Köln. Olli Dittrich dreht als „Außenreporter Sandro“ 30 Minuten Parodien ohne Pause – und liefert wieder ein grandioses Stück Fernsehsatire.

Im deutschen Fernsehen trifft man hier und da auf eine kuriose Spezies, die Außenreporter. Ihre Aufgabe ist es, Eindrücke im Freiluftbereich des Lebens zu sammeln und möglichst zeit- und hautnah in irgendwelche Hallen und Studios zu übermitteln. Jan Böhmermann war zu Beginn seiner Karriere Außenreporter für Harald Schmidt, Christine Prayon verkörperte in der „heute-show“ eine gewisse Birte Schneider mit dem gleichen Aufgabenbereich. Und auch Olli Dittrich war in dieser Branche.

Das hat offenbar Spuren bei dem Komiker hinterlassen. Jedenfalls kommt er jetzt in der Sendung „Der Sandro-Report – Zahlemann live“ zurück und ist genau wieder das. Die halbstündige, ohne einen Schnitt gedrehte Sendung beginnt auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Dort ist der rote Teppich ausgerollt, ein Blasorchester wartet auf den Ehrengast. Jigme Khesar Namgyel Wangchuk, der König von Bhutan, besucht die Messestadt.

Zusammen mit den Bundesministern Gabriel und Dobrindt sowie mit Bahnchef Grube sind sie unterwegs mit einem niegelnagelneuen ICE der vierten Generation auf Jungfernfahrt. Am Gleis 16 in Leipzig wartet das Empfangskomitee mit Reporter-Ass Sandro, einem Journalisten, Typ Gebrauchtwagenverkäufer, mit lockigem Haar, Schnäuzer und Kassenbrille. „Der König ist ein leidenschaftlicher Bahnfahrer“, raunt Sandro ins Mikrofon, um die Wartezeit zu verkürzen. In Bhutan gebe es nämlich keine Bahn.

Dittrich: „grandioser Ritt auf der Rasierklinge“

Aber der König kommt nicht, er steckt in der sächsischen Pampa fest, in Jesewitz. Der Zug hat sich um 20 bis 30 Minuten verspätet, ganz normaler Bahnalltag also. Weil Sandro aber ein Reporterfuchs ist, entert er mit seinem Team einen Regionalexpress und fährt ihm einfach entgegen. Schon auf dem Weg zum Regionalzug läuft der „Journalist“ zu ganz großer Form auf und informiert die Zuschauer live auf der Rolltreppe über Land und Leute von Bhutan: „80 Prozent sind bewaldet. Es hat eine wunderbare exotische Tierwelt. Sie können dort mit der indischen Rupie bezahlen.“

Sandro kämpft sich Wagen um Wagen in Richtung Zugspitze vor. Ab und zu informiert er seine Mitreisenden: „Guten Tag. Deutsches Fernsehen. Bitte ignorieren!“ Und je näher der RE Jesewitz kommt, desto aufgeregter wird der Mann mit dem Mikrofon.

Als „grandiosen Ritt auf der Rasierklinge“ sieht Dittrich seinen experimentellen Film, bei dem ihm fast 100 Komparsen mithalfen. Zweimal wurde der gesamte 30-minütige Durchlauf gefilmt. Man ahnt, wie sorgfältig vorher alles geplant und choreografiert wurde. Die Texte hat Dittrich inhaltlich vorbereitet, der Wortlaut ist improvisiert. Das Ergebnis ist ein Heidenspaß, in dem der Komiker, den man zuletzt in „Jennifer – Sehnsucht nach was Besseres“ und in „Schorsch Aigner – Der Mann, der Franz Beckenbauer war“ sehen konnte, wieder einmal seine chamäleonhafte Wandlungsfähigkeit zeigen kann und das Fernsehen und die Bahn gleichermaßen auf die Schippe nimmt.

Fazit: Olli Dittrich ist eine äußerst kurzweilige Verarbeitung der ärgerlichen Routine der Zugverspätungen gelungen.

Donnerstag (7. Januar), ARD um 22.45 Uhr