Jirka Zett ist ein Nachwuchsstar mit großer Zukunft. Heute und morgen gastiert er mit dem Deutschen Theater Berlin auf Kampnagel.

Hamburg. Das Thalia-Theater war für Jirka Zett immer ein besonderer Ort. Oft fuhr er als Schüler in das Haus am Alstertor, um in der Intendanten-Ära von Ulrich Khuon Schauspieler wie Fritzi Haberlandt, Peter Kurth oder Felix Knopp zu erleben. Vor ein paar Wochen stand er zum ersten Mal selbst dort auf der Bühne - in Shakespeares "Richard III." mit Michael Maertens in der Titelrolle. Jirka Zett, in Hamburg geboren, gehört inzwischen zur A-Liga der jungen deutschen Schauspieler. Heute und morgen gastiert er wieder in Hamburg. Diesmal auf Kampnagel bei zwei ausverkauften Vorstellungen von Tschechows "Die Möwe".

Dem Theater galt schon immer sein Interesse. Aber Schauspieler werden? Jirka Zett schüttelt den Kopf mit den etwas verwuschelten hellblonden Haaren. "Ich dachte, um Schauspieler zu werden, muss man von klein auf schon ganz viel geübt haben, so wie Musiker", erzählt er. Also studierte er nach Abitur und Zivildienst erst einmal Germanistik, Biologie und Darstellendes Spiel in Rostock. "Aber nach einem halben Jahr hatte ich das Gefühl, dass ich es wenigstens einmal an einer Schauspielschule versuchen sollte." In Rostock und Leipzig klappte es nicht, aber die renommierte Ernst-Busch-Schule in Berlin nahm den schlaksigen Studenten sofort auf. Inzwischen ist Jirka Zett am Schauspielhaus Zürich engagiert.

Aufgewachsen ist Jirka Zett in Bargteheide. Die Kleinstadt zwischen Hamburg und Lübeck scheint ein gutes Pflaster für Theater- und Filmleute zu sein, denn auch Schauspieler David Kross und Regisseur Detlev Buck sind dort zur Schule gegangen. Buck hat den 22-jährigen Kross entdeckt, der acht Jahre ältere Zett hingegen fiel dem Theaterregisseur Jürgen Gosch auf. Der sah Jirka Zett in einem Film von Angela Schanelec und verpflichtete den damaligen Schauspielschüler für eine Inszenierung von "Was ihr wollt" in Hannover. Nach Hamburg kommt Zett heute mit der letzten Inszenierung von Jürgen Gosch: "Die Möwe" feierte im Dezember 2008 Premiere und steht immer noch auf dem Spielplan des Deutschen Theaters Berlin

Jirka Zett spielt in der "Möwe" den Konstantin, einen jungen Mann, der sich als Theaterregisseur versucht. Damals wurde der junge Schauspieler von Gosch förmlich ins kalte Wasser gestoßen, denn er stand (und steht) mit berühmten Kollegen wie Corinna Harfouch und Christian Grashof auf der Bühne. "Das war schon unglaublich für mich, mit so herausragenden Schauspielern zu spielen. Jürgen Gosch verdanke ich sehr viel. Durch ihn konnte ich mein Selbstbewusstsein entwickeln", sagt Zett.

Für den zurückhaltenden Schauspieler bedeutete "Die Möwe" den Durchbruch. Nach dem Abschluss an der Ernst-Busch-Schule lagen ihm diverse Angebote vor. Zett entschied sich für Zürich, wo Barbara Frey als Intendantin wirkt. "Ich fühle mich sehr wohl dort. Ich bin aber oft hier um Norden, um meine Familie und Freunde zu besuchen." Gelegenheiten, ihn in Hamburg noch einmal zu erleben, wie jetzt gleich zweimal beim Theater-Festival, wird es demnächst nicht viele geben. Zett hat seinen Vertrag in Zürich bis 2014 verlängert.