Die neue Folge der ARD-Reihe “Bloch“ erzählt von einer Manisch-Depressiven - und ist auch beim 22. Auftritt von Dieter Pfaff sehenswert.

Hamburg. Es gab schon immer viele gute Gründe, Filme mit Dieter Pfaff anzusehen. Die Beiläufigkeit etwa, die er gegen jede Form von Großgestentum setzt; die Unbedingtheit, mit der er sich in seine Rollen hineinwirft und ihnen eine Daseinsberechtigung inmitten der Fernsehweltbanalitäten erstreitet. Heute Abend findet sich ein weiterer Grund, eine neue Folge der ARD-Reihe "Bloch" nämlich. Pfaff mag als Therapeut Maximilian Bloch äußerlich zwar wie ein Hamster wirken, den man aus dem Winterschlaf gezerrt hat, innerlich ist er hellwach, mit einem ausgeprägten Gespür für emotionale Nuancen beschenkt. Als Patientin bekommt er es in "Heißkalte Seelen" (Buch: Silke Zertz, Regie: Michael Verhoeven) mit der jungen Mutter und Ehefrau Rike zu tun, gespielt von Katharina Schüttler. Rike ist manisch-depressiv, tanzt mal die Nächte jenseits aller Promillegrenzen durch und streicht nebenbei das Wohnzimmer pink; am nächsten Tag will sie sich das Leben nehmen.

Trotz viel guten Zuredens weigert sie sich, eine Therapie zu machen - denn hey, ist doch toll, ein impulsiver Mensch zu sein, der auf Konventionen pfeift. Kein leichter Job für Bloch also, der sich auf Bitten des Ehemanns der Patientin annähert. Katharina Schüttler erweist sich als ideale Besetzung für diese Rolle zwischen allen Gemütszuständen. Sie spielt nicht "irre", sondern macht die innere Zerrissenheit der jungen Frau sichtbar, die ihre Angst hinter einer dicken Wand aus aufgesetztem Selbstbewusstsein verdrängt.

"Heißkalte Seelen", der seine Premiere auf dem Filmfest Hamburg feierte, ist auch deshalb so gelungen, weil er nicht einfach ein Krankheitsbild abfilmt und Aufklärungsunterricht auf dem Bildschirm betreibt. Er erzählt, gut recherchiert, ein Einzelschicksal und schafft es dabei, die dramaturgische Spannung niemals aus den Augen zu verlieren. Der Schlüssel zu Rikes Zustand ist letztlich ihr so verständnisvoller wie treusorgender Vater (Rainer Bock), der seiner Tochter stets das Gefühl gibt: Du bist nicht krank. Eine Tasse heißer Tee, und du bist bald wieder auf den Beinen. Wie fatal diese Haltung für die unfreiwillige Patientin ist, erkennt einzig Bloch. Dass die Therapeutenreihe sich schon so lange in der ARD hält, ist vor allem der Hauptfigur zu verdanken, die hinguckt, wo andere wegschauen. Die weiß, was es im Leben zu gewinnen gibt, wo andere nur die Verluste sehen.

"Bloch - Heißkalte Seele" Mi 7. November, 20.15 Uhr, ARD