Köln. Jauch hat zum „Wer wird Millionär?“-Spezial Enkel und ihre Großeltern eingeladen. Von Explosionen, der „Killer-Oma“ und Jauchs Fauxpas.

Opa hat’s noch drauf. So könnte man die jüngste Spezialausgabe von „Wer wird Millionär?“ zusammenfassen. Moderator Günther Jauch lud zum heiteren Rätselraten Zweierteams ein. „Mit Oma und Opa zur Million“ lautete der Titel der Sendung, die am Montagabend auf RTL ausgestrahlt wurde und in der Enkelkinder mit einem Großelternteil um den großen Gewinn zockten. Anzügliche Sprüche, Explosionen und eine „Killer-Oma“ taten ihr Übriges.

Vielsagend hatte der Sender zuvor verkündet, das neue Spezial von „Wer wird Millionär?“ werde mit „gängigen Vorurteilen endgültig aufräumen“. Ein ehrgeiziges Ziel. Zeitweise jedoch drohte der Balanceakt zwischen dem Zurschaustellen seniler Rentner und der liebevollen Darstellung dessen, was Jung und Alt zusammenhält, zu kippen. Das Prinzip der Sendung war so einfach wie bewährt: 15 Fragen müssen bis zum Millionengewinn beantwortet werden. Zum Auftakt ließ der 59-jährige Jauch sich per Bildbearbeitung selbst in einen betagten Mann verwandeln. Dann trat ein echter Oldie vor die Kamera.

Opa in Cowboystiefeln

Siegessicher laufen die 29-jährige Thalia Boecker und ihr Großvater zu Survivors „Eye of the Tiger“ ins Studio. Die Dramaturgie ist wohl angebracht: Arno Boecker ist mit 89 Jahren der bislang älteste Teilnehmer der Sendung. Der kurze Einspieler zuvor zeigt ihn wahlweise beim Tennis-, Badminton- oder Tischtennisspielen. Er hat eine 30 Jahre jüngere Ehefrau, ist gerade erst durch Texas gereist (deshalb die Cowboystiefel) und auch sonst ein ziemlich ulkiger Kerl. Ohne Umschweife verkündet er, dass seine Thalia seine liebste, weil hübscheste und intelligenteste Enkelin sei – und begeistert die Zuschauer mit beinahe unverschämtem Selbstbewusstsein.

Und Opa legt vor. Sicher erspielt der Rentner die Fragen bis zur 8000-Euro-Marke, dann ist zum ersten Mal seine Enkelin gefragt. „Wer oder was ist LeFloid?“ An der Frage nach dem YouTube-Star verzweifelt aber auch sie. Schließlich ist der Videoblogger vor allem unter sehr jungen Menschen populär. Einen Teenager hätte die Frage schlicht unterfordert, eine 29-Jährige kommt dabei schon ins Straucheln. Man mag es ihr nicht verdenken. Der Publikumsjoker rettet’s.

Günther Jauch leistet sich Fauxpas

Bei 16.000 Euro kommt es zum Konflikt. „Vertrau mir, vertrau mir, vertrau mir“ wiederholt Thalia mit Nachdruck an ihren Opa gerichtet. Es geht um folgende Frage: „Wie man auf Landkarten erkennen kann, grenzt an Sonora, Coahuila, Sinaloa und Durango …?” A. Pudel, B. Husky, C. Chihuahua und D. Chow-Chow. Thalia plädiert für Antwort C. Opa Arno zweifelt. „Aber Liebes, so stürzen wir ab.“ C. wird dennoch eingeloggt. „Wenn die Antwort falsch ist, falle ich vom Stuhl“, sagt er. „Ach, wenn Sie uns ärgern wollen, dann sterben Sie gleich hier“, ruft Jauch und fährt für den Fauxpas sogar noch einen großen Lacher ein.

Arno Boecker nimmt es gelassen, grölt bei der nächsten Frage bereits „Atemlos, atemlos“ (richtig, es ging um Helene Fischer) und jubelte, als hätte er im Lotto gewonnen. „Es gibt schönere Sachen im Leben als Rauchen und Alkohol“, sagt Opa Arno dann unvermittelt und fügt verschmitzt hinzu: „Auch heute noch.“ Spätestens bei dem Satz „Ich war von Beruf her Eisenwichser“ ist das Publikum sein. So nenne man jemanden, der Hochspannungsmasten anstreicht, erklärt Boecker. Beim Thema Schach geben Opa und Enkelin gleichermaßen auf und nehmen schließlich die erspielten 32.000 Euro mit nach Hause.

Ein leicht klischeehaftes Paar: Helmut Gebhard (links) und sein Enkel Simon Rövenich erspielen bei Günther Jauch 32.000 Euro.
Ein leicht klischeehaftes Paar: Helmut Gebhard (links) und sein Enkel Simon Rövenich erspielen bei Günther Jauch 32.000 Euro. © RTL / Frank Hempel | RTL / Frank Hempel

Auftritt Kanidatenpaar 2: Helmut (77) ist ebenfalls sportlich, steht immer pünktlich auf und ist insgesamt ein heißes Eisen, während sein unbekümmerter Enkel Simon (21) noch faul in den Federn liegt. Man fragt sich insgeheim, ob beim Dreh des Einspielers Regie geführt wurde, zu klischeebehaftet das Ganze. Sympathisch sind die beiden aber zweifelsohne. Opa Helmut Gebhard beantwortet die ersten Fragen souverän. Enkel Simon Rövenich hat erst wieder etwas zu sagen, als es um Computer- und Konsolenspiele geht. Sie scheitern knapp an der Frage, wo 2015 kein Mensch war (nämlich auf dem Gipfel des Mount Everest) und nehmen 32.000 Euro mit nach Hause.

Oma mimt eine Serienkillerin

Für das dritte Kandidatenpaar hat sich der Sender etwas Besonderes überlegt. „Sie ist ‘ne absolut coole Socke, aber auch eine Klugscheißerin“, sagt die 27-jährige Kim Deserno entwaffnend offen über ihre Oma Karin (74). Im Einspieler wird gezeigt, wie RTL die Rentnerin amtlich auf den Arm nimmt. Der Großmutter wird vorgegaukelt, sie würde sich um eine Komparsenrolle bei der Actionserie „Alarm für Kobra 11“ bewerben. Beim TV-Casting muss Karin Deserno eine Serienkillerin mimen. Eine rasante Autofahrt, quietschende Reifen und brennende Pappkartons später zittert Oma Karin zwar sichtlich, brüllt ihrem Fahrer dennoch inbrünstig „Gib Gummi, oder willst du im Knast landen?” entgegen. Dieser schauspielerische Eifer lässt sogar Humorlose schallend auflachen.

„Gib Gummi, oder willst du im Knast landen“, brüllt Oma Karin den Fahrer an – und denkt da noch, sie bewirbt sich für die RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ statt für „Wer wird Millionär?“.
„Gib Gummi, oder willst du im Knast landen“, brüllt Oma Karin den Fahrer an – und denkt da noch, sie bewirbt sich für die RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ statt für „Wer wird Millionär?“. © RTL | RTL

Vollen Einsatz zeigte während der Fragerunde dann vorwiegend ihre überaus smarte Enkelin, die jede Antwort herleitete und ihre gelegentlich freche Oma charmant auf die Schippe nahm. Das dritte Kandidatenpaar verlässt mit 64.000 Euro das Studio. Vom Abbau von Vorurteilen war während der Sendung zwar nichts zu spüren. Doch Jauch schaffte es dank seiner spitzbübischen Art, eine intime Atmosphäre aufkommen zu lassen. Die Sendung glich gemütlichem Rätselraten am Küchentisch und bot letztlich genau das, wofür sie immer stand. Leichte Unterhaltung.