Berlin . Schwarze Kassen, verdeckte Millionenzahlungen – kaum einer blickt beim DFB-Skandal noch durch. Ein klarer Fall für Schorsch Aigner.

Dunkle Gestalten hasten über das Vorfeld. Sie ziehen Trolleys hinter sich her. Die wackligen Bilder der Schulterkamera zeigen, wie mehrere Personen eilig eine Privatmaschine besteigen, die gleich abheben soll. Drinnen nimmt auf dem Sitz am Fenster ein Mann Platz, der spricht wie Franz Beckenbauer und er sieht auch ein bisschen aus wie Deutschlands Lichtgestalt. Ein Reporter raunt ihm zu: „Das wird natürlich Wellen schlagen, was wir hier besprechen. Das ist Ihnen doch klar, oder?“ Ein Hauch von Watergate liegt in der Luft. Man spürt: Hier soll Sensationelles enthüllt werden.

Der Mann, auf den sich die Kamera richtet, ist nicht Franz Beckenbauer – der Fußball-„Kaiser“ schweigt eisern seit Beginn der Affäre beim Deutschen Fußballbund über mutmaßliche Bestechung bei der Vergabe der WM 2006 an Deutschland. Für Beckenbauer redet Hans-Georg, genannt „Schorsch“, Aigner, den der Franz vor Jahrzehnten als sein Double engagierte und der seitdem immer wieder bei öffentlichen Auftritten oder bei Dreharbeiten für Werbespots als Doppelgänger für Beckenbauer einspringt. Zum Skandal um das „Sommermärchen“ 2006 stellt Aigner klar: „Der Franz ist der einzigste, der nichts, aber auch gar nichts damit zu tun hat. Es ist eine Tragödie.“

Eine Sternstunde des deutschen Fernsehens

Nun, Aigner ist natürlich auch nicht Aigner. Sondern Olli Dittrich. Der TV-Komiker, ein Meister der Verwandlung und unter anderem Erfinder des Imbissbuden-Philosophen „Dittsche“, ist in die Rolle der Kunstfigur „Schorsch Aigner“ geschlüpft – mal wieder.

Bereits im Sommer hatte Dittrich dem TV-Publikum den vermeintlichen Doppelgänger als „der Mann, der Franz Beckenbauer war“ präsentiert. Die im Stil einer TV-Dokumentation angelegte ARD-Satire wurde zu einer Sternstunde des deutschen Fernsehschaffens. Zeitweise schienen die Grenzen von Realität und Fiktion zu verschwimmen. Ist das da nun Dittrich, oder Aigner, oder Beckenbauer? An diesem Donnerstag nun legt Olli Dittrich nach.

Ein Muss – nicht nur für Dittrich-Fans

Leider zu vorgerückter Stunde, um 22.45 Uhr, sendet die ARD 15 Minuten lang jenes „Interview“ im Privat-Jet: „Das FIFA-Märchen: Fragen an Schorsch Aigner“. Es geht laut WDR, der die Sendung produziert, um „den wahren Zweck der dubiosen Geldtransfers – und wer alles davon profitierte“. Wenn die Sendung hält, was der kurze Trailer verspricht, darf man erneut mit einer grandiosen Vorstellung des „Aigner Schorsch“ rechnen. Ein Muss – nicht nur für eingefleischte Dittrich-Fans.