Hamburg. „2015 – Das Quiz“ sollte ein unterhaltsamer Rückblick aufs fast vergangene Jahr werden. Es wurde ein quälend langer Quatsch-Marathon.

„Da versucht man, sich das ganze Jahr über von seiner besten Seite zu zeigen. Und dann das.“ Ja, und dann das, Frau Schöneberger. Dann lässt man sich von Frank Plasberg zum Jahresend-Quiz der ARD einladen und zu obigem Zitat hinreißen. Es war als Witz gemeint, wurde aber für den Zuschauer zur Erkenntnis des Abends.

Neben Barbara Schöneberger kamen auch Günther Jauch, Annette Frier und TV-Koch Horst Lichter in die Show „2015 – Das Quiz“. In quälend langen dreieinviertel Stunden sollten sie die witzigsten und wichtigsten Ereignisse des Jahres noch einmal Revue passieren lassen. Sie sollten Quizfragen beantworten und Spiele absolvieren, um möglichst viel Geld für den guten Zweck einzuspielen.

Erzwungene Scherze bringen niemanden zum Lachen

Doch statt einer heiteren Raterunde gab’s Langeweile, Albernheiten und einen Moderator, der fürs Unterhaltungsgenre einfach nicht gemacht zu sein scheint. Frank Plasberg nimmt sich selbst viel zu ernst; echter Witz und Charme entwickeln sich da nur schwer.

Eher peinliche Albernheit als echter Witz und Charme: Das ARD-Quiz zum Jahresende wird zum Quatsch-Marathon.
Eher peinliche Albernheit als echter Witz und Charme: Das ARD-Quiz zum Jahresende wird zum Quatsch-Marathon. © NDR/Max Kohr | NDR/Max Kohr

Seine erzwungenen Scherze brachten niemanden zum Lachen: „Die Quote ist erfüllt“, meinte Plasberg zu Beginn der Sendung. Es seien zwei Frauen im Rateteam. Man stellt sich bei diesen Worten den Moderator unweigerlich an seinem Schreibtisch sitzend vor – wie er sich Witze wie diesen ausdenkt und sich vor Vorfreude ins Fäustchen lacht. Und dann ist der Scherz dem Publikum nicht mal ein Schmunzeln wert.

Der Papst und die Pampers-Polizisten

Selbst Steilvorlagen konnte er nicht verwandeln. Da war er genauso erfolgreich wie die Promis, die in einem Studiospiel Tore schießen sollten, nachdem sie sich vorher – Kindergeburtstag lässt grüßen – mehrfach um die eigene Achse gedreht haben. Beim „kompakten Kampfhund“ Jules, der 2015 zur Internet-Berühmtheit wurde, weil die Mini-Bulldogge zwei ausgewachsene Bären in die Flucht geschlagen hat, zelebrierte Plasberg die in seinen Augen witzige Alliteration. Auch das „rollige Rüsseltier“, ein liebestoller Elefant aus Thailand, fand Plasberg sehr lustig. Doch bei den philippinischen Polizisten, die zum Papstbesuch Windeln tragen mussten, weil es zu wenige mobile Toiletten gab, fiel ihm offenbar nichts ein. Der Papst und die Pampers-Polizisten – das hatte doch durchaus Potenzial.

Auch Plasbergs Gäste machten nicht immer eine gute Figur. Günther Jauch übte sich auffallend in Zurückhaltung und Horst Lichter probierte wohl schon ein paar Witzchen für die nächste Karnevalssitzung aus: Sport? Klar mag er Sport. Ritter Sport Nougat. Tätää.

Auch Günther Jauch macht nicht immer eine gute Figur.
Auch Günther Jauch macht nicht immer eine gute Figur. © NDR/Max Kohr | NDR/Max Kohr

Befremdlich reagierte das Publikum auf einen weiteren Scherz (hoffentlich war es wirklich einer): Seine Frau wolle ja nicht, dass er fremdgehe, erzählte Lichter. Nur bei Helene Fischer, da würde sie eine Ausnahme machen. „Da würde sie daneben stehen und anschließend applaudieren.“

Frank Plasberg, der Störfaktor

Wie schön, dass es zwischenzeitlich richtig albern wurde – das half beim Verdrängen der peinlichen Sprüche. Aber mussten die Promis dafür wirklich auf dem Boden robben? Sicher: Es hatte schon was Ulkiges, als Barbara Schöneberger auf ihrem Surfbrett nicht über die Pappmaché-Wellen kam. Und Horst Lichter wie ein Irrer paddelte, um als Erster ans Ziel zu kommen. Doch Moderator Plasberg wirkte in jeder Szene wie ein Störfaktor. Wie ein Lehrer, der bei der Klassenfahrt auf cool macht.

TV-Quatschmacher anderer Sender machen Quatsch, weil man es von ihnen erwartet – und weil sie sich aufs Quatschmachen verstehen. Aber Plasberg? Er ist nicht die eierlegende Wollmilchsau der ARD, auch wenn er das Jahresend-Quiz dieses Mal schon zum achten Mal moderiert hat. Er schafft den Spagat nicht zwischen ernstem Polit-Talker und heiterem Plauderer. Selbst mit seinem persönlichen Aushängeschild, der Sendung „Hart aber fair“, meinen es die Kritiker nicht immer gut. Er sollte sich also lieber darauf konzentrieren.

Annette Frier, die „Miss Oberschenkel“

Notiz am Rande: Quiz-Siegerin dieses Jahr wurde Annette Frier. Aber ob die Schauspielerin wohl für eine Revanche im nächsten Jahr zur Verfügung steht? Fraglich, nachdem Plasberg sie nach dem finalen Tretauto-Spiel als „Miss Oberschenkel“ bezeichnete. Das will doch jede Frau hören. Seine Konkretisierung „Miss brennender Oberschenkel“ machte die Sache auch nicht besser.