Hamburg. Der junge Dirigent Gábor Káli sprang im Großen Saal für Grandseigneur Iván Fischer ein und machte seine Sache unfassbar gut.

Kleine Völker sind besonders darauf angewiesen, sich auf die eigene kulturelle Identität zu besinnen. Diese Selbstvergewisserung muss nicht die Fratze des Nationalismus tragen wie die Politik von Ungarns amtierendem Präsidenten. In der Elbphilharmonie war sie jetzt in herzergreifender Anmut zu erleben: Die Mädchen des Kinderchores Cantemus aus dem ungarischen Nyíregyháza stellten sich in Trachtenkleidern zwischen die Musiker des Budapest Festival Orchestra und bezauberten das Publikum mit zwei- und dreistimmigen Chören von Béla Bartók, erst ohne und dann mit Orchesterbegleitung.

Die Musik hat der Komponist in Feldforschungen der ländlichen Bevölkerung abgelauscht, transkribiert und verarbeitet und sich aus diesem Schatz immer wieder bedient. Welch kluge Idee, ausgerechnet diese schlicht-raffinierte Musik in den Mittelpunkt des ersten von zwei Bartók-Abenden zu stellen, für die das Orchester angereist war.