Über 30 Jahre lang flogen Luftwaffe und Marine den „Starfighter“ – 116 Piloten verunglückten tödlich. RTL hat das Drama nun verfilmt.

Ein Sommertag im Juni 1962. Auf einer Tribüne sitzt eine Gruppe junger Männer und Frauen, sie trinken Limonade, rauchen, lachen und verfolgen durch ihre Sonnenbrillen begeistert die Flugshow von vier Jagdbombern. Parallelflug, Loopings, jedes Kunststück der neuen Kampfflugzeuge vom Typ Lockheed F-104 sitzt. Plötzlich gehen sie ohne jede Vorwarnung zu Boden. Der erste einer langen Reihe von Abstürzen, die zur sogenannten Starfighter-Affäre führten.

Mit „Starfighter – Sie wollten den Himmel erobern“ hat RTL einen der größten Skandale der deutschen Nachkriegsgeschichte aufgegriffen: Entgegen dem Rat mehrerer Experten bestellte die damals junge Bundeswehr unter Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß (1915–1988) beim US-Rüstungskonzern Lookheed den Überschalljet F-104 Starfighter.

Die Unzufriedenheit mit dem Kinder-Küche-Kirche-Frauenmodell

Die Leidtragenden der Entscheidung für das umstrittene Modell waren die Piloten: Von den insgesamt 916 Starfighter-Jets, die die Bundesrepublik bis zur Ausmusterung am 22. Mai 1991 kaufte, stürzten 262 ab. 116 Piloten kamen dabei ums Leben. Hier setzt der RTL-Film an: Er liefert keine neuen Erkenntnisse in der Starfighter-Affäre, sondern gibt den Opfern und ihren Hinterbliebenen ein Gesicht.

Im Mittelpunkt steht die Geschichte von Bettina Altmann, gespielt von Picco von Groote (33). Sie verliebt sich Hals über Kopf in den Kampfpiloten Harry Schäfer (Steve Windolf, 33), verabschiedet sich für ihn vom Traum vom Studium, zieht aufs Land. Abgesehen von Führungsrangeleien in Harrys Staffel und Bettis latenter Unzufriedenheit mit dem Kinder-Küche-Kirche-Frauenmodell läuft ihr Leben in perfekten Bahnen: Harry und sie genießen die Swinging Sixties und ihre Liebe, heiraten, Betti wird schwanger.

Die immer häufiger auftretenden Abstürze verunsichern die beiden jedoch: Er zweifelt öffentlich daran, dass seine Kollegen Flugfehler machen, sie lebt in ständiger Angst um ihn. Unter dramatischen Umständen muss Harry sich zwischen ihr und der Luftwaffe entscheiden.

Witwe will den Absturz aufklären und wird zur Ausgestoßenen

Es kommt zur vorübergehenden Trennung, dann zur Entscheidung für die Liebe, und nach gut einer Stunde Film ist ein Happy End in Sicht – doch dann kommt Harry bei einem Absturz ums Leben. Betti will die mysteriöse Absturzserie im Alleingang aufklären. Der Verteidigungsminister zettelt eine Verleumdungskampagne gegen sie an, die anderen Witwen betrachten sie als Verräterin. Sie wird zur Ausgestoßenen.

Fazit: „Starfighter“ ist ein bisschen „Top Gun“, ein wenig „Erin Brockovich“ und ganz viel „Love Story“. An manchen Stellen trägt der Film etwas zu dramatisch auf, insgesamt ist er aber ein gut ­gemachter TV-Blockbuster. Am Donnerstag wird der Film um 20.15 Uhr bei RTL ausgestrahlt.