Essen. Wilsberg steckt seine Nase mal wieder in kriminelle Machenschaften. Dieses Mal geht es um Arzneimitteltests und alternative Heilkunde.

Wer nach Deutschlands Hauptstadt für Kriminalkomödien sucht, kommt ziemlich schnell auf Münster und damit auf Boerne und Thiel, die Platzhirsche des Kalauers. Die Beliebtheit der „Tatort“-Kommissare wirft einen derart langen Schatten, dass der wacker ermittelnde Wilsberg darin häufig zu verschwinden droht.

Der notorisch klamme Antiquar

Dabei ist der finanziell notorisch klamme Antiquar, der sich nebenher als Privatdetektiv verdingt, schon sieben Jahre länger auf dem Bildschirm unterwegs – und auch in seinen Fällen wird lustvoll ausgeschöpft, was das Genre an Komik zu bieten hat.

Dabei wird oft ein Vollbad in Klischees angesteuert, so auch im aktuellen Fall. Eigentlich sind es zwei Geschichten: Es geht um die Pharmaindustrie und ihre Lobby auf der einen, und die fröhlich-esoterische Homöopathie auf der anderen Seite. Und das Autorenduo Arne Nolting und Jan Martin Scharf lässt nichts aus, was das gesunde Volksempfinden hier an Vorurteilen parat hat.

Die Pharmaleute gehen im Namen der Gesundheit buchstäblich über Leichen. Ihre Erprobungsstudien neuer Medikamente sind nichts weiter als gleichgültige Menschenexperimente, bei denen es dann auch schon mal schnell aus dem Ohr bluten kann. Und ihre Funktionäre sitzen in kalt beleuchteten Büros mit viel Glas, tragen teure Anzüge und planen die Bestechung von Bundestagsabgeordneten.

Globuli, Bachblüten und Heilsteine

Und dann natürlich: die alternative Welt der Homöopathie. Die Globuli. Heilsteine. Bachblüten. Lustig macht diesen Krimi, dass ihre Anhänger ebenso überzeichnet daherkommen wie die Haifische von der Gegenseite. Nur ergeht es ihnen am Anfang um einiges schlechter. Der Naturheilkundler Christopher Seekatz (Folker Banik) sucht Wilsberg in seinem Antiquariat auf, weil er glaubt, er werde von seiner Frau betrogen. In seiner sympathisch schwerfälligen Art findet Leonard Lansink in der Rolle des Detektivs schnell heraus, dass sein Mandant damit vollkommen recht hat. Denn die Frau des Kräuterfreundes besucht mitnichten einen Meditationskreis, sondern ein Hotel, wo sie unter tätiger Mithilfe ihres Liebhabers ihre, wie sie es formuliert, „Chakren zum Schnackeln“ bringt. Als wäre er damit noch nicht genug gestraft, wird Seekatz nun auch noch zu Hause erschlagen.

Die zweite Geschichte gewinnt angesichts der innenpolitischen Lage in Deutschland erstaunliche Aktualität. Wilsbergs Freund Ekki (Oliver Korittke) kümmert sich um eine Flüchtlingsfamilie, die in einer Containersiedlung unter furchtbaren Bedingungen hausen muss. Immer wieder kommt er mit den Wachleuten in Konflikt, die für die Geflohenen so gar nichts übrighaben, nicht nur ihrem Äußeren nach rechtsradikal sind und fleißig die üblichen Floskeln von Lügenpresse und Asylschmarotzern wiederkäuen.

Die Freude der Parodie

Fazit: Natürlich haben beide Geschichten miteinander zu tun, und am Ende fragt man sich, ob die notorische Überzeichnung und die Freude an der Parodie nicht manchmal ein wenig zwanghaft auf die Spannung drücken. Aber das sollte man Detektiv Wilsberg nicht vorwerfen. Er hat ja schon wirklich genug Probleme.

K Samstag (28. November), ZDF um 20.15 Uhr