Berlin. Ein ZDF-Team begab sich auf die Spuren des Islam in Deutschland. Was als pfiffige Idee begann, endete mit lauen Allgemeinplätzen.

Drei Mitarbeiter eines Fernsehteams fahren durch Deutschland. Sie haben sich arabisch gekleidet, eine Ausgabe des Korans unter den Arm geklemmt und geben sich als Moslems aus, die ein Baugrundstück für eine Moschee suchen. Dafür halten sie Autofahrer an und klingeln an Haustüren – mal sehen, wie die Leute auf die vermeintlichen Bauherren im Namen Allahs reagieren.

Ein platter Gag? Typisch-vordergründiges TV-Mätzchen? Mag sein. Doch es war spannend zu sehen, was die angeblichen Moslems zu hören bekamen. „Da steht einer mit dem Koran vor der Tür, da soll ich keine Angst kriegen“, meinte eine erschrockene Frau.“ Ein Mann sagte, die Muslime könnten ruhig kommen, „wenn sie keine Kalaschnikow dabei haben, hahaha“. Andere urteilten knapp, so etwas passe „nicht so recht nach Deutschland“ und schimpften gleich los. Eine ältere Frau traf die Gemütslage der Republik wohl am treffendsten, als sie angesichts der „Moschee-Bauer“ meinte: „Da kommen jetzt so viele zu uns. Es ist schwer für uns, sich daran zu gewöhnen.“

Schnelle Schnitte mit vielen Experten

Szenen aus einem verunsicherten Land. „Wie viel Islam verträgt Deutschland?“, fragte das ZDF am Dienstagabend zur besten Sendezeit und suchte 45 Minuten lang nach einer Antwort. Leider blieb der Dreh mit der angeblichen Moschee und dem Baugrundstück beinahe die einzige zündende Idee der Sendung, die als filmische Collage angelegt war.

Schnelle Schnitte, abrupte Szenen- und Perspektivwechsel – kein schlechtes Herangehen an ein vielschichtiges Thema. Eigentlich. Doch die ZDF-Autoren Annette Heinrich, Candan Six-Sasmaz und Robert Wortmann gaben ihren Gesprächspartnern manchmal nur Sekunden das Wort. Gerade hat ein Islam-Experte erklärt, der Islam sei nicht frauenfeindlicher als das Christentum, nur seien beiden Religionen nun mal „patriarchalisch, von Männern geprägt und ausgelegt“ – da ging es dann schon weiter zum Chef des Bundeskriminalamtes, der über gewaltbereite junge Moslems referierte.

ZDF produziert unfreiwillige Komik

Ein Verfassungsschützer und ein Migrationsbeauftragter, Islamwissenschaftler und Terrorexperten, Imame und Konvertiten – alles in allem über ein Dutzend Fachleute für die verschiedensten Aspekte fuhren die Autoren auf. Sie fragten nach bei türkischen Fußball-Machos und bei westlich orientierten Teenagern mit nabelfreiem Top. Nur wenige Einblicke waren überraschend, vieles hatte man schon oft gesehen und gehört. Oft blieb es bei Versatzstücken.

Und ab und an wurde es gar unfreiwillig komisch, etwa als Abdul-Ahmad Rashid, Islamwissenschaftler und ZDF-Journalist, dozierte, der Prophet Mohammed sei in Wahrheit „ein Softie, ein Frauenversteher“ gewesen, „der im Haushalt mitgeholfen hat, den Müll rausgebracht hat“. Was soll uns das sagen?

Entsprechend dünn war denn auch der Erkenntnisgewinn der ZDF-Dokumentation. Der Islam sei „keine Gewaltreligion“, habe zwar so seine Probleme mit Frauen, passe aber insgesamt sehr wohl „zu unserer Demokratie“, urteilten verschiedene Experten. Und die Bilanz der Autoren selbst fiel nach einer Dreiviertelstunde, die den Zuschauer eher ratlos zurückließ, geradezu peinlich plattitüdenhaft aus: „Die Probleme können nur gemeinsam gelöst werden. Mit der Bereitschaft, vom anderen zu lernen.“

Die ZDF-Zeit Dokumentation „Wie viel Islam verträgt Deutschland ist hier in der Mediathek abzurufen.