Berlin. Der neue Stralsund-Krimi erzählt die Geschichte einer Abrechnung. Der Geschichte fehlt es allerdings zu oft an der inneren Logik.

Es ist der Alltag des Krimizuschauers, Unwahrscheinliches zu verdauen. Nur den Figuren sollte man schon glauben, und die Handlung braucht eine innere Logik. Wo es unplausibel wird, da wird es schnell egal. Das ist das Problem dieser siebten Folge der „Stralsund“-Reihe, die wie auch die vorigen Episoden von Martin Eigler und Sven Poser geschrieben wurde.

Der Pächter einer Tankstelle wird erschossen. Es ist eine Hinrichtung aus kurzer Distanz mit mehreren Schüssen in die Brust. Wir sehen die Täterin auf den Bildern der Überwachungskamera. „Das ist Lisa Becker“, sagt Kommissarin Petersen (Katharina Wackernagel). Die beiden kennen sich von früher: Becker ermordete Petersens Chef und brach wenige Wochen nach Ablauf ihrer Strafe wieder aus. Warum eigentlich? Das bleibt so unklar wie vieles andere auch.

Figur lässt Nuancen vermissen

Aber wir nehmen zur Kenntnis, dass Lisa Becker (Bernadette Heerwagen) auf einem Rachefeldzug ist. Es ist ihr egal, dass sie mit dem Ausbruch und dem Mord vor laufender Kamera ein Bewerbungsschreiben für eine lebenslange Rückkehr ins Gefängnis verfasst. Dann nehmen wir es auch hin, dass sie danach gleich ihre Mutter im Pflegeheim besucht, um dort in aller Öffentlichkeit ihre Festnahme zu riskieren. Kann ja sein, psychotische und irrationale Menschen soll es geben.

Aber dafür lässt diese Figur zu viele Nuancen vermissen. Starrend und bleich steht sie vor uns und hebt die Waffe. Die Kommissare finden heraus, dass sie in der JVA Umgang mit ihrem Exfreund hatte, der – nanu? – gerade aus der Haft entlassen wird. Ein Bösewicht mit schwarzen Hulk-Hogan-Bart und tätowierter Spinne am Hals. Lisa Becker hat freilich anderes im Sinn. Sie tötet noch jemanden und dann noch jemanden. Außerdem will sie durchbrennen mit der Psychologin Martina Görges (Jasmin Gerat), die sie im Gefängnis betreut hat. Die beiden sind ein Paar und planen ein gemeinsames Leben. Die Psychologin versteckte dafür sogar, grandioser Quatsch auch das, irgendwo dicke Geldbündel.

Hinter dem Geld ist Mister Spinnentattoo her, der irgendwie davon Wind bekommen hat und außerdem von Eifersuchtsattacken auf das lesbische Pärchen geplagt wird. Das soll der Motor sein, der die Spannung antreibt. Aber die schiere Masse an Klischees und Widersprüchen wirkt wie ein Kolbenfresser.

ZDF Sonnabend 20.15 Uhr