Berlin. Mit 38,29 Prozent der Stimmen gewinnt Jamie-Lee das Finale von „The Voice“. Vor die Kameras darf sie nach dem Sieg zunächst nicht mehr.

Vor dem Fernseher fieberten Woche für Woche die Zuschauer mit, als die Coaches von „The Voice of Germany“ sich wieder auf die Suche nach Talenten begaben – und sie fanden. Am Donnerstag lieferten sich vier Finalisten einen Kampf um den Titel: der 23-jährige Ayke Witt aus Wolfsburg, die 37-jährige Tiffany Kemp aus Kaiserslautern, Isabel Ment (20) aus Berlin und die gerade einmal 17-jährige Jamie-Lee Kriewitz aus Hannover. Und die Jüngste im Bunde machte am Ende deutlich das Rennen und sicherte damit ihren Coaches Smudo und Michi Beck vom Team Fanta den zweiten Titel in Folge. Eine große Überraschung war das jedoch nicht. Jamie-Lee wurde schon im Vorfeld als große Favoritin gehandelt.

Für die Macher der anschließenden Fernseh-Show „Red“ dürfte dieser Sieg allerdings etwas unpraktisch gewesen sein. Dadurch, dass Jamie noch Minderjährig ist, musste sie nach 23 Uhr die Bühne verlassen – pünktlich zur Live-Sendung mit Annemarie Warnkross, die sich ganz dem Finale von „The Voice“ widmen sollte. Die Moderatorin musste sich an Plan B halten und sich mit den Verlierern und Jamie-Lees Mentoren, Michi Beck und Smudo, begnügen.

Rea Garvey ohne Talent im Finale

Während es für die Gewinnerin ein rundum gelungener Abend gewesen sein dürfte, hatte einer von vornherein wenig zu lachen: Rea Garvey. Er war der einzige Coach, der ohne ein Talent im Finale stand, während Neuling Andreas Bourani mit Tiffany und Ayke gleich zwei Kandidaten parat hatte. Rea Garvey gab sich jedoch als guter Verlierer und versorgte seine Coach-Kollegen stattdessen mit kühlen Getränken – vor allem mit Wodka. Betrunken verließ allerdings niemand die Show. Bei der anschließenden Pressekonferenz klärten Smudo und Michi Beck auf, dass sie nur einen kleinen Schluck genommen hätten und es statt Wodka eher Aperol-Spritz gab – davon aber auch nur ein Gläschen.

Schön trinken musste man sich den Abend aber auch gar nicht, denn auf der Bühne wurde eine Menge geboten. Die Finalisten performten sowohl einen eigenen Song als auch ein Duett mit einem Weltstar. Isabel durfte mit Ellie Goulding auf die Bühne und war im Anschluss sehr begeistert. „Die Frau ist so schrecklich nett. Hat total viel Spaß gemacht“, sagte sie nach der Sendung. Für Ayke ging es mit Rapper Cro auf die Bühne – samt Wodka-Shot gegen die Aufregung. Tiffany wurde James Morrison an die Seite gestellt, der von ihrer Stimme sehr begeistert war. Jamie-Lee sang im Duett mit Jess Glynne, die nur Lob für die Kandidatin überhatte. „Hast du ihre Stimme gehört? Sie sollte definitiv gewinnen”, sagte sie nach dem Auftritt zu Moderator Thore Schölermann – und sie sollte recht behalten.

Mit Tänzern im Affenkostüm auf der Bühne: Coldplay-Sänger Chris Martin.
Mit Tänzern im Affenkostüm auf der Bühne: Coldplay-Sänger Chris Martin. © dpa | Jörg Carstensen

Mit den Solo-Performances konnten vor allem Ayke und Jamie-Lee punkten. Beide zogen das Publikum im Studio in ihren Bann und ernteten den größten Applaus – abgesehen von Coldplay. Die Band um Sänger Chris Martin enterte die Bühne, nachdem das Telefon-Voting abgeschlossen war und der Sieger bereits feststand. Während sich der Notar auf den Weg ins Studio machte, sang Coldplay den Song „Adventure Of A Lifetime“ im Konfettiregen. Begleitet wurde die Band dabei von als Gorillas verkleideten Tänzern. Vor allem Chris Martins ausgelassenen Tanzstil feierte das Publikum.

Jamie-Lee muss früh nach Hause

Die Spannung wurde durch diesen Auftritt allerdings nicht gemindert. Alle warteten auf die Entscheidung. Um das Prozedere besonders spannend zu gestalten, wurden zunächst die Prozentzahlen der vier Platzierungen bekanntgegeben – ohne den dazugehörigen Namen. Die wenigsten Anrufer hatte Isabel bekommen. Sie landete mit 16,88 Prozent auf dem vierten Rang. Danach wurde es spannend, denn die Zweit- und Drittplatzierten lagen sehr nah beieinander. Tiffany erkämpfte sich mit 21,88 Prozent der Stimmen Platz Drei, Ayke mit 22,95 Prozent den zweiten Platz. Jamie-Lee konnte mit stolzen 38,29 Prozent das Rennen für sich entscheiden und war sprachlos – nicht nur, weil ihr die Worte fehlten, sondern weil sie aus Jugendschutzgründen auch nichts mehr sagen durfte. Ihr blieb nur eins: innerhalb der fünf verbleibenden Minuten bis zum Ende der Show noch einmal ihren Siegersong „Ghost“ zu singen. Und das tat sie mit großer Begeisterung.

Da Jamie-Lee sich nach ihrem Sieg mit ihrer Familie zurückziehen musste, fand auch die Pressekonferenz ohne sie statt. Stattdessen stand das Coach-Duo Rede und Antwort – nicht nur in Bezug auf ihren zweiten Sieg in Folge, sondern auch auf ihre Outfits. Smudo und Michi Beck hatten im Jamie-Lee-Stil, in bunten Manga-Klamotten, die Bühne betreten. Das Son-Goku-Kostüm von Smudo stammt sogar aus einem Cosplay-Shop, wie der Musiker sagte. Voller Stolz verkündete er deshalb auch: „Ich war ein real Cosplayer today!“

Viel Stress für eine 17-Jährige

Natürlich wollten die beiden Coaches aber vor allem über ihren Schützling sprechen. „Jamie-Lee ist total fertig mit den Nerven, genau wie ihre Familie.“ Für eine 17-Jährige sei der ganze Trubel besonders aufreibend. „Was hinter der Bühne passiert, was alles dazugehört, das ist eine Menge Stress“, sagte Michi Beck, „Jamie braucht erstmal ein bisschen Ruhe“.

Talente, Tränen und eine Gewinnerin beim „The Voice“-Finale

Jamie-Lee Kriewitz auf der Bühne : Die 17-Jährige aus Hannover wurde vorab von vielen als Favoritin gehandelt. Zu Recht: Sie ist „The Voice of Germany 2015“.
Jamie-Lee Kriewitz auf der Bühne : Die 17-Jährige aus Hannover wurde vorab von vielen als Favoritin gehandelt. Zu Recht: Sie ist „The Voice of Germany 2015“. © dpa | Jörg Carstensen
Die Abstimmung war deutlich: Eine klare Mehrheit der Zuschauer wählte Jamie-Lee zur Siegerin.
Die Abstimmung war deutlich: Eine klare Mehrheit der Zuschauer wählte Jamie-Lee zur Siegerin. © Getty Images | Clemens Bilan
Gefördert wurde Jamie-Lee von Smudo und Michi Beck von den Fantastischen Vier.
Gefördert wurde Jamie-Lee von Smudo und Michi Beck von den Fantastischen Vier. © Getty Images | Clemens Bilan
Ayke Witt schaffte es als einziger Mann ins Finale. Sein Erfolgsrezept: Wortwitz und Rap. Damit erreichte er Platz 2.
Ayke Witt schaffte es als einziger Mann ins Finale. Sein Erfolgsrezept: Wortwitz und Rap. Damit erreichte er Platz 2. © dpa | Jörg Carstensen
Im Finale trat der 23-Jährige Wolfsburger aus dem Team von Andreas Bourani mit Cro auf.
Im Finale trat der 23-Jährige Wolfsburger aus dem Team von Andreas Bourani mit Cro auf. © Getty Images | Clemens Bilan
Was für eine Ausstrahlung, was für eine Stimme. Tiffany Kemp erreichte den dritten Platz.
Was für eine Ausstrahlung, was für eine Stimme. Tiffany Kemp erreichte den dritten Platz. © dpa | Jörg Carstensen
Im Finale stand die 37-Jährige Kitzingerin aus dem Team von Andreas Bourani mit dem britischen Sänger James Morrison auf der Bühne.
Im Finale stand die 37-Jährige Kitzingerin aus dem Team von Andreas Bourani mit dem britischen Sänger James Morrison auf der Bühne. © Getty Images | Clemens Bilan
Mikrofon, Gitarre und ihre Stimme: Mehr braucht Isabel Ment nicht, um das Publikum zu fesseln. Am Ende wählte sie das Publikum auf den vierten Platz.
Mikrofon, Gitarre und ihre Stimme: Mehr braucht Isabel Ment nicht, um das Publikum zu fesseln. Am Ende wählte sie das Publikum auf den vierten Platz. © Getty Images | Clemens Bilan
Gefördert wurde die 20-Jährige Berlinerin von Stefanie Kloß. Hier performt sie im Finale mit der britischen Singer-Songwriterin Ellie Goulding.
Gefördert wurde die 20-Jährige Berlinerin von Stefanie Kloß. Hier performt sie im Finale mit der britischen Singer-Songwriterin Ellie Goulding. © Getty Images | Clemens Bilan
Hatte zwei Feuer im Eisen: Andreas Bourani (2 v.l) mit Cro (l), Moderatorin Lena Gercke und Schützling Ayke.
Hatte zwei Feuer im Eisen: Andreas Bourani (2 v.l) mit Cro (l), Moderatorin Lena Gercke und Schützling Ayke. © Getty Images | Clemens Bilan
Juror Rea Garvey fieberte mit, durfte aber insgesamt entspannt bleiben: Ins Finale hatte es keines seiner Talente geschafft.
Juror Rea Garvey fieberte mit, durfte aber insgesamt entspannt bleiben: Ins Finale hatte es keines seiner Talente geschafft. © Getty Images | Clemens Bilan
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Ruhe vor dem Team Fanta kann die 17-Jährige jedoch nicht erwarten. Die beiden Musiker wollen sie auch weiterhin unterstützen. „Der Kontakt ist sehr wichtig“, stellten Smudo und Michi Beck klar. Deshalb wollen sie auch zu Jamie-Lees Auftritten nach Hamburg oder Berlin kommen.

Sorgen machen sie sich übrigens nicht um die junge Siegerin. Mit ihrer Familie als Rückhalt und der „The-Voice-Familie“, wie sie sich untereinander nennen, dürfte nichts mehr schiefgehen.

Und übrigens: Einer erneuten Teilnahme der Fantas als Coaches bei „The Voice“ steht offensichtlich auch nichts im Wege. Sie haben nämlich bereits große Pläne: „Es mag vielleicht hochmütig erscheinen, aber es ist unser Sportsgeist. Es war nur der nächste Schritt zum Hattrick“, geben sie sich bereits für die sechste Staffel im kommenden Jahr siegessicher.