Berlin. Der neue „Tatort“ in Ludwigshafen bekommt namhafte Unterstützung. Trotzdem bleiben beim Team um Lena Odenthal grundlegende Probleme.
Da ist sie nun wieder, Deutschlands dienstälteste „Tatort“-Ermittlerin: Lena Odenthal (gespielt von Ulrike Folkerts), seit Oktober 1989 im Einsatz. Die Entwicklung ihrer Figur wirkt in letzter Zeit etwas instabil, man scheint nicht zufrieden mit ihr zu sein. Man pflanzte einen weiblichen Counterpart in ihr Team, die notorisch patente Johanna Stern (Lisa Bitter), mit der sich Odenthal nun vorhersehbare Stutenbeißereien liefern darf. Man schickte sie in die dunkle Umnachtung einer Depression und im Anschluss in die Therapie. Und nun verwickelt man sie in eine Art Techtelmechtel.
Alter Fall muss aufgerollt werden
Wenn so viel an einer Hauptfigur herumgedoktert wird, stimmt etwas Grundsätzliches nicht. Die Stimmen, in Ludwigshafen müsse vielleicht einmal ein Wechsel her wie in so vielen anderen Städten auch, werden denn auch schon seit Jahren beharrlich lauter. Und auch die aktuelle Folge wird sie nicht zum Verstummen bringen.
In der Innenstadt wird die Leiche eines Auftragskillers gefunden. Odenthal und Kopper ermitteln, dass der Mann vor 15 Jahren in den Tod eines jungen Chemikers verstrickt war. Dessen damaliger Freund und Kollege, der gerade im ortsansässigen Chemiewerk gehörig Karriere macht, will den beiden Ermittlern nicht weiterhelfen. Es liegt auf der Hand, dass die beiden Fälle irgendwie zusammenhängen.
Techtelmechtel mit dem Geldeintreiber
Dann kommt die Sache mit dem Techtelmechtel. Am Tatort fällt Odenthal ein Mann auf, der sich ganz unverhohlen für sie interessiert. Es handelt sich um den Geldeintreiber Lu, gespielt von Jürgen Vogel. Seine Rolle sitzt ihm wie ein Maßanzug, aber die offensiven Züge seiner Figur bringen nicht nur die Figur Lena Odenthal, sondern offenbar auch die Schauspielerin Ulrike Folkerts aus dem Konzept. Er verdreht jedenfalls Lena so schnell den Kopf, dass der Zuschauer kaum folgen kann – und so richtig glauben will er die Spontanentflammung der Kommissarin sowieso nicht.
Jürgen Vogel ist kein ganz Unbekannter im „Tatort“ aus Ludwigshafen. Vor 13 Jahren spielte er in einer Folge mit dem Titel „Flashback“ einen Bankräuber, der sich schon nach einer Viertelstunde einigermaßen spektakulär in die Luft sprengte. Diesmal ist ihm deutlich mehr Spielzeit vergönnt, und er beweist wieder einmal, dass er den kaputten Typen mit Geheimnis beherrscht wie kaum ein Zweiter im deutschen Filmgeschäft. Aber auch ein Ausnahmeschauspieler wie er kann die Geschichte nicht retten.
Dieses „Tatort“-Team sollte aufhören
Die Figurenkonstellation erinnert an eine verlorene Stellung auf dem Schachbrett: Kopper ist ein hängender Springer und Johanna Stern ein Läufer, der ins Nichts zielt. Und irgendwo im Abseits steht die Dame Odenthal, eingekesselt von einer wirren Erzählung und aller Wirkungsmacht beraubt. Erfahrene Schachspieler wissen, dass es in so einer Lage nichts bringt, die Partie fortzusetzen. Man sollte sie aufgeben.