Essen. Der ZDF-Film „Frau Roggenschaubs Reise“ ist keinem Genre zuzuordnen. Stark wird er vor allem dank Hannelore Hoger und Christian Redl.

Dieser Film ist anders als die übliche Montagsware, mit der das ZDF sonst auf Zuschauerjagd geht. „Frau Roggenschaubs Reise“ ist so recht keinem Genre zuzuordnen. Der Film ist eine bunte Mischung aus Integrationskomödie, Selbstfindungsdrama, Sozialstudie und kriminalistisch angehauchter Schatzsuche. Hannelore Hoger spielt eine ihrer formidabelsten Rollen der letzten Jahre. Hoger ist Rosemarie Roggenschaub. Ein Name, wie ihn Loriot sich nicht schöner hätte ausdenken können.

Rose ist angeödet von ihrem Reedereijob und den einsamen Feierabenden im Reihenhauswohnzimmer. Doch es kommt eine Spur heftiger. Dann kriegt sie auch noch die Kündigung, kurz darauf verkündet ihr Exmann Klaus (Christian Redl), dass er plant, mit seiner Freundin Carola (Michaela May) in eine Alten-WG zu ziehen. Seine Münzsammlung und die Angelpokale will er in den nächsten Tagen abholen. Nun ist Rose nicht der Typ Frau, der die Dinge kommentarlos über sich ergehen lässt. Sie handelt – manchmal handelt sie sich um Kopf und Kragen.

Christian Redl als Klaus ist eine kleine Sensation

Bevor sie Klaus und Carola den Kaffee serviert, spuckt sie einmal kräftig hinein. Tags darauf verkauft sie dem Gärtner Sasha Mandel Klaus’ Habseligkeiten zum Freundschaftspreis. Zwischen Kisten mit Partykellerramsch ist da noch eine E-Gitarre, auf der einst Jimi Hendrix spielte. Man tritt Klaus nicht zu nahe, wenn man behauptet, dass ihm die Gitarre mindestens so am Herzen liegt wie die neue Frau in seinem Leben.

Überhaupt, Klaus. Der Hamburger Schauspieler Christian Redl wurde als „Hammermörder“ dem Publikum bekannt, heute ermittelt er als wortkarger Kommissar im Spreewald. Regisseur Kai Wessel gönnt ihm nun die erste Komödienrolle in über 30 Jahren Schauspielerei. Redl als Klaus ist eine kleine Sensation. Das karierte Kurzarmhemd hat er sorgfältig in der beigefarbenen Hose verstaut; er mag die Dinge gern verlässlich und setzt den Fahrradhelm schon auf, wenn er das Rad in Zeitlupentempo schiebt. Was Rose fremd ist, gefällt ihr schon mal nicht.

Ein Film über Fremdheit, Vorurteilen und Familiensinn

Dass sie ihren Job an eine indische Call-Center-Angestellte verloren hat, macht es nicht unbedingt besser. Pech für Rose, dass sie auf die Sinti-Großfamilie Mandel zugehen muss, um die Gitarre wiederzubeschaffen.

Nun ist „Frau Roggenschaubs Reise“ kein Rührstück über eine am Ende bekehrte Frau. Roses polternde Vorurteile werden zwar durch Nachhilfe in historischen Fakten leiser. Vor allem aber gerät ihr ruppiges Temperament umso zärtlicher, je näher sie der Familie Mandel kommt. Zwischendurch darf sie weiter Schimpftiraden ablassen und beim gemeinsamen Kartenlegen etwas von „schwarze Magie für Idioten“ murmeln.

Ein Film über Fremdheit und Vorurteile, Zusammenhalt und Familiensinn. Und darüber, wie Menschen unterschiedlicher Kulturen miteinander zu leben lernen – gute Geschichte und starke Schauspieler.

• Montag, 14. Dezember, 20.15 Uhr, ZDF: „Frau Roggenschaubs Reise“