In “Das Labyrinth“ brilliert der kürzlich verstorbene Dieter Pfaff neben weiteren großartigen Schauspielern als von Liebeskummer geplagter Psychiater.

Das Blut läuft wie ein Wildbach aus der Nase. Jens hat zugeschlagen. Mit Wucht. Fassungslos schaut er in das Gesicht seiner Freundin Andrea und sieht, was er angerichtet hat. Wieder hat er sich nicht beherrschen können. "Du brauchst Hilfe", sagt sie mit monotoner Stimme. Jens wendet sich an Dr. Bloch. Er weiß, dass er seine zudem noch schwangere Freundin verlieren wird, wenn er seinen Jähzorn und seine unkontrollierten Gewaltausbrüche nicht in den Griff bekommt.

Obwohl Blochs Terminkalender randvoll ist, versucht er dem adretten Mathematiker zu helfen. Doch die Therapie gestaltet sich schwierig. Der Psychologe muss erkennen, dass das vermeintliche Opfer ein sehr viel größeres Problem hat als sein Patient. Andrea zeigt sich als extrem destruktiver Mensch, die lügt und manipuliert und auch ihre Schwangerschaft nur vorgetäuscht hat. Schwierig wird die Situation für Bloch, als sie ihn bei der Polizei eines sexuellen Übergriffs beschuldigt.

"Das Labyrinth" heißt der vorletzte Fall der Bloch-Reihe mit dem in der vergangenen Woche an Lungenkrebs gestorbenen Dieter Pfaff in der Titelrolle. Zum letzten Mal können Fans den schwergewichtigen Psychotherapeuten am 24. April in der Folge "Die Lavendelkönigin" sehen, dann mit Anna Maria Mühe als seinem Gegenüber.

Der Titel der aktuellen Folge bezieht sich nicht nur auf das Gestrüpp, in dem Blochs Patienten sich verheddert haben. Auch in seinem Leben ist einiges in Schieflage gekommen. Bloch stellt fest, dass seine Lebensgefährtin Clara (Ulrike Krumbiegel) ihn mit einem jüngeren Kollegen betrügt. Zu sehr ist er in seiner Arbeit aufgegangen und hat dabei die Frau an seiner Seite vernachlässigt. Als er ihr einen Blumenstrauß zur Arbeit bringen will, sieht er sie Händchen haltend und turtelnd - ein Anblick, der ihn tief verletzt.

In seiner vorletzten Rolle als Bloch sind noch einmal Pfaffs schauspielerische Facetten zu sehen, die die Grundlage für seinen Erfolg bilden. In "Das Labyrinth" zeigt seine sonst so selbstsichere Fernsehfigur Angst, als er mit den Vorwürfen der aggressiv auftretenden Andrea konfrontiert wird. Und Schmerz, als er merkt, dass seine Liebe zu Clara den Bach hinuntergeht.

"Ich interessiere mich für Menschen mit Rissen. Ich wollte zeigen, dass auch Psychologen nur Menschen sind und nicht immer für jeden Patienten die volle Kraft haben", sagt der israelische Regisseur Dror Zahavi über seine erste Arbeit mit Pfaff. Der darf diesmal Schwäche zeigen, etwa, wenn er vor Wut ein Glas zerbricht oder wenn er Andrea droht: "Sie wollten Krieg, sie kriegen Krieg."

Die an einer Psychose leidende Andrea wird von Birgit Minichmayr gespielt, einer der herausragenden deutschen Theater- und Filmschauspielerinnen. In "Das Labyrinth" sagt ihr Ex-Mann (Peter Jordan, ehemaliger Thalia-Schauspieler) über diese Andrea: "Sie ist eine Sau." Und genau die lässt Minichmayr raus. Von einer Sekunde auf die andere verwandelt sie sich von einem zuckersüßen schnurrenden Kätzchen in eine wild fauchende Raubkatze, die ihre Krallen nicht nur zeigt, sondern mit ihnen zuschlägt und schlimme Verletzungen zufügt. Gleichzeitig spielt sie einen misstrauischen Kontrollfreak. Hinter ihrer Exzentrik hält sie ein lange gehütetes Familiengeheimnis verborgen. "Mir gefällt an der Geschichte, dass sie nicht mit allzu einfachen Erklärungen für die Probleme der Figuren aufwartet, und dass sie ziemlich düster ist", sagt Minichmayr.

Mit Devid Striesow hat Minichmayr einen Wunschpartner an ihrer Seite. Er spielt Jens als zutiefst verunsicherten Menschen, der spürt, dass er der Auseinandersetzung mit der psychotischen Geliebten nicht gewachsen ist. Sie spielt mit ihm, und im Laufe der Handlung wird immer deutlicher, dass die Schläge, die er austeilt, Teil gegenseitiger Quälereien sind, die durchaus sadomasochistischen Charakter haben. Striesows Figur zieht trotz seiner Gewalttätigkeiten die Sympathien auf sich, weil er so hilflos ist. "Ich bin Mathematiker. Sie hat mir alles beigebracht. Ich will sie nicht verlieren, ich bekomme so jemand nie wieder", gesteht er Bloch seine Angst vor der Einsamkeit.

Dass dieser Geschlechterkampf funktioniert, liegt an der Qualität aller vier Protagonisten. Gleichzeitig macht dieses Fernsehspiel deutlich, wie weit Persönlichkeitsstörungen zurückliegen können. Das Verhalten von Jens und Andrea resultiert aus Erlebnissen aus ihrer Kindheit und dem Fehlverhalten ihrer Eltern. "Ich bin überzeugt, dass diese Risse in der Kindheit entstehen", sagt Dror Zahavi. Der Regisseur lobt das Ensemblespiel seiner Schauspieler, das für so ein Kammerspiel von großer Wichtigkeit ist. Besonders angetan war er jedoch von seiner Hauptdarstellerin Birgit Minichmayr: "Ich kannte ihre Vielseitigkeit aus ihrer Theaterarbeit und halte sie für eine grandiose Schauspielerin, die einfach alles spielen kann. Außerdem hat sie die besondere stimmliche Anlage und physische Präsenz, die eine solche Rolle erfordert."

"Bloch: Das Labyrinth" ARD, 13. März, 20.15