüfung auch harte Arbeit. Offiziell hieß die Dschungelprüfung „Altventskalender“ und wurde repräsentiert durch eine Kletterwand mit 24 Toren, hinter denen sich unangenehme Geschenke versteckten. Doch eine mindestens genau so anstrengende Prüfung war für einige Dschungelbewohner der Nikotinentzug. Der Vorrat wurde so knapp, dass sich die ehemalige Frau von Sylvester Stallone, Brigitte Nielsen, zu einem Rambo-Spruch hinreißen ließ. „Was geht los mit die Zigaretten?“, schrie die sonst so besonnene Dänin.

Aufreger des Tages

Der aufgeregte Ricky Harris musste bei der Dschungelprüfung Geschenke auspacken, auf denen teilweise Zahlen zu Toren standen, die Jürgen Milski dann an dem überdimensionalen Adventskalender öffnen musste. Harris war aber so aufgeregt, dass er ein Surfbrett mit einer ein Meter großen zehn weg warf. Trotz seiner Aufregung fand Harris aber noch Zeit, die eigene Teilnahme an der Dschungelprüfung in bester Talk-Show-Manier zu moderieren. Auch in seiner früheren Sendung kam es zu ungewöhnlichen Begegnungen. Dass Harris allerdings den Dialog zwischen einem Jürgen aus Köln und einem verwesenden Truthahn kommentieren musste, dürfte eine Premiere gewesen sein. Nach dem Ausstieg aus dem Musik-Projekt mit Jürgen Milski deutet sich hier vielleicht eine Rückkehr ins Show-Geschäft als Moderator an.