Berlin. Die Dokumentation „Deutschlands First Ladies“ stellt das Leben der Frauen deutscher Bundespräsidenten vor und gibt spannende Einblicke.

Es ist ein ganz spezieller Job, und er war bisher ausschließlich Frauen vorbehalten. Diese Frau bekommt kein Gehalt, aber vom ersten Tag an die volle mediale Aufmerksamkeit. Bis zu vier Mal pro Jahr reist sie mit ihrem Mann auf Staatskosten in die weite Welt und repräsentiert das Land. Um die „First Lady“ dieses Landes zu werden, muss eine Frau nur mit dem Bundespräsidenten verheiratet oder zumindest liiert sein. Aber: Eine Tradition, wie diese Rolle ausgefüllt werden soll, gibt es nicht, bestenfalls Vorbilder.

Gute Erziehung reicht nicht aus

Das ist bisher immer noch gut gegangen. Mehr noch: Ohne das gemeinnützige Engagement der bislang elf First Ladies dieses Landes würde die Republik wahrscheinlich anders, ärmer aussehen. Das zumindest erzählt die etwas artige Bilderbuchdokumentation von Jobst Knigge.

Zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Fernsehens stellt ein Film die Gattinnen der deutschen Bundespräsidenten und ihre ehrenamtliche Arbeit in dieser Ausführlichkeit vor. Und holt – neben aussagekräftigen, selten gezeigten Archivbildern aus den ersten Jahren der Bundesrepublik – die noch lebenden Ladies vor die Kamera, um sie von ihren Erfahrungen mit diesem „Beruf“ berichten zu lassen. Wer da geglaubt hatte – wie Daniela Schadt, die amtierende „First Lady“ – dass es zur Amtseinführung einen „Grundkurs Protokoll“ geben würde, wird eines Besseren belehrt. Ebenso, dass gute Erziehung ausreicht, um einen Staatsbesuch mit allen seinen diplomatischen Finessen durchzustehen. Selbst Marianne von Weizsäcker, zehn Jahre lang in dieser Rolle, musste dazulernen, wie sie gesteht.

First Ladies übernehmen diverse Aufgaben

Es ist ein Fulltime-Job, der Persönlichkeit erfordert – darin sind sich alle ehemaligen First Ladies einig. Immer an seiner Seite, mussten sie zugleich präsent und zurückhaltend erscheinen, kluge Beraterinnen sein, aber auch ein eigenes Engagement entwickeln. Auffällig an den vorgestellten Bundespräsidentenfrauen ist vor allem ihre Unterschiedlichkeit in Temperament und Charakter: Jede hat auf ihre Art in dem Amt ihre Rolle gefunden und sich gemeinnützig eingesetzt – durchaus gemäß den eigenen Interessen.

Elly Heuss-Knapp, die erste First Lady, war schon vor dem Krieg eine emanzipierte, politisch denkende Frauenrechtaktivistin, die 1919 selbst für den Reichstag kandidierte. Auch als First Lady setzte sie sich für Frauen ein: Sie gründete das Müttergenesungswerk, das Frauen nach dem Krieg ermöglichte, sich zu erholen. Mildred Scheel hingegen, Ehefrau von Walter Scheel, war eher der unkonventionelle, burschikose Typ. Die engagierte Ärztin tat sich schwer, ihren Beruf im Mai 1974 zugunsten des Amtes aufzugeben. Schon im September darauf gründete sie die Deutsche Krebshilfe und soll von Beginn an jede repräsentative Gelegenheit genutzt haben, Spenden für die große und wichtige Aufgabe ihrer Stiftung einzusammeln.

Fazit: Interessanter und seltener Einblick in das Leben der First Ladies von Deutschland, der auf peinliche Momente gänzlich verzichtet.

Mittwoch (6. Januar), ARD um 23 Uhr