Der Pariser Flughafen “Orly“ spielt die Hauptrolle in Angela Schanelecs gleichnamigem Film.

Der Pariser Flughafen "Orly" spielt die Hauptrolle in Angela Schanelecs gleichnamigem Film. Fast dokumentarisch fängt sie das geschäftige Treiben ein. An der Oberfläche geschieht wenig. Aber Schanelec ist eine Meisterin des dramatischen Subtextes. Kunstvoll unterläuft sie die klassischen Konventionen des Erzählkinos.

In den Wartesitzreihen wecken eine frustrierte, in Kanada lebende Französin und ein Musikproduzent in einem kurzen Plausch Sehnsüchte im Gegenüber. Zwei Rucksacktouristen reden kunstvoll aneinander vorbei und ignorieren die zwischen ihnen gewachsene Leere. Ex-Thalia-Ensemblemitglied Maren Eggert mimt eine allein reisende Frau, die das Lesen eines Abschiedsbriefes aufschiebt. Fern von Klischees begegnen sich eine Mutter und ihr heranwachsender Sohn. Er beichtet seine Homosexualität, sie einen Ehebruch.

Der Naturalismus in "Orly" wirkt nur scheinbar unspektakulär. Schanelec nutzt ihn, um auf authentische Weise von Möglichkeiten des Lebens zu erzählen.

Empfehlung: empfehlenswert Orly D/F 2010, 84 Min., ab 12 J., R: Angela Schanelec, D: Natacha Régnier, Bruno Todeschini, Mireille Perrier, Maren Eggert, Jirka Zett, im 3001 Kino; www.orly-der-film.de