Berlin. Der in Hamburg geborene Schriftsteller Kant war in der DDR bekannt geworden. Nach der Wende wurde er für seine Nähe zum Politbüro kritisiert.

Der Schriftsteller Hermann Kant („Die Aula“) ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 90 Jahren in einem Krankenhaus in Mecklenburg-Vorpommern. Das teilte seine Verlegerin Simone Barrientos mit.

Kant gilt als einer der wichtigsten DDR-Schriftsteller und war ein einflussreicher Funktionär in der ostdeutschen Kulturszene. Viele Jahre war er Vorsitzender des DDR-Schriftstellerverbandes und Mitglied im Zentralkomitee der SED. Seine Romane „Die Aula“, „Das Impressum“ und „Der Aufenthalt“ erzielten in der DDR Millionenauflagen.

Gegenüber regimekritischen Schriftstellern der DDR zeigte sich Kant kritisch, er galt als Vertrauter des SED-Politbüros. Zudem betätigte er sich als Spitzel, unter anderem überwachte er den Literaturnobelpreisträger Günter Grass. Vorwürfe, für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet zu haben, bestritt Kant stets, seine Rolle als Inoffizieller Mitarbeiter gilt heute jedoch als gesichert.

Kant wurde wegen seines Sprachwitzes auch im Westen gelesen

Der Aufbauverlag schätzt den Autor als wortgewandten Chronisten der DDR-Zeit: Kaum jemand habe den Apparat, den sich die DDR-Gesellschaft aufgebaut hat, so kompetent beschrieben wie Kant und ebenfalls so ironisch.

Kant war am 14. Juni 1926 in Hamburg geboren worden, seine Eltern gingen mit ihm 1940 nach Parchim in Mecklenburg. Anfang des Jahres war der betagte Autor aus seinem Haus im mecklenburgischen Prälank ins betreute Wohnen nach Neustrelitz gezogen.

Der berühmteste Roman des DDR-Schriftstellers war „Die Aula“ (1965). 650.000 Bücher sind nach Angaben des Berliner Aufbau-Verlages davon verkauft worden, das Werk wurde in 15 Sprachen übersetzt. Wegen seines Sprachwitzes zählte der Roman selbst im Westen teils zur Schullektüre. (dpa/aba)