Berlin. Stefan Raab ist nicht der einzige: Für 2016 haben viele Stars zumindest einen Teilrückzug angekündigt. Nicht alle gehen freiwillig.

Den 17. Juni dieses Jahres hatte sich Stefan Raab (49) ausgesucht, um in einem etwas schrägen Sprachbild zu verkünden: „Ich habe mich entschlossen, zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen.“ Er ist bei seiner Entscheidung geblieben. Die Ulknudel ist nicht der einzige TV-Promi, der in diesem Jahr seinen (Teil-)Rückzug ankündigte.

• Stefan Raab

Kompletter Rückzug: Sein „Raabschied“ wirft immer noch viele Fragen auf. Wer die Fakten zusammenzählt, kommt zum Schluss: Es lief nicht alles rund im Verhältnis des 49-jährigen Entertainers zu seinem Stammkanal ProSieben. Noch 2014 hatte der Privatsender öffentlich von einer neuen Abendshow für Raab gesprochen.

Sogar als Springreiter hat sich Stefan Raab während seiner TV-Karriere mal probiert: beim „TV total Championat“ im Jahr 2004.
Sogar als Springreiter hat sich Stefan Raab während seiner TV-Karriere mal probiert: beim „TV total Championat“ im Jahr 2004. © imago | imago

Merkwürdig schien vielen Beobachtern, dass im Frühjahr eine „Schlag den Raab“-Ausgabe einfach ausfiel. Technische Gründe wurden angegeben. Der Rest? Gerüchteküche: Vom Zerwürfnis zwischen Raab und dem Sender war zum einen die Rede, von Showmüdigkeit zum anderen.

• Günther Jauch

Teilrückzug: Seine ARD-Talkshow hat der 59-Jährige gerade beendet. Sie war unter Kritikern nicht immer wohlgelitten, vielleicht gefiel sie ihm auch selbst nicht mehr so gut. Nach der „Stinkefinger“-Ausgabe mit dem damaligen griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis und der gehörigen Portion Spott des Satirikers Jan Böhmermann wurde auch im Netz zermürbend viel diskutiert. Anne Will (49) folgt ihm ab 17. Januar sonntagabends im Ersten nach. Seine Aktivitäten bei RTL („Wer wird Millionär?“ oder „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“) betreibt er weiter, auch als Produzent ist Jauch in der TV-Landschaft fest verankert.

• Andy Borg

Zwangsrückzug: Trotz erheblicher Proteste des 55-jährigen Volksmusikers und Moderators sowie vieler seiner Fans krempelten die ARD, das Österreichische und Schweizer Fernsehen den 34 Jahre alten „Musikantenstadl“ komplett um, machten aus ihm die „Stadlshow“, zogen Borg aus dem Verkehr und besetzten mit Francine Jordi (38) und Alexander Mazza (43) die traditionsreiche Sendung neu. Doch nur knapp 2,5 Millionen Zuschauer und einiges Durcheinander zur Premiere im September sorgten dafür, dass vom völligen Aus die Rede war. Die Programmverantwortlichen der drei Länder wollen sich nach der Silvesterausgabe zu Beratungen über die Zukunft treffen.

• Frank Elstner

Altersbedingter Rückzug: Mit dem 73-jährigen Grandseigneur verschwindet einer der kreativsten Köpfe der deutschen Fernsehgeschichte vom Bildschirm. Seine letzte Sendung, der SWR-Talk „Menschen der Woche“, lief im November aus.

Anfang der 1980er Jahre entwickelte und moderierte Frank Elstner „Wetten, dass..?“.
Anfang der 1980er Jahre entwickelte und moderierte Frank Elstner „Wetten, dass..?“. © imago stock&people | imago stock&people

Elstners Verdienste um die deutsche Show sind einzigartig – mit dem ZDF-Dauerbrenner „Wetten, dass..?“, der Ende 2014 eingestellt wurde, entwickelte er Anfang der 1980er Jahre die über Jahre populärste deutsche TV-Show, die auch zur Exportware ins Ausland wurde. Zu Elstners Erfindungen gehörten unter anderem auch die „Montagsmaler“ und einige RTL-Sendungen.

• Michael „Bully“ Herbig

Komischer Rückzug: Vor wenigen Wochen sagte der Komiker im „Zeit-Magazin“: „Ich bin jetzt 47, und ich weiß halt nicht, ob ich mit 50 noch in Frauenklamotten steigen möchte. Oder auf ein Pferd.“ Im Fernsehen hat der Macher des kommerziellen Hits „Der Schuh des Manitu“ schon vor längerem auf seine Dauerpräsenz verzichtet. Die ProSieben-„Bullyparade“ lief 2002 aus.

• Anke Engelke

Bullyartiger Rückzug: Die TV-Comedyreihe „Ladykracher“, eine der wenigen mit einer Hauptprotagonistin, ist Schnee von gestern. Engelke, die am 21. Dezember 50 Jahre alt geworden ist, entwickelt sich weiter und konzentriert sich auf Reportagen. Wie zum Beispiel „Anke Engelke und die Selbstoptimierer“ im WDR-Fernsehen im August. Auch mit der Kulturreihe „Anke hat Zeit“ ist Schluss.

Ihre Fernseh-Karriere begann in der Sat.1-Sendung „Die Wochenshow“. Dort trat sie von 1996 bis 2000 auf.
Ihre Fernseh-Karriere begann in der Sat.1-Sendung „Die Wochenshow“. Dort trat sie von 1996 bis 2000 auf. © imago stock&people | imago stock&people

• Jürgen Domian

Angekündigter Rückzug: Die Nachteule des Westdeutschen Rundfunks wird die televisionäre Seelsorge, kurz „Domian“ genannt, nach mehr als 20 Jahren Ende 2016 aufgeben. Sexpraktiken, Straftaten oder schlimme Krankheiten sind dann zu später Stunde kein Thema mehr. „Die Nachtarbeit zehrt schon an mir“, begründete der 57-Jährige seine Entscheidung in einem Interview.

• Thomas Gottschalk

Nicht so ein richtig gewollter Rückzug: Der Glamourstar der Showszene entgleitet der Öffentlichkeit so langsam. RTL schickt ihn mit Günther Jauch („Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“) und „Back to School – Gottschalks großes Klassentreffen“ ins Rennen. Ein weiteres Format sei in Arbeit, heißt es von RTL. Doch Gottschalks Popularität hat längst zu schwinden begonnen.

• Jörg Pilawa

Der Kürzertreten-Rückzug: Die Allzweckwaffe des Ersten will mit 50 nicht mehr für alle Formate herhalten. Zur Zeit pendelt er täglich am Nachmittag zwischen seinem Wohnsitz Bergedorf und Studio Hamburg für sein „Quizduell“, aber die großen Abendshows? Abgesehen vom Dreiteiler „Spiel für dein Land“ hat Pilawa bewusst auf weitere Neuentwicklungen verzichtet. (dpa)