Berlin. In der ARD-Komödie „Sturköpfe“ mit Peter Haber verliert ein Mann sein Augenlicht – und findet dafür eine neue Freundin fürs Leben.

Es gehört zu den Standardrezepten der Komödie, ungleiche Paare zusammenzuspannen. Die Idee ist ebenso alt wie das Theater, aber im Film scheint sie sich fruchtbarer fortzupflanzen. Billy Wilder zum Beispiel machte sie sich schon vor Jahrzehnten gleich mehrfach zunutze, indem er Jack Lemmon und Walther Matthau aufeinander losließ: das neurosengeplagte Sensibelchen hier, der übellaunige Zyniker dort. Im französischen Überraschungserfolg „Ziemlich beste Freunde“ konnte man 2011, die Charaktere nur geringfügig variiert, dieselbe Konstellation beobachten.

„Sturköpfe“ von Regisseurin Pia Strietmann muss man sich als eine Art Remix dieser Vorbilder vorstellen, originell kann man ihn schon deshalb nicht nennen. Die beiden Ungleichen, das sind in diesem Film eine junge Frau und ein gesetzter, älterer Herr. Die Frau heißt Sissi und kriegt ihr Leben nicht so recht auf die Reihe. Sie wohnt mit Ende 20 noch bei ihrer Mutter, ist unglücklicher Single und hat gerade von Erzieherin auf Rehalehrerin für Blinde umgeschult. Der Mann, das ist ein erfolgreicher Unternehmer – ein Patriarch aus Schweden mit all den Anzügen, kristallenen Cognacflaschen und Ledersesseln, die dazu gehören. Er hat nur ein Problem: Er ist plötzlich erblindet.

Unerfahrene Blindenlehrerin trifft auf unwirschen Stahlmogul

Und so kommen also die beiden zusammen. Die unerfahrene Blindenlehrerin hier und der unwirsche Stahlmogul Theo Olsson dort, der mit dem Verlust seines Augenlichts auch seine Rolle als harter Wirtschaftskapitän bedroht sieht. Peter Haber, vielen bekannt als Kommissar Beck aus der gleichnamigen deutsch-schwedischen Krimiserie, nutzt die ungewohnte Rolle gut, um alle Register des Abstoßenden zu ziehen: Er bellt seine Haushälterin und seinen von ihm längst entfremdeten Sohn zusammen, er erteilt ihnen unablässig Anweisungen – als wäre er nicht jetzt derjenige, der Anweisungen gut gebrauchen könnte.

An den Schauspielern liegt es sicher nicht, dass dieser Film bald in seiner Vorhersehbarkeit erstarrt. Denn auch Alwara Höfels überzeugt als junge Frau, die sich tapfer gegen die Zumutungen des Alten stemmt. Vielmehr sind es die alten, ausgetretenen Pfade, die er erzählerisch beschreitet: Natürlich entstehen neben den Konflikten auch zarte Momente zwischen den beiden, und im Wechsel von beidem ergibt sich eine Art Rhythmus. Und natürlich geht es hier auch um ein Eltern-Kind-Verhältnis, das beide Charaktere in ihrem Privatleben nur in Schwundstufen vorfinden.

Wie klingt Regen auf unterschiedlichen Oberflächen?

Die Geschichte geht schließlich offen aus, wendet sich nicht zwanghaft in allem zum Guten. Das und vieles andere wird bleiben von diesem Film: die schönen Herbstbilder der Kamerafrau Eeva Fleig, die vielen Geräusche (Ton: Lutz Pape), auf die der blinde Mann nun dringend angewiesen ist. So ist ein Regen nicht nur ein sonores Prasseln, sondern ein riesiges Klangspektrum von all den Dingen, auf die Regentropfen auftreffen.

Fazit: „Sturköpfe“ schlingert im Klischeemorast, aber rutscht dank der sehr guten handwerklichen Leistung aller Mitwirkenden nicht darin aus.

• Freitag, 4. Dezember, ARD um 20 Uhr