Theater Hamburg

Kammeroper ist in der nächsten Saison besonders mutig

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Marius Adam, Intendant des Allee Theaters an der Max-Brauer-Allee in Hamburg

Marius Adam, Intendant des Allee Theaters an der Max-Brauer-Allee in Hamburg

Foto: Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Um mehr Menschen in sein Allee Theater zu locken, hat Marius Adam für die kommende Spielzeit ein originelles Programm ausgeheckt.

Hamburg.  Als er kürzlich seine Eltern in Rumänien besucht hat, wollte Marius Adam bei der Gelegenheit eigentlich auch in die Oper gehen. In Cluj-Napoca, wo es zwei große Häuser gibt. Aber: alle Vorstellungen schon lange ausverkauft. Keine Chance. Tja. Solche Probleme hätte Adam auch gern an seiner eigenen Bühne. „Was machen die dort anders?“, fragt der Intendant des Allee Theaters beim Treffen im Foyer, mit Blick auf die Max-Brauer-Allee. „Wie viele Theater kämpfen wir hier immer noch um die Rückkehr der Zuschauerinnen und Zuschauer. Es ist seit der Pandemie schwerer geworden, sie zu motivieren. Aber wenn sie dann da sind, schwärmen sie meistens davon, wie schön es ist, Kultur live zu erleben!“

Um künftig wieder mehr Menschen in den urigen Saal mit den rotgoldenen Plüschsesseln zu locken, hat Marius Adam auch für die kommende Saison ein feines und originelles Programm ausgeheckt. Mit den eigenen Akzenten, wie sie fürs Allee Theater typisch sind – ob in den Vorstellungen des Kindertheaters oder in den Erwachsenen-Produktionen der Kammeroper.

Theater Hamburg: Besonders ein Opernränkespiel ist eine echte Entdeckung

Letztere startet Anfang Oktober mit der Deutschen Erstaufführung der Oper „I due Figaro“ von Saverio Mercadante. „Das ist eine Fortsetzung der Story von ,Figaros Hochzeit’“, erklärt Adam. „Sie setzt 16 Jahre später an. Alle Personen sind noch dabei, außerdem haben der Graf und die Gräfin jetzt eine Tochter, Inez. Und die soll einen vermeintlich wohlhabenden Mann heiraten.“

Aber der ist natürlich gar nicht reich, sondern ein mittelloser Schwindler, den der eifersüchtige Cherubino gerade noch rechtzeitig vor der Zwangshochzeit enttarnt. Dieses Opernränkespiel ist eine echte Entdeckung, schwärmt Adam – auch wegen der Musik von Mercadante. „Die schönen Kantilenen, der Witz, die Spritzigkeit: Das klingt, als hätte man das Beste von Rossini, Donizetti und Bellini in einem Stück zusammengebracht. Und der besondere Clou ist das spanische Flair. Es gibt einen Bolero, es gibt einen Fandango und viele volkstümliche Farben. Alfonso Romero Mora wird das Stück inszenieren, das passt natürlich wie die Faust aufs Auge.“

Kammeroper: In zwei Neuproduktionen übernimmt der Intendant selbst die Regie

Bei den beiden anderen szenischen Neuproduktionen übernimmt Adam selbst die Regie. Zur Weihnachtszeit, Mitte Dezember präsentiert er wieder eine Operette, mit Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“. Da sollen sogar, ganz stilgetreu, zwei echte Can-Can-Tänzerinnen die Beine schwingen.

Anfang März kommt Verdis großes Drama „La Traviata“ auf die kleine Bühne. Und zwar in italienischer Sprache. Damit weicht die Kammeroper zum ersten Mal in ihrer Geschichte vom eisernen Prinzip ab, szenische Produktionen immer in einer deutschen Übersetzung zu präsentieren. Ganz schön mutig. Aber das weiß Adam selbst. „Wenn ich es jetzt nicht mache, werde ich nie rausfinden, ob unser Publikum da mitgeht. Es ist musikalisch einfach viel schöner im Original. Weil es nicht diese harten Konsonanten gibt und die Melodien auf Italienisch viel besser fließen.“

Theater für Kinder: Zum ersten Mal gibt es eine Premiere von „Peter und der Wolf“

Ein erstes Mal gibt’s auch – etwas überraschend – mit der Premiere von „Peter und der Wolf“. Der Familien-Klassiker startet im März 2024, im Theater für Kinder ab drei Jahren.

Dass die liebevoll inszenierten Kinderproduktionen am Allee Theater nicht bloß in der Weihnachtszeit laufen, sondern während der ganzen Saison, möchte Adam gerne noch bekannter machen. Ein wichtiges Anliegen, erst recht, weil viele junge Menschen durch die Corona-Lücke noch gar keine Theatervorstellungen erlebt haben.

Theater Hamburg für Kinder: Saison beginnt mit „Der kleine Mozart“

Die Kindertheater-Saison beginnt Mitte September mit der Wiederaufnahme von „Der kleine Mozart“. Für Adam „eine tolle, lustige Produktion, die den Komponisten auf den verschiedenen Stationen seiner Kindheit begleitet“.

Als Märchen zur Weihnachtszeit bringt Adam die Geschichte von Dornröschen auf die Bühne, mit der wenig bekannten Musik von Engelbert Humperdinck. Das Allee Theater findet also auch hier einen eigenen Ansatz – ebenso wie mit der Märchenoper „Prinzessin Turandot“, frei nach Puccini. „Barbara Hass hat in ihrer Bearbeitung das originale Märchen aus ,Tausendunein Tag’ als Grundlage gewählt“, betont Adam. „Das ist nicht so grausam wie das Libretto von Puccinis Oper.“ Und damit natürlich kinderfreundlicher.

Als Prinz Calàf ist der Tenor Berus Komarschela in vielen Vorstellungen zu erleben. Einer jener jungen Sängerinnen und Sänger, mit denen Adam sein erfahrenes Ensemble immer wieder erweitert – und versucht, den Andrang an der Kasse des Allee Theaters möglichst wieder in Richtung Vor-Corona-Niveau zu heben.

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