Köln. Michael Gwisdek ist ein bekanntes TV-Gesicht. Jetzt gibt der den Unsympath – am Freitag in „Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel“.

Seit Jahrzehnten bestimmt Schauspieler Michael Gwisdek (73) die TV-Landschaft. Er ist in Krimis zu Hause, in Familiengeschichten – am Freitag zeigt er in der Komödie „Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel“, dass er auch ein Unsympath sein kann. Petra Koruhn sprach mit Michael Gwisdek , dem der Titel des Films überhaupt nicht gefällt.

„Scheiß auf Reis“

Frage: Ihr Film heißt „Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel“...

Michael Gwisdek : Eigentlich sollte er ja „Scheiß auf Reis“ heißen.

Frage: Das war der Arbeitstitel?

Gwisdek : Nein, das war der richtige Titel. Und genau aus dem Grund habe ich die Rolle auch ungelesen angenommen. Das war doch mal originell für eine Komödie. Die Rolle ist aber gut, etwa deckungsgleich mit Ekel Alfred. Es geht um Vorurteile, vor allem gegen Ausländer, um andere Kulturen und Gewohnheiten und den Umgang damit.

Frage: Sind Sie privat auch ein Stinkstiefel?

Gwisdek : Privat bin ich das Gegenteil davon. Obwohl, sagen wir mal so: Ich bin sehr vielschichtig. Ich habe von vielem so ein bisschen.

Verständnisvoller Vater oder Haustyrann

Frage: Und das zeigt sich wie genau?

Gwisdek : Ich kann, oder sagen wir besser, ich konnte zum Beispiel ein Macho sein, und dann auch wieder ein romantischer Softie. Verständnisvollster Vater und dann wieder zickig bis zum Haustyrann.

Frage: Sie muten Ihrer Familie viel zu.

Gwisdek : Immer nur eine Facette, das ist doch langweilig. Ich kann auch schon mal ungewaschen am Frühstückstisch sitzen. Frühstück, das kann, wenn ich nicht drehe, bei uns zu fast jeder Zeit stattfinden. Es gibt Statistiken, wonach Ehepaare nur wenige Stunden in der Woche miteinander reden. Die Wochenration haben wir schon nach einem Frühstück hinter uns. Das ist unser größter Luxus. Besser als Millionen auf dem Konto.

Frage: Ihre Frau war ja ganz begeistert von Ihrem Frühstücksritual.

Gwisdek : Ja, als wir uns kennengelernt haben, haben wir sieben Stunden zusammen gefrühstückt und erzählt.

Verrückt nach Nachrichten

Frage: Worüber reden Sie denn so lange?

Gwisdek : Vor allem über Politik. Ich gucke ja wie verrückt Nachrichten. Wenn ich nicht alle zwei Stunden Nachrichten höre, werde ich nervös. Darüber reden wir dann. Dazu rauche ich ein paar Zigaretten. Es ist ein Nachdenken über das, was die Welt bewegt. Über Griechenland. Natürlich reden wir auch über das, was wir abends zusammen im Fernsehen gesehen haben.

Frage: Sie sitzen also abends vor dem Fernseher und gucken sich Serien an?

Gwisdek : Nein, Serien nicht. Und ich gucke auch nichts mit Werbung. Ich hasse Werbung. Wir gucken Filme. Also DVDs und so etwas.

Frage: Ihre erste Frau ist die Schauspielerin Corinna Harfouch, Ihre zweite, Gabriela, schreibt Bücher – und ist über zwanzig Jahre jünger als Sie.

Gwisdek : Das weiß ich gar nicht genau. Das interessiert mich auch nicht. Wie alt eine Frau ist, ist nie mein Thema gewesen. Es ist mir doch auch egal, wie alt ich bin. Biologisches Alter interessiert mich nicht die Bohne. Es gibt doch Dreißigjährige, die sind im Kopf so alt wie Achtzigjährige und umgekehrt.

Frage: Sie haben anscheinend eine große Menschenkenntnis. Hat das auch etwas mit Ihrem ersten Beruf zu tun?

Gwisdek : Sie meinen, als ich noch Warmwasserboiler verkauft habe.

Wasserboiler an Intellektuelle verkauft

Frage: Genau, Sie waren ja Handelsvertreter.

Gwisdek : Oh ja, ich bin von Tür zu Tür gegangen. Dabei war ich ein total schüchterner Stubenhocker. Ein Onkel hat mich praktisch ins kalte Wasser geworfen.

Frage: Und haben Sie gut abverkauft?

Gwisdek : Den Intellektuellen ja, die habe ich an Ihrer Eitelkeit gepackt. Die haben meistens einen bestellt.

Frage: Und die anderen?

Gwisdek : Bei den Hausfrauen zum Beispiel ging das gar nicht. Die sagten sofort: Der will uns doch nur was verkaufen.

Frage: Warum sind Sie Schauspieler geworden?

Gwisdek : Ganz ehrlich? Ich habe damals in der „Bravo“ ein Foto von O. W. Fischer gesehen, wie er dastand mit Champagner und schönen Frauen ...

Meister im Umgang mit dem Colt

Frage: Haben Sie dafür viel Neues lernen müssen?

Gwisdek : Ich habe Schießen gelernt.

Frage: Schießen?

Gwisdek : Ja. Als ich mir in den Kopf gesetzt hatte, Schauspieler zu werden, habe ich bei Hollywoodschauspielern gesehen, dass die alle super schießen konnten. Das habe ich dann zwei Jahre geübt. Ich war echt exzellent im Umgang mit dem Colt. Nun habe ich über zweihundert Filme gedreht, aber geschossen habe ich noch nie.

• Freitag, 11. Dezember, ARD um 20.15 Uhr