Konstanz. Blum und Perlmann treffen im „Tatort“ am Bodensee auf ein traumatisiertes Mädchen. Der Fall erinnert stark an Natascha Kampusch.

Der vorletzte „Tatort“ vom Bodensee heißt „Rebecca“, und auch wenn er außer dem Titel wenig mit dem gleichnamigen Klassiker von Alfred Hitchcock zu tun hat, so teilt er doch dessen Vorliebe für düstere Fanale.

Gleich zu Beginn sehen wir ein junges Mädchen, das einen leblosen Körper in Brand steckt. 15 Jahre lang hat sie unter der Knechtschaft ihres Peinigers gelebt, nun ist sie zutiefst verstört und traumatisiert. Die Parallelen zum Fall der Österreicherin Natascha Kampusch sind evident und werden nicht zum ersten Mal für eine „Tatort“-Erzählung bemüht: Keppler und Saalfeld aus Leipzig bekamen es in ihrem letzten Fall anno 2014 mit einem Verbrechen dieser Art zu tun, nur kurz nachdem ihre österreichischen Kollegen Eisner und Fellner ebenfalls in so einer Angelegenheit ermittelt hatten. Das eingesperrte und seelisch völlig deformierte Kind ist, man muss es leider sagen, zu einem Stammgast am Sonntagabend geworden.

Kommissare stehen vor dem Abschied

Hier steht nun Klara Blums Assistent Perlmann (Sebastian Bezzel) unversehens im Mittelpunkt. Nicht weil er mit der Sache etwas zu tun hätte, sondern weil Rebecca, übrigens großartig gespielt von Gro Swantje Kohlhof, in ihm einen neuen „Erzieher“ erkennt, sich ihm zu Füßen wirft und allen seinen Befehlen gehorchen will.

Durch die Jahre in Gefangenschaft wurde Rebecca (Gro Swantje Kohlhof) völlig auf ihrem Entführer fixiert, Psychologin Schattenberg (Imogen Kogge) und Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) gelingt es nicht, mit der jungen Frau Kontakt aufzunehmen. Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) allerdings wählt sie als ihren neuen „Erzieher“.
Durch die Jahre in Gefangenschaft wurde Rebecca (Gro Swantje Kohlhof) völlig auf ihrem Entführer fixiert, Psychologin Schattenberg (Imogen Kogge) und Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) gelingt es nicht, mit der jungen Frau Kontakt aufzunehmen. Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) allerdings wählt sie als ihren neuen „Erzieher“. © SWR | Stephanie Schweigert

Das hat sicher auch etwas damit zu tun, dass sich die beiden Ermittler mit der nächsten Folge verabschieden werden. Dann wird Klara Blum alias Eva Matthes auf alte Gefährtinnen aus den Tagen Rainer Werner Fassbinders treffen, auf Irm Hermann, Margit Carstensen und Hanna Schygulla. Nun also soll Perlmann noch einmal nach vorn treten dürfen.

Warum immer wieder dieses Thema?

Die Ermittler hoffen, von seinem besonderen Verhältnis zu Rebecca profitieren zu können. Sie gehen davon aus, dass sich noch ein zweites Mädchen in der Gewalt des Sadisten befand, das allerdings verschwunden ist. Und so entwickelt sich dieser „Tatort“ zu einem Psychodrama, in dem sich der notorisch einzelgängerische Perlmann plötzlich in einer Vaterrolle wiederfindet. Das führt dazu, dass sich ergreifende und psychologisch schlicht unplausible Momente munter abwechseln. Und wieder einmal bleibt die Frage, warum Gewalt gegen Kinder ein so inflationär behandeltes Thema in der Reihe ist.

„Tatort: Rebecca“. ARD, Sonntag, 20.15 Uhr