Drei Brüder einigen sich per Treueschwur “Allens för Mama“ in Stefan Vögels unterhaltsamer Satire auf Entführungskrimis und Reality-TV.

Hamburg. Unversehens wird das Opfer zur Täterin. In "Allens för Mama", Stefan Vögels Satire auf Entführungskrimis und Reality-TV, übernimmt Geisel Konstanze Papenburg das Kommando über das trottelige Kidnapper-Trio. Was der plattdeutschen Erstaufführung am Ohnsorg-Theater an Thriller-Action und -Spannung fehlt, ersetzen die Darsteller durch präzise Charakterzeichnung und lustig ausgespielte Situationskomik. Viel Applaus für die amüsante Premiere in Dirk Böhlings zügiger Regie.

"Nicht in den Finger beißen", quengelt Manni. Der ganze Kerl macht zwar seinem Name Ehre, erweist sich jedoch als wehleidiger Angsthase, der unterm Pantoffel seiner Frau steht. Oskar Ketelhut schmollt wie ein verzogenes Kind und dreht durch, sobald er Knast oder Polizei hört. Dafür macht sein kleinerer Bruder Wölfi (Nils Owe Krack) auf harten Motorrad-Macker: Lederkluft, aber leere Birne. Eine saukomische Biker-Parodie. Zwischen den beiden Streithähnen schlichtet Herbert. Manfred Bettinger rebelliert halbherzig gegen Frauendominanz, ist aber zugleich darauf fixiert. Ein kurzer strenger Konstanze-Blick Uta Stammers - und das Weichei pariert. Bettinger, ein Spezialist für "mutige" Versager, gelingt eine köstliche Studie.

Die dusselige Dreier-Bande fordert für die Freilassung der Geisel 120.000 Euro als Trostpflaster für ein Unrecht, das die Firma der Mama antat. Ahnungs- und planlos vermasseln die Brüder den Coup und befinden sich bald in der Hand der Entführten. Weil sie aber unfreiwillig ein Wiedersehen zwischen Konstanze und ihrem Sohn Christian, dem Moderator einer Show, die Familien versöhnt, bewirken, solidarisiert sich das Opfer mit den Tätern. "Die Entführung ist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist."

Der mit Handschlag besiegelte "Mama-Schwur" hat für die Muttersöhnchen unerwartete Folgen. Der smarte "Glattsnacker" Christian (mit telegenem Dauergrinsen: Christian Richard Bauer) verpflichtet sie für seine Fernsehschau. Nicht umsonst hat Bühnenbildnerin Félicie Lavaulx-Vrécourt das "Rote Sofa" des "Hamburg Journals" in die vergammelte Bruchbude gestellt. Sie wird rasch zur Location für Christians Live-Show umfunktioniert.

Stefan Vögel scheint nicht viel übrig zu haben für seine Geschlechtsgenossen, die er sämtlich als Schwachköpfe vorführt. Dafür steht Uta Stammer ihren Mann im schnittigen Business-Hosenanzug. Locker schüttelt sie die Handschellen ab und übernimmt das Ruder. So gewinnt die gewiefte und zielstrebige Firmenchefin nicht nur ihre Freiheit wieder, sondern auch den abtrünnigen Sohn zurück.

Mag das Entführungsabenteuer der drei Loser auch konstruiert, schwach und unwahrscheinlich wirken, dient es den Ohnsorg-Komödianten doch dazu, ihre Stärken voll auszuspielen und sich in bestem Licht zu zeigen.

"Allens för Mama" bis 2.3., Ohnsorg-Theater, Karten unter T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de

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