Für Medienwächter aus Hamburg-Schleswig-Holstein ist Zuständigkeit für den Sender ein großer Image-Gewinn. Neue Sendelizenz zum Januar.

Hamburg. Als sich am 21. Februar der Rechtsvorstand der ProSieben Sat.1 Media AG, Conrad Albert, zusammen mit einem Mitarbeiter auf den Weg nach Norderstedt machte, war er im Begriff, Mediengeschichte zu schreiben - zumindest ein bisschen. Die beiden wollten Thomas Fuchs, dem Direktor der dort ansässigen Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein (MA HSH) ihre Aufwartung machen, um sein Haus als zuständige Aufsichtsbehörde für ihren Sender Sat.1 zu gewinnen, für den bisher die Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) in Mainz verantwortlich ist. Die Reise war ein voller Erfolg: Zum 1. Januar 2013 werden die Norderstedter Sat.1 eine neue Sendelizenz erteilen.

Es geschieht höchst selten, dass ein TV-Sender die für ihn zuständige Landesmedienanstalt wechselt. Genau genommen ist dies in der Geschichte des deutschen Privatfernsehens erst ein einziges Mal vorgekommen: 1996 wechselte ProSieben von der Unabhängigen Landesanstalt für das Rundfunkwesen in Kiel, die 2007 in der MA HSH aufging, zur Medienanstalt Berlin-Brandenburg. Damals suchte der Sender das Weite, weil in Schleswig-Holstein ein neues, verschärftes Mediengesetz auf den Weg gebracht worden war.

Die Gründe für den Wechsel von Sat.1 sind andere: "In Hamburg und Schleswig-Holstein wird eine zukunftsorientierte und liberale Medienpolitik gemacht", sagt ProSieben-Sat.1-Vorstand Albert. "Das finden wir gut." Der TV-Manager verhehlt aber auch nicht, dass Sat.1 zuletzt Probleme mit der Mainzer LMK hatte. So streitet der Sender derzeit vor Gericht mit der Behörde über die gesetzlich vorgeschriebenen Sendezeiten für unabhängige Dritte. Sie werden von der LMK mit schöner Regelmäßigkeit an die DCTP des Filmemachers Alexander Kluge und an die Mainzer Produktionsgesellschaft News and Pictures des TV-Kaufmanns Josef Buchheit vergeben. Insbesondere die ständige Lizenzierung der Buchheit-Firma nervt den Sender. Schließlich soll News and Pictures, wie es in Branchenkreisen heißt, für das Wissensmagazin "Planetopia" und das Frühstücksfernsehen "Weck Up" Sat.1 Preise in Rechnung stellen, die etwa 50 Prozent über den marktüblichen Tarifen liegen.

+++ Sat.1 wird bald von Norderstedt aus beaufsichtigt +++

Mit dem Wechsel nach Norderstedt ist die Vergabe der Sat.1-Drittsendezeiten für den Zeitraum Juni 2013 bis Juni 2018 hinfällig, wegen der derzeit vor Gericht gestritten wird. Damit ist der Nachrichtensender N24 des ehemaligen "Spiegel"-Chefredakteurs Stefan Aust ebenso wieder im Spiel wie die Produktionsgesellschaft Meta Productions von Sat.1-Moderator Ulrich Meyer. Beide hatten sich vergeblich um die Drittsendezeiten beworben und gegen den Ablehnungsbescheid geklagt.

Bisher ist die MA HSH Aufsichtsbehörde von nur zwei bundesweit sendenden TV-Kanälen: von der Pay-TV-Plattform Sky und dem Kindersender Nickelodeon. Für die Anstalt ist die Lizenzierung von Sat.1, dem nach RTL zweitgrößten deutschen Privatsender, vor allem ein großer Image-Gewinn. Standortpolitische Gegenleistungen seitens des Senders wird es nicht geben. Dergleichen wurde von der MA HSH auch nicht verlangt.

Ansprechpartner der MA HSH in Sachen Sat.1 wird übrigens nicht der Sender selbst, sondern die ihm übergeordnete Holding Pro Sieben Sat.1 TV Deutschland GmbH sein. MA-HSH-Direktor Fuchs begrüßt das, weil auf dieser Ebene und nicht beim Sender selbst das Programm geplant werde. Ab 1. Januar werden generell alle Lizenzen von der Holding und nicht wie bisher von den einzelnen TV-Kanälen der Senderfamilie neu beantragt.

Abgesehen von den Veränderungen bei Sat.1 fällt auf, dass auch der bisher in Berlin lizenzierte Frauensender Sixx sich verändert: Ihn zieht es zur Bremischen Landesmedienanstalt. "Das ist aber kein Votum gegen Berlin, sondern eines für Bremen", sagt ProSieben-Sat.1-Mann Albert.