Essen. In der „Operation Zucker“-Fortsetzung ermittelt Nadja Uhl als Kommissarin Wegemann gegen einen Kinderhändlerring. Der Film wühlt auf.

Vor drei Jahren schockierte das Drama „Operation Zucker“ die ARD-Zuschauer. Ungeschönt und schonungslos prangerte der Film die Praktiken des organisierten Kindesmissbrauchs in Deutschland an. Das Drehbuch basierte auf Tatsachen. Die Fortsetzung erzählt nun davon, wie LKA-Beamtin Karin Wegemann (Nadja Uhl) erneut mit einem Netzwerk von Missbrauchstätern zu tun hat – und wie ihre beruflichen Erkenntnisse sie an der Gesellschaft insgesamt zweifeln lassen.

„Operation Zucker: Jagdgesellschaft“ wirkt in Teilen wie eine Neuauflage des Vorgängers. Auch diesmal ist die Kommissarin Tätern auf der Spur, die den Ermittlern stets voraus sind, weil sie bei Polizei und Justiz willige Helfer haben.

Misstrauen gegen sämtliche männliche Figuren

Zum Auftakt aber wird dicker aufgetragen: Die Ermittlerin verprügelt einen Mann, weil sie ihn für einen Päderasten hält – ein Irrtum. Der Zuschauer ist damit gleich vertraut mit der an Paranoia grenzende Haltung der Hauptfigur. Aus ihrer Sicht ist Deutschland eine Täterschutzgesellschaft. Die Inszenierung von Regisseurin Sherry Hormann hält sämtliche männliche Figuren in der Schwebe – so überträgt sich die misstrauische Perspektive der Kommissarin.

Ganz gleich, auf wen Wegemann trifft, alle Männer könnten Teil der Jagdgesellschaft sein: der neue Kollege in Potsdam (Mišel Matičević), der offenkundig den Auftrag hat, sie zu überwachen, der Staatsanwalt (Rainer Bock), ein Staatssekretär (Robert Schupp) – und selbst der Innenminister (Matthias Matschke). Keiner folgt ihrer Überzeugung, hinter der Maske eines angesehenen Bauunternehmers (Sebastian Hülk) verberge sich ein Mann, der junge Mädchen wie ein Kurierfahrer einem namenlosen Grauen zuführt.

Zweifel an der Authentizität der Ungeheuerlichkeiten

Die Autoren Friedrich Ani und Ina Jung versichern, die geschilderten Kinderschicksale seien ebenso wenig erfunden wie die Charaktere der Täter. Regisseurin Hormann schafft es allerdings nicht restlos überzeugend, die Authentizität der Ungeheuerlichkeiten zu vermitteln. Zu stark steht bei ihr der Thrillercharakter im Vordergrund. Die erwähnten Informationen über Kindesmissbrauch klingen zudem hölzern wie aus einer Informationsbroschüre.

Fazit: Trotz der Einwände ein sehenswerter Film: inhaltlich, weil die Botschaft erneut erschüttert; und handwerklich, weil die Schauspieler ausnahmslos gut sind.

Sendetermin: ARD, 20. Januar, 20.15 Uhr