Berlin. Deutscher Fernsehpreis, das heißt Glanz, Glamour und Action? Auch, aber das Fernsehjahr 2015 hatte andere Schwerpunkte, so die Jury.

Bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises wird es am 13. Januar viel um die Flüchtlingskrise gehen. Unter anderem konkurrieren mit Dunja Hayali und Anja Reschke zwei Journalistinnen um einen Preis, die in der Diskussion Gesicht gezeigt und Stellung bezogen hatten. Im Rückblick haben vor allem die politischen Krisen das Fernsehprogramm 2015 bestimmt, sagt der Juryvorsitzende Lutz Carstens. Das spiegelt sich in den Nominierungen wieder: „So haben wir uns in der Information ganz auf die Berichterstattung zur Flüchtlingssituation konzentriert und den Talk als wichtigen Ort der Einordnung identifiziert.“

In der Kategorie „Beste Moderation Information“ wird der Preis eine Würdigung sein für Engagement und Haltung. Dunja Hayali und Anja Reschke wurden zu Gesichtern gegen Fremden- und Islamhass, ihre Beiträge im Fernsehen lösten Debatten, die sich tage- und wochenlang fortsetzen und beide zur Zielscheibe von Hass und Beleidigungen machten.

Anja Reschke wurde nominiert für ihren Tagesthemen-Kommentar „Flüchtlinge – Hetze im Netz“ vom 5. August. Dunja Hayali ist nominiert für ihre Interviews bei der Erfurter AfD-Demonstration im ZDF Morgenmagazin.

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In dieser Kategorie könnte auch Michel Abdollahi gewinnen, der unter anderem hinter der Reportage „Im Nazidorf“ aus Jamel in Nordwestmecklenburg stand.

Das Flüchtlingsthema dominiert auch die Sparte „Information“. Nominiert sind „An der Grenze – 24 Stunden an den Brennpunkten der Flüchtlingskrise“ (N24/Welt), „Der Flüchtlingsreport“ (ARD) und der „Thementag Flüchtlinge“ bei RTL vom 31.08.15 (RTL).

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So geht es in der Sparte Talk weiter: „Der Talk hat in besonderer Weise zur Verarbeitung und Einordnung des aktuellen Geschehens beigetragen“, heißt es von der Jury. Mit ihren Nominierungen will die Jury vor allem auch die Redaktionen loben, die zur richtigen Zeit die richtigen Themen mit den richtigen Gästen diskutiert haben – das war überwiegend das Flüchtlingsthema: „Hart aber fair – Jetzt reden die Helfer“ (ARD), „Markus Lanz“ (ZDF), besonders für Sendungen vom 27. Oktober, 17. und 19. November und „Menschen bei Maischberger“ (ARD/WDR/Vincent TV).

Einige dieser Nominierungen haben bereits wütende Reaktionen „besorgter Bürger“ in sozialen Netzwerken ausgelöst: Sie sehen in der Auswahl einen weiteren Beleg für Meinungsmache und „Lügenpresse“, die Vorwürfe, denen sich die Nominierten auch ausgesetzt sahen.

Die Übertragung der Preisverleihung ist bisher nicht geplant. Nach heftiger Kritik an der Vergabepraxis wird der Festakt in neuer Aufmachung und mit weniger Aufwand in Düsseldorf über die Bühne gehen. Stifter sind die Senderchefs der ARD, vom ZDF sowie von RTL und ProSiebenSat.1.

Ähnlich präsent wie das Flüchtlingsthema wird dabei der Sat.1-Krimi „Mordkommission Berlin 1“ sein. Er ist sechs Mal nominiert und hat bei der Vergabe beste Chancen, in den insgesamt 22 Kategorien einige Preise abzusahnen. Große Chancen im Wettbewerb haben auch das KZ-Drama „Nackt unter Wölfen“ (ARD) nach dem Roman von Bruno Apitz und „Ein großer Aufbruch“ (ZDF) mit Matthias Habich als todkrankem, selbstverliebtem Mann, der noch einmal alle Freunde zu sich gebeten hat. Sie sind fünf Mal nominiert worden. Neben „Deutschland 83“ wurden auch der historische ZDF-Mehrteiler „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“ und „Das Zeugenhaus“ (ebenfalls ZDF) viermal nominiert.

Als beste Schauspielerinnen gehen fünf Frauen ins Rennen. Iris Berben für „Das Zeugenhaus“, Henriette Confurius für „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“, Maria Simon für „Silvia S. – Blinde Wut“ (ZDF), Antje Traue für „Weinberg“ und auch für ihre Leistung im Film „Mordkommission Berlin 1“ sowie Ina Weisse für „Ich will dich“ (ARD) und „Ein großer Aufbruch“.

Bei den Männern konkurrieren ebenfalls fünf um den Titel des besten Schauspielers. Charly Hübner für die Mauerfall-Komödie „Bornholmer Straße“ (ARD) sowie das Drama „Der verlorene Bruder“ (ARD), Tobias Moretti für das Drama „Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit“ (ARD), „Mordkommission Berlin 1“ und „Das Zeugenhaus“, Friedrich Mücke für „Weinberg“ und „Mordkommission Berlin 1“, Jonas Nay für „Deutschland 83“ und „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“ sowie Florian Stetter für „Nackt unter Wölfen“.

Politisch wird es dann wieder im Sport: „Geheimsache Doping. Im Schattenreich der Leichtathletik“ (ARD), „Wie Russland seine Sieger macht“ (ARD), „die story im Ersten: Der verkaufte Fußball – Sepp Blatter und die Macht der Fifa“ (ARD) und „sport inside (WDR) konkurrieren um den Preis als beste Sportsendung. (law)