Berlin. Die erste Ausgabe von „Schulz & Böhmermann“ ist nicht so toll, wie wir uns das vorgestellt hatten. Ansehen sollte man sie trotzdem.

Das so genannte Dschungelcamp (startet am 15. Januar bei RTL) ist ja unter anderem deshalb eine so gute Fernsehsendung, weil sie nicht behauptet, sich ernsthaft für ihre Protagonisten zu interessieren. Das unterscheidet sie von den meisten anderen Fernsehsendungen, insbesondere von Talkshows. Da interessiert sich zwar auch niemand für das, was gesagt wird. Aber immerhin wird die Form gewahrt. Irgendwo dazwischen setzt nun „Schulz & Böhmermann“ an. Zwar ist die Talkshow mit 60 Minuten viel zu kurz, um erwarten zu können, dass ein Gast wie im Dschungelcamp aus seiner Rolle fällt. Nachgeholfen wird dafür mit Whisky und Zigaretten. Vielleicht fällt also wenigstens jemand vom Stuhl. Ums vorwegzunehmen: Gebracht hat das in der Premiere nichts.

Was hatten wir uns im heißen August gefreut: Olli Schulz war damals zu Gast im „Neo Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann. Und irgendwann gab es diesen kleinen Einspielfilm, der genau so aussah wie der Vorspann der jetzt schon legendären Talkshow, die Böhmermann mit Charlotte Roche moderiert hatte, und die leider nach zwei Staffeln schon wieder vorbei war. Im Film klackerten die Buchstaben einer Anzeigetafeln so lange, bis da endlich “Schulz & Böhmermann” stand. Dazu der Hashtag: #sundb. Wow! Das musste ja was werden! Im kalten Januar erwischt man sich bei diesem Gedanken: Vielleicht hätten Trailer, Hashtag und die Vorstellung, was das für eine tolle Sendung werden könnte, schon gereicht.

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Atemberaubend schönes Studio

Natürlich sieht die Sendung wieder atemberaubend gut aus. Dunkles Studio, ein Lichtkreis über dem runden Tisch, Standmikrofone, in der Mitte: Whisky. Der Rapper Kollegah (perfekt getrimmter Bart, Zigarre) passt am besten in diese Kulisse, und wie sich herausstellen wird, ist er auch der einzige Gast, der das Spiel versteht, der mit seiner Rolle am meisten kokettiert. Olli Schulz macht keinen Hehl daraus, Fan des Rappers zu sein, kann einige seiner Punchlines fehlerfrei zitieren und würde wahrscheinlich am liebsten mit keinem anderen mehr reden.

Ausgerechnet Kollegah (bürgerlicher Name: Felix Blume) bringt dann die Sendung aber voran, indem er sagt, dass die meisten Gangsterrapper Hochstapler seien, denn immerhin seien in der Runde ja zwei Männer mit echter Knasterfahrung. Er meint den freigesprochenen Wetter-Moderator Jörg Kachelmann und Gert Postel (verurteilter Hochstapler). Schulz und Böhmermann beißen sich im Folgenden ein bisschen an der Knasterfahrung fest, was dazu führt, dass Böhmermann und Postel aneinandergeraten und die Drehbuchautorin Anika Decker („Keinohrhasen“) erst nach einer knappen halben Stunde überhaupt mal was sagen kann. Nämlich dies: Til Schweiger schreibt romantische Szenen, während sie für die Gags zuständig ist.

Der Erkenntnisgewinn? Insgesamt überschaubar. Nichts, was man nicht auch schon woanders gehört oder gelesen hätte. Unterhaltsam ist das allemal, nur eben nicht so sensationell, wie man das vom kongenialen Duo Schulz und Böhmermann hätte erwarten können. Vielleicht kennen die beiden sich von ihrer wöchentlichen Radioshow „sanft und sorgfältig“ (immer wieder auch der erfolgreichste deutschsprachige Podcast) schon zu gut, sind sich ein bisschen zu ähnlich geworden.

Warum sich das Einschalten lohnt

Trotzdem: Das, was Schulz, Böhmermann und die Produktionfirma Bild- und Tonfabrik da leisten, ist besser als das meiste, was man im Fernsehen sonst aufgetischt bekommt. Denn es ist ambitioniert und mit viel Liebe zum Detail gemacht. Das fängt beim Design und der Musik (von Get Well Soon) an und hört noch nicht bei den Texten der Schriftstellerin Sibylle Berg auf, mit denen die Gäste charakterisiert werden.

„Da ist noch Luft nach oben“, sagt Böhmermann am Ende. Stimmt.

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„Schulz und Böhmermann“ läuft am 10. Januar ab 20.15 Uhr in der ZDF Mediathek und um 22.45 Uhr im ZDFneo.