Salzburg. Simon Stones‘ „Überschreibung“ der „Medea“-Tragödie spielt auf der TV-Thriller-Set-Bühne des Großen Festspielhause.

Bildhübsch gefilmte Szenen einer Scheidung, in geschmackssicher gefilmtem Schwarzweiß, sind als Rückblende-Ouvertüre zu sehen. Erste Einblicke in die Salzburger Society, wo man eine Luxus-Villa am See haben sollte, und alles andere mindestens doppelt. Wo dieses Besitz-Denken erst recht für die Accessoire-Frauen gilt – doch nur, solange sie sich dem Gatten und den Umständen unterordnen. Simon Stones‘ „Überschreibung“ der „Medea“-Tragödie für seine „Medée“-Version spielt bis in den wahrscheinlich echt vergoldeten Wasserhahn auf der TV-Thriller-Set-Bühne des Großen Festspielhauses im Hier und Jetzt statt im Korinth des Euripides. Die Fallhöhe, die bleibt.

Der Regisseur ist bekannt dafür, wuchtige Stoffe schnittig passend zu verorten. Um noch mehr Erzähl-Drive ins mythische Drama zu bekommen, hatte er die pathetischen Alexandriner-Textpassagen des Cherubini-Originals durch SMS-Einblendungen und Mailbox-Nachrichten Medeas an ihren Ex-Mann Jason ersetzt. Sie redet, bittet, fleht, droht und orakelt unabgehört ins Leere, immer wieder.