Köln. Mit „Club der roten Bänder“ ist die erste Vox-Serie auf Sendung. Das Format über krebskranke Kinder ist ein Gewinn fürs Fernsehen.

Scrubs, Grey’s Anatomy, Dr. House - es gibt dutzende Krankenhauserien. O.C. California, Gossip Girl, One Tree Hill – und mindestens ebenso viele Teenie-Serien. Die neue Vox-Serie „Club der roten Bänder“ ist anders, lässt sich keinem der beiden Genres zuordnen. Für das eine fehlen die selbstbezogenen Götter in Weiß, für das andere das oberflächliche Bin-ich-beliebt-Schulgeplänkel.

Krebs und Kinder – der Sender, der eigentlich für seichte Formate wie „Shopping-Queen“ oder „Ab ins Beet“ bekannt ist, widmet sich hartem Tobak. Jonas (Damian Hardung) ist 15 Jahre alt, eigentlich sollte er nur Mädchen, Freunde, Videospiele und sein Skateboard im Kopf haben. Doch als der Zuschauer ihn kennenlernt, rasiert er sich gerade den Schädel und nimmt Abschied von seinem bisherigen Leben. Jonas hat Krebs , muss sich deswegen den Unterschenkel amputieren lassen.

Als er seinem Zimmernachbarn Leo (Tim Oliver Schultz) davon erzählt, erwartet er Mitleid. „Ja, kann man nichts zu sagen.“ Doch Leo schlägt einfach nur seine Bettdecke zurück und präsentiert seinen Stumpf, auch ihm fehlt der Unterschenkel. Was Jonas noch bevor steht, hat er schon hinter sich. Neun Monate ist er bereits im Krankenhaus, die roten OP-Bänder an seinem linken Arm sind seine Trophäen.

„Club der roten Bänder“ – Ein Leben im Krankenhaus

„Du musst die Straßenklamotten ausziehen, sonst siehst du aus wie ein Besucher“, sagt Leo. Der richtige Moment, um sich unerlaubt aus dem Zimmer zu schleichen; den Ort, wo es Cola gibt; Unfallursachen raten in der Notaufnahme als Zeitvertreib – der krankenhauserprobte Leo nimmt den Neuen unter seine Fittiche. Die für Außenstehende kalt und steril wirkende Klinikwelt ist für die Jungs Zuhause.

Und weil das die Gesunden nicht verstehen können, suchen sie sich unter den anderen Patienten Leidensgenossen: Alex (Timur Bartels) mit Herzproblemen, die magersüchtige Emma (Luise Befort), den im Koma liegenden Hugo (Nick Julius Schuck) und Toni (Ivo Kortlang), der Asperger hat. Zusammen gründen sie eine Bande, den Club der roten Bänder.

„Club der roten Bänder“ erzählt ein ernstes Thema leicht

„Muss scheiße sein ohne Bein“, macht sich Alex über Leo lustig. „Muss scheiße sein ohne Hirn“, bekommt er als Antwort. Flapsige Sprüche, hier und da eine Beleidigung sind keine Seltenheit. Auch zum Tod haben die Jugendlichen eine ernüchternde Einstellung. Selbstmitleid und Sensibelchengehabe - Fehlanzeige. Sie feiern Abschiedspartys für amputierte Beine und liefern sich Rollstuhl-Rennen. Auch die Krankenhaus-Mitarbeiter teilen diese Attitüde. Den lustigen Pfleger Dennis hat man nach wenigen Szenen ins Herz geschlossen.

Ohne auf die Tränendrüse zu drücken, kommt die Geschichte um die sechs Teenager aber nicht aus, auch die ersten beiden Folgen sind voll davon. Doch es sind die kleinen Momente: Der Kuss der Mutter auf die Stirn ihres komatösen Sohnes, die Umarmung von der Schwester als sie ihrem Bruder Leo ansieht, dass der Krebs wieder da ist, der Tanz von Emma und Jonas am Abend vor der Bein-OP. Berührend und ohne zu dick aufzutragen werden diese Szenen gezeigt.

Sechs Charaktere mit eigener Geschichte

Jeder der sechs Charaktere hat seine spezielle Geschichte und seine Art mit einer Krankheit umzugehen. Vor allem Leo zieht den Zuschauer in seinen Bann. Wird er überleben? Wird er sich erneut gegen den Krebs stellen? Es ist erfrischend nicht dem jungen Assistenz-Arzt dabei zuzusehen, wie er Leben rettet, sondern die Bürde der Patienten mitzutragen. Hoffen, bangen, lachen, weinen – die Serie bietet das gesamte Emotionsspektrum. Und als Zuschauer muss man bereit sein, sich darauf einzulassen.

Die Zuschauer nehmen nicht nur Anteil am Schicksal der Jugendlichen, sondern auch an dem der Familien: Die wütende Hilflosigkeit des Karrierevaters, die Vorwürfe einer Mutter, die ihren Sohn nicht vor einem Unfall retten konnte.

„Club der roten Bänder“ könnte ein echter Gewinn sein

Ein wenig schräg und gewöhnungsbedürftig ist die Rolle des komatösen 11-jährigen Hugo. In seiner Zwischenwelt, einem Freibad, begegnet er den anderen Bandenmitgliedern. Für den Zuschauer ist er die Stimme aus dem Off, der einordnende Erzähler. Entweder man mag diese Art des Erzählens oder kann damit nichts anfangen – dazwischen wird es wenig geben.

Dafür dass sich Vox mit der ersten Eigenproduktion auf unbekanntes Terrain gewagt hat, ist der Beginn durchaus vielversprechend und hat das Potenzial ein echter Gewinn für die deutsche Serienlandschaft zu werden. Das zeigen auch erste Reaktionen auf Twitter:

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